
Die Sorge um die Zukunft steht dem jungen Paar ins Gesicht geschrieben. Frisch verheiratet hatten Carsten und Melanie Mattfeld ihr gemeinsames Leben bis vor nicht allzu langer Zeit relativ unbelastet gesehen. Tätig in dem 2008 von den Eltern übernommenen landwirtschaftlichen Betrieb in Ueserdicken, hatte die ganze Familie über Jahre in den Hof in investiert mit dem Ziel, stets konkurrenzfähig und auf dem neuesten Stand zu sein.
Die Situation auf dem Schweinemarkt mit Absatzschwierigkeiten und rückläufigen Preisen drückt inzwischen jedoch auf die Stimmung, und die anhaltende Pandemie führt zudem dazu, dass auch die „Weihnachtsscheune“ in der Nachbarschaft geschlossen bleiben muss. Nur der Christbaumverkauf, den die Mattfelds seit 2012 traditionell auf dem Anwesen der Familie Gerle betreiben, kann auch in diesem Jahr uneingeschränkt stattfinden.
„Wir müssen sehen, wie es weitergeht und geben uns nicht geschlagen“, erklärt Carsten Mattfeld angesichts der sorgfältig ausgewählten Tannenbäume, die er auf einem großen Areal vor der Scheune aufgereiht hat. Von der Rotfichte über die Blautanne bis hin zur Nordmanntanne, die sich seit Jahren als Bestseller erweist, präsentiert der Landwirt auffallend dicht und gerade gewachsene Gehölze, die zwischen sieben und 19 Euro pro laufenden Meter zu haben sind. Auf etwa 6,5 Hektar Ackerfläche werden die Weihnachtsbäume angebaut: rund 5,5 Hektar sind von Nordmanntannen besetzt und ein Hektar von Blautannen (Edeltannen) und einigen Rotfichten.
Natürlich bestehe auch die Möglichkeit, den Wunschbaum im angrenzenden Forst frisch zu schlagen, informiert der 39-Jährige. Dabei könne es jedoch vorkommen, dass man ein Exemplar mit Lücken oder einem nicht ganz geraden Stamm erwischt, was im Dickicht nicht auf den ersten Blick erkennbar sei. Auch das werde jedoch nicht durchweg als Manko gesehen, erinnert er sich und berichtet von einem Baum mit vier Spitzen, den er im vergangenen Jahr an den Mann gebracht hat. „Wir sind verrückt, und so soll auch unser Baum sein“, hätten die Käufer begründet und seien zufrieden von dannen gezogen.
Über den eigentlichen Verkauf hinaus ist es Melanie Mattfeld wichtig, den Kunden etwas zu bieten, das den Ausflug auf den südlich von Bassen gelegenen Hof insgesamt zum Erlebnis werden lässt. Dazu verwandelt die Familie die Scheune in einen adventlich geschmückten Rückzugsort, in dem in den Vorjahren bei Bratwurst, Knipp, Glühwein und Co. gemütlich Rast gemacht werden konnte. Der Weihnachtsmarkt an den Adventswochenenden könne in diesem Jahr jedoch wegen der Pandemie nicht angeboten werden.
Die Größe des Heuschobers habe auch Feiern mit mehreren Hundert Teilnehmern zugelassen; größere Unternehmen, teilweise von außerhalb, hätten sich dort mit zahlreichen Mitarbeitern vom Jahresendgeschäft erholt und über Stunden ausgelassen getagt. Um ihren Angestellten einen kleinen Ausgleich zu verschaffen, seien viele Arbeitgeber diesmal dazu übergegangen, Gutscheine für Christbäume zu verschenken, die dann auf dem idyllischen Areal eingelöst werden können.
Ein zusätzliches Problem von größerer Tragweite ist durch den Klimawandel begründet. Habe die Natur das Wachstum der Kiefern, Fichten und Tannen immer selbst geregelt, müsse seit einigen Jahren oftmals nachgeholfen werden, sagt Carsten Mattfeld; besonders in den Monaten April und Mai sei eine umfassende Beregnung fast immer unumgänglich. Erinnerungen an das Jahr 2018 kommen auf, als die Anlage defekt und eine Bewässerung daher nicht möglich war. Zahlreiche Bäume seien eingegangen; ein Verlust, der seinerzeit mit hohen Summen zu Buche schlug.
Insgesamt erscheine die Zukunft in der Landwirtschaft alles andere als rosig, sind sich die Eheleute einig. „Nicht nur uns fehlt eine sichere Zukunftsperspektive, denn 90 Prozent der Bauern im Umland plagen ähnliche Sorgen“.
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