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Thedinghausen. Es gab Erlebnisse im Leben von Marianne Domröse, daran erinnert sie sich noch heute ganz genau. Einer dieser einprägsamen Momente ist die Sturmflut von 1962, die sie hautnah miterlebt hat. "Ich erinnere mich daran und an die Angst, die ich um meinen Vater hatte, weil er mit anderen auf den Deichen gegen die Wassermassen gekämpft hat", verrät die 69-Jährige. "Das ist lange her, aber es lässt mich nicht los." Mittlerweile lebt Marianne Domröse nicht mehr in der Nähe von Stade und in unmittelbarer Nähe zur Elbe. Thedinghausen ist ihr Lebensmittelpunkt. Die Liebe zum Wasser, aber auch den Respekt davor, hat sie jedoch nie verloren – was man ihren Ölbildern manches Mal auch ansieht.
"Das Element Wasser zieht mich an, aber es verbreitet auch Schrecken", sagt sie ehrfürchtig, als sie im Romance in Thedinghausen an ihrem Cappuccino nippt. Das Restaurant am Erbhof ist zur Zeit ein ganz besonderer Ort für die 69-Jährige, denn es ist der Platz, an dem sie eine Auswahl ihrer Werke präsentiert. Ölbilder sind es, die die Gäste hier zu sehen bekommen. Düstere Farben, ernste Themen, aber auch hellere Töne und leichtere Motive sind zu bestaunen.
Da ist zum einen eine Weide, die Marianne Domröse gemalt hat. "Das hat einen ganz einfachen Grund", erklärt sie. "Die Weide ist einfach mein Lieblingsbaum." Wie die Bilder mitunter entstehen, das sei aber auch dem Zufall geschuldet. "Ich habe keine Motive, die ich abmale. Das ist alles in meinem Kopf", sagt sie. Ölschicht für Ölschicht trage sie mit dem Spachtel auf – "und irgendwann entsteht dann ein fertiges Bild". Dass auch manchmal etwas ganz anderes dabei herauskommt, als vorher geplant war, kommt vor.
So zum Beispiel bei einem beeindruckenden Bild, auf dem ein alter Mann zu sehen ist. "Es sollte eigentlich ein kleiner Junge werden", verrät sie. "Aber so ist das bei mir." Sechs bis sieben Schichten Öl hat sie bei diesem Werk aufgetragen. Dadurch erhält das Bild viel Tiefe, das Gesicht des alten Mannes Charakter.
Marianne Domröse. Das ist ein Name, der vielen Menschen in Thedinghausen aber auch darüber hinaus ein Begriff ist – zumindest, wenn sie der Kunst zugetan sind. Denn die 69-Jährige malt nicht nur selbst, sie ist vor allem auch Mitorganisatorin der Thedinghauser Kunsttage, die sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Anlaufpunkt für Künstlerinnen und Künstler entwickelt haben. Insgesamt 60 Kunstschaffende haben in diesem Jahr an fünf verschiedenen Orten in der Gemeinde ihre Werke ausgestellt. "Das war ein tolles Erlebnis für mich und alle anderen, die mitgeholfen haben", sagt sie und spricht dabei ihre Mitstreiterinnen vom veranstaltenden Kulturverein Samtgemeinde Thedinghausen an. Alle drei Jahre findet dieses Event statt. Ob Marianne Domröse bei der nächsten Auflage immer noch dabei ist? "Das hoffe ich. Aber man wird nicht jünger – leider."
Sie selbst malt seit etwa zehn Jahren, hat ihre Techniken unter Anleitung von Sabine Seemann an der Kunstschule Achim verfeinert. "Das Talent habe ich wohl vom Vater übernommen", vermutet sie. Der habe immer gemalt, geschnitzt und auch Musikinstrumente gebaut. "Ich habe irgendwann etwas für mich selbst gesucht. Eine Auszeit, einen Ausgleich. Das habe ich im Malen gefunden", sagt sie. Mittlerweile hat sie sich ein kleines Atelier in den eigenen vier Wänden eingerichtet, in dem sie in Ruhe arbeiten kann.
Sie lasse sich bei ihrer künstlerischen Tätigkeit dann vor allem von Geschehnissen und Eindrücken beeinflussen, die sie beschäftigen. So auch bei einem Werk im Romance, auf dem ein Junkie verewigt ist, den sie immer mal wieder in Bremen gesehen hat. Auch eines dieser Bilder mit düsterer Thematik. "Aber so bin ich. Was mich bewegt, das versuche ich auszudrücken", erklärt sie.
Malen oder die Kunsttage organisieren – was mag Marianne Domröse eigentlich lieber? "Das lässt sich nicht so einfach beantworten", sagt sie. Und: "Das Organisieren ist toll. Ich habe durch diese Tätigkeit viele tolle Menschen kennengelernt. Es sind Freundschaften entstanden. Aber klar, das Malen selbst hat auch viele Vorzüge, die ich nicht missen möchte."
Die 69-Jährige würde allerdings nie auf die Idee kommen, sich selbst als Künstlerin zu bezeichnen. "Eher jemand, der sein Handwerk beherrscht. Das passt wohl besser zu mir", sagt sie. Die Ausstellung im Romance sei nicht ihre Erste, am Anfang habe sie sich aber schon schwer damit getan, eigene Bilder zu präsentieren. "Wie das manchmal so ist. Man denkt, die Werke sind nicht gut genug. Irgendwann war ich aber bereit dafür."
Ihr persönliches Lieblingsbild ist übrigens auch auf der Ausstellung zu sehen, die noch bis Ende September läuft. Nicht düster, sondern im strahlenden Blau. "Als ich das gemalt habe, da bin ich förmlich eingetaucht in das Bild. Als ob ich es streicheln würde", schwärmt sie. "Das Blau wirkt auf mich faszinierend." Den Betrachter könnte es tatsächlich an Wasser erinnern. Eben das Element, das Marianne Domröse anzieht, aber eben auch Schrecken verbreitet.
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in der Überschrift fehlt als Angabe die Zahl der durch Badeunfälle umgekommenen Menschen.