
Oyten-Sagehorn. Gleich zu Beginn konnten die Initiatoren einen Erfolg verbuchen: Viele waren gekommen, alle Generationen vertreten. „Damit hätten wir nicht gerechnet“, sagte Hermann Wahlers angesichts der zahlreichen Interessierten. Wie berichtet, hat es sich der Sagehorner gemeinsam mit Günter Block-Osmers und Reinhard Lueßen zur Aufgabe gemacht, die Ortschaft beim bundesweiten Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ einzubringen. Beim zunächst auf Kreisebene stattfindenden Duell der Dörfer müssen die Teilnehmer ihre Zukunftsfähigkeit anhand verschiedener Kategorien wie Dorfentwicklung, soziales und kulturelles Leben oder wirtschaftliche Entwicklung zumindest in der Grundidee darlegen.
Am vergangenen Montagabend waren alle Sagehorner dazu aufgerufen, ihre Wünsche und Kritikpunkte zur bisherigen Bestandsaufnahme einzubringen – und entgegen mancher Erwartungen kamen die Sagehorner zahlreich. Bis zum 31. August müssen die Unterlagen für den Wettbewerb bei der Kreisverwaltung eingereicht werden. Sieben Teilnehmer gibt es aus dem Landkreis – Rekord.
Widersprüche werden deutlich
Die Ergebnisse eines ersten, völlig freien Zusammentragens von dem, was da ist und von dem, was kommen könnte, wurden den interessierten Bürgern vorgestellt. Und eines wurde schnell deutlich: Die Sagehorner wollen sich angesichts von Problemen wie dem demografischen Wandel und dem Mitgliederaderlass aller Vereine einer Veränderung grundsätzlich annehmen. Die große Frage des ganzen Abends aber: Nur wie genau? Und: Wie wird entschieden, wo die Schwerpunkte liegen könnten? Zunächst gab es vor allem Fragen zur allgemeinen Ausrichtung des Wettbewerbs, die schnell geklärt werden konnten. Entlang der bereits vorgedachten Unterpunkte begann dann die inhaltliche Diskussion. Nach wenigen Wortmeldungen kristallisierte sich heraus, das einzelne Schwerpunkte sich deutlich widersprechen. Beispiel Wohnungsbau und Verkehrsentlastung: „Wenn man mehr junge Familien hier haben will, dann brauchen wir auch die entsprechende Infrastruktur. Das wird sich auf den Verkehr auswirken“, merkte eine Besucherin an. „Wir müssen die Komplexität der Probleme beachten“, fügte ein anderer hinzu.
Ferner förderte die Diskussion um die Zukunftsfähigkeit des Dorfes teils alte, teils unauflösliche Interessenskonflikte zutage. Diese lassen sich zum Beispiel anhand von Tourismuskonzeptionen für die Ortschaft an der Wümmeniederung verdeutlichen. Während ein Großteil der Teilnehmer eine touristische Nutzung der zum Teil nicht verbundenen Wege durch die Felder – im Gros handelt es sich um Privatgrundstücke – befürworten würden, meldeten die betroffenen Landwirte Bedenken an. Das jüngere Publikum sprach an, dass es schön wäre, eine Diskothek zu etablieren, nachdem das Capitol vor einigen Jahren abbrannte. „Nun müssen wir immer noch Bremen“, klagte ein junger Mann.
Trotz der Diskrepanzen konnte man sich final auf einige Schwerpunkte für den Wettbewerb – und darüber hinaus – einigen, um die Zukunft Sagehorns gemeinschaftlich zu gestalten: Eine Entlastung vom Durchgangsverkehr müsste diskutiert, die „wunderschöne Umgebung“ konstruktiver für den Tourismus genutzt und es müsse grundsätzlich ein Forum für den Austausch über die Zukunft der Gemeinschaft eingerichtet werden. Nicht zuletzt wolle man nachhaltig daran arbeiten, einen Raum der Dorfgemeinschaft in irgendeiner Form zu finden und so eine kollektive Anlaufstelle zu etablieren. Viel Anklang fand die Idee der Initiatoren um Ortsvorsteher Günter Block-Osmers, die ortsbildprägende Villa Rotschild, die aktuell als Unterkunft für Obdachlose dient, als Dorfgemeinschaftshaus herzurichten. In Verbindung damit, so ein Vorschlag, könne sich vielleicht ein Kiosk ansiedeln oder anderes Gewerbe gelockt werden.
Doch auch die tendenziell auf Konsens beruhenden Themen offenbarten klassische Probleme kollektiven Handelns. Wie soll die Entscheidung letztlich fallen? Wie werden Interessenkonflikte aufgelöst? Während sich die einen eher utopischen Planspielen hingaben – das verbieten die Formalia des Wettbewerbs keineswegs –, mahnten andere zu wirtschaftlichen Kostennutzenanalysen und zu Realismus. So oder so: Den Initiatoren gelang es, die unvermeidbare Diskussion über die Zukunft des Dorfes zu starten. Bereits der Weg zum Ziel werde gewinnbringend sein – darin war man sich einig.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.