
„Aus versicherungstechnischen Gründen ist das Betreten des Gebäudes nur Mitgliedern des Sozialausschusses gestattet“: So steht es am Montagabend in großen Buchstaben auf einem Aufsteller, der vor der Jugendfreizeitstätte Clüverswerder platziert war. Also vor dem Gebäude, das vielleicht zukünftig als Kita dienen könnte. Rund 30 Jahre wurde das Haus als Jugendfreizeitstätte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) genutzt, anschließend waren dort für rund ein Jahr Flüchtlinge untergebracht, bevor auch diese im Sommer 2016 auszogen. „Seitdem stehen wir vor der Frage, wie wir das Gebäude weiter nutzen“, sagte Kreis-Kämmerer Holger Piplat bei der Führung durch die Räume. Immerhin ist der Landkreis Eigentümer des Grundstücks.
Dass an und in dem Haus in den vergangenen drei Jahren nicht allzu viel passiert ist, wird beim Betreten der Ex-Jugendfreizeitstätte schnell klar. Spinnweben ranken sich an den Fenstern, in den Räumen zeugen alte Etagenbetten, nummerierte Spinde und Matratzen auf dem Boden noch von der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft. Raum für Raum laufen die Mitglieder des Achimer Sozialausschusses die Zimmer ab und versuchen sich ein Bild davon zu verschaffen, ob und wie aus dem Gebäude eine Kita werden könnte. Der eine scheint mehr überzeugt, der andere weniger.
Die Verwaltung selbst hatte ihre Meinung zum Für und Wider, wie berichtet, bereits vorab in einer Mitteilungsvorlage recht deutlich formuliert. „Die Errichtung ist nach Abwägung der Vor- und Nachteile sowie der Betrachtung der einzusetzenden Investitionskosten zu verwerfen“, heißt es da. Eine Meinung, die – wie die Diskussion in der anschließenden Sitzung zeigte – auch nach der Besichtigung des sanierungsbedürftigen Hauses nicht alle Ausschussmitglieder teilen. „Ich habe das Gefühl, dass die Stadt Achim das Projekt nicht umsetzten will und es deshalb schlecht redet und die Kosten nach oben rechnet“, kritisierte Bernd Junker (SPD). „Muss es denn wirklich die große Lösung sein?“ Die Verwaltung hatte nach ersten Schätzungen mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro für die notwendigen Sanierungsarbeiten gerechnet.
„Alles, was Sie negativ bewerten, kann man auch mit anderen Augen sehen“, sagte Junker in Richtung des Bürgermeisters. So könne die abgeschiedene und dadurch schwer zugängliche Lage beispielsweise auch dazu führen, dass Eltern ihre Kinder mit dem Fahrrad und nicht mehr mit dem Auto zur Kita fahren. Und noch etwas störte Junker: „Wir können hier doch nichts entscheiden, wenn wir gar keine aktuellen Zahlen haben, wie viele Kitaplätze uns derzeit fehlen.“ Diese sollen nach Angaben der zuständigen Fachbereichsleiterin, Wiltrud Ysker, zur kommenden Sozialausschusssitzung am 16. September zur Verfügung stehen. „Das ist absolut unprofessionell“, kritisierte Junker. „Wenn wir eine Entscheidung treffen sollen, brauchen wir alle Zahlen, Daten und Fakten.“
Anders sieht das jedoch Silke Thomas (Grüne). „Wir wissen doch alle, dass wir zusätzliche Kitaplätze brauchen“, sagte sie. Bei der Besichtigung hätten sich nun alle Ausschussmitglieder ein Bild von der Situation vor Ort machen können. „Eine Entscheidung für oder gegen Clüverswerder müssen wir nicht heute, sondern erst in der kommenden Sitzung treffen“, gab sie zu bedenken. Auch Bürgermeister Rainer Ditzfeld bekräftigte das. „Wir müssen uns bis Ende September entschieden haben und dem Landkreis mitteilen, ob wir das Objekt nutzen wollen. Aktuell geht es also erst einmal nur um ein erstes Meinungsbild.“
Doch auch das fiel nicht einheitlich aus. „Ich hatte bei der Besichtigung den Eindruck, dass es dort gar nicht so schlecht aussieht“, sagte beispielsweise Michael Pahl (SPD). Außerdem befinde sich die Stadt Achim weiterhin in einer absoluten Notlage, was die Versorgung mit Kitaplätzen angeht. „Wir haben also eigentlich gar keine andere Chance als zu sagen, dass wir die Option weiter prüfen sollten.“ Er wünsche sich von der Verwaltung bis zur kommenden Sitzung jedoch eine genauere Auflistung, welche Kosten für welche Arbeiten anfallen und wie lange die Arbeiten dauern würden.
Thomas indes hält das für verschwendete Zeit. „Wir haben vor Ort keine Situation, die zur weiteren Prüfung einlädt“, sagte sie. „Daher sollten wir die Kräfte in der Verwaltung nicht mit solchen Aufträgen binden.“ Mit einer weiteren Prüfung sei niemandem geholfen. „Clüverswerder wäre ohnehin nur eine Übergangslösung, die uns für längere Zeit nicht voranbringt.“
Letztlich beantragte die SPD-Fraktion allerdings, dass die Verwaltung bis zum 16. September die zusätzlichen Informationen zu Kosten, Zeitrahmen und Belegungszahlen zur Verfügung stellt, um dann fundiert entscheiden zu können. Mit Enthaltungen von CDU, WGA und Grünen wurde dieser Antrag angenommen. Einstimmig sprachen sich alle Mitglieder zudem dafür aus, zur nächsten Sitzung auch den Finanzausschuss einzuladen, um gemeinsam entscheiden zu können.
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