
Es ist schon eine kuriose Situation, die da rund um die Debatte über das Naturschutzgebiet „Sandtrockenrasen Achim“ in der Politik entstanden ist. Nachdem das Areal am Ellisee unter EU-Schutz gestellt werden musste und damit eine veränderte Rechtslage einhergeht, suchen die Fraktionen noch immer nach dem Königsweg.
Immerhin haben sie nun mit einer Stimme Mehrheit – die drei CDU-Vertreter und Michael Heckel von der WGA stimmten dagegen – am Dienstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt beschlossen, dass die Stadtverwaltung die Vertragsverhandlungen mit den privaten Grundstückseigentümern aufnehmen soll, um das alternative Wegenetz zu realisieren. Das soll nun noch um eine nördliche Ost-West-Verbindung vom Krankenhaus in Bierden in Richtung Ellisee ergänzt werden (siehe Karte), was Werner Meinken (SPD) angeregt hatte.
Nachdem die Fraktionen im Oktober vergangenen Jahres noch die Auftragsvergabe an die Verwaltung verweigert hatten, dass diese sich mit den Eigentümern unterhalten möge, korrigierte der Stadtrat im November diesen Beschluss und gab grünes Licht für die Gespräche sowie 20 000 Euro im Haushalt für die Grundstücke frei. Inzwischen hat die Stadtverwaltung diese Gespräche, wie berichtet, geführt, hat auf Basis dieser mündlichen Verhandlungen und der für Wege zur Verfügung stehenden Flächen ein alternatives Wegenetz entwickelt und dies präsentiert. Und nun wurde in der Ausschusssitzung doch tatsächlich darüber gestritten, ob es überhaupt Wege kreuz und quer durchs Naturschutzgebiet braucht.
Für die CDU jammerte Marco Vagt über die längst freigegebenen 20 000 Euro, die an anderer Stelle (Schulausschuss) laut Verwaltung nicht über seien sowie über die jährlichen Unterhaltungskosten für die Wege. „Mann kann in Bierden auch schön woanders spazieren gehen“, findet er und fand einen Unterstützer in Michael Heckel (WGA), der in seiner Argumentation sogar noch einen Schritt weiter ging: „Wir haben genug Grün in Achim, ob in Bierden oder bei uns in der Marsch.“ Er sprach sich dafür aus, zwar eine Außenumrandung des Naturschutzgebietes zuzulassen, nicht aber Wege, die quer durch das Areal führen. „Das ist nicht der Central Park, den wir da planen“, betonte er. Schließlich würden weitere Wege nur zu Problem führen, weil die Menschen nicht davon abgehalten werden könnten, sich auch woanders im Gebiet zu bewegen „und dort ihren Müll liegen zu lassen“.
Das sieht Petra Geisler (SPD) grundsätzlich anders: „Wenn es Grundstückseigentümer gibt, die das Betreten erlauben oder verkaufen wollen, warum sollen wir dann die Leute nicht ins Gebiet lassen.“ Und Christine Vornholt (Grüne) war sogar „entsetzt“, wie sie sagte, als sie die Ausführungen der CDU- und WGA-Vertreter hörte: „Die Bierdener möchten auch ihr Grün haben. Wir sollten die Natur schützen und sie soweit wie möglich für die Öffentlichkeit begehbar machen.“ Peter Bartram (Grüne) wollte die Annahme Heckels nicht gelten lassen, dass die Leute sich eh nicht an die Vorschriften halten und die Wege verlassen werden. „Wir brauchen die Gesetze, um solche wertvolle Flächen zu schützen. Das Wegenetz ist gut so, wie es vorgesehen ist.“ Werner Mindermann (Gruppe SPD/Mindermann) pflichtete ihm bei: „Man kann vorher nicht wissen, dass die erlaubte Nutzungsform nicht funktionieren wird.“
Dem schloss sich auch Sozialdemokrat Meinken an, der die erwähnte zusätzliche Wegeverbindung vorschlug und davor warnte, weiter Zeit zu vergeuden, schließlich müssen Kauf- und Pachtverträge geschlossen werden und auch der Landkreis muss noch sein Okay geben. „Denn derzeit ist das Betreten nicht erlaubt, nur geduldet.“ Das sagte er auch, weil Annameta Rippich (CDU) einen runden Tisch ins Spiel gebracht hatte, an dem nun geklärt werden soll, wie und ob sich das Jagdrecht im Naturschutzgebiet nun ändern könnte.
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