
Sechs bis acht Lesungen pro Jahr. Oftmals seien es Krimis, die in der Achimer Buchhandlung Hoffmann für spannungsgeladene Atmosphäre sorgten, erklärte deren Inhaber Veit Hoffmann. Diesmal habe er sich jedoch ganz bewusst für die autobiografische Story des niederländisch-indischen Autors Ernest van der Kwast entschieden – eine „wunderbar wahre Geschichte“. Schon zum zweiten Mal in Achim, traf der 37-Jährige am Freitagabend mit feinsinnigem Humor den Geschmack seiner Zuhörer, deren Zahl wegen der anhaltenden Hitze auf unter 20 begrenzt blieb.
„Mama Tandoori“ lautet der Titel des Romans, in dem van der Kwast seine Familie vorstellt. Bollywood-Star Onkel Sharma gehört ebenso dazu wie Tante Jasleen, eine einstmals erfolgversprechende Siebenkämpferin. Im Mittelpunkt des Porträts stehen jedoch die Eltern des Schriftstellers. Allen voran seine Mutter, geliebte und gefürchtete Matriarchin des Klans mit eisernem Willen und einem an Geiz grenzenden Hang zur Sparsamkeit. Bei aller Stärke, Mut und Kraft ist sie aber auch erfüllt von tiefer Traurigkeit um ihren geistig behinderten Sohns Ashirwad. Und dann ist da noch der Vater, zunächst Medizinstudent mit Segelohren und „arm wie eine Ratte in Delhi“. Nach seiner Ausbildung als Pathologe tätig, stört sich die Mutter am Leichengeruch, der den Gatten permanent zu umgeben scheine und ist auch sonst mit Kritik an ihm immer schnell bei der Hand.
Nasenringe, Fußkettchen, sogar ein Diadem. Goldener Schmuck, verpackt in zwei Koffer, legte einst den Grundstein für den Umzug der Familie nach Europa. Mit dem ihr eigenen Verhandlungsgeschick sei „Mama Tandoori“ letztendlich der Tausch des Geschmeides gegen ein Haus in Rotterdam gelungen, erzählte van der Kwast und erwähnte dabei auch den nicht zu beneidenen Immobilienmakler, der, verzweifelt über die Spitzfindigkeit der Frau, oft einer Ohnmacht nahe gewesen sei.
Der Vater hatte derweil Redeverbot, „er durfte gerade einmal atmen“. Manchmal habe er natürlich ein wenig übertrieben, räumte van der Kwast schmunzelnd ein und ließ durchblicken, dass der Familienfrieden deshalb gelegentlich gestört gewesen sei. „Du hast schmutzige Wäsche nach draußen gehängt“, habe ihn die Mutter gescholten, die ihn auch lieber in einem „ordentlichen Beruf“ gesehen hätte. Immer wieder sei sie schwer beleidigt gewesen.
Auch untereinander sei das Elternpaar, das mittlerweile in Kanada lebt, selten einer Meinung gewesen. So habe der schon erwähnte Sparzwang der Mutter zum Kauf eines Autos ohne Klimaanlage und Fensterheber geführt, was für erheblichen Verdruss sorgte. Auch für den Erwerb größerer Mengen preiswerten Katzenfutters fehlte es dem Vater in Ermangelung eines entsprechenden Vierbeiners an Verständnis. „Aber irgendwie passen wir trotz aller Differenzen doch ganz gut zusammen“, befand van der Kwast und verriet abschließend: „Meine Mutter schreibt jetzt übrigens auch.“
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