
Sie ist schon von Weitem zu sehen: die leuchtend gelbe Plastiksonnenblume, die am Türschild des Patientenzimmers auf der geriatrischen Station der Aller-Weser-Klinik hängt. Sie ist das untrügliche Zeichen dafür, dass hier gerade eine der Sonnenblumendamen im Einsatz ist. Eine wie Helga Pitzner. Bereits seit 17 Jahren ist sie beim Besuchsdienst des Krankenhauses ehrenamtlich aktiv. Einmal in der Woche kommt sie vorbei, um den Patienten zur Seite zu stehen, ihnen bei Fragen weiterzuhelfen und ihnen ein offenes Ohr zu schenken.
Ein Angebot, das von vielen gerne angenommen wird. „Die meisten Patienten schütten ihr Herz doch lieber vor einem Fremden aus, als Verwandten all ihre Sorgen anzuvertrauen“, weiß Pitzner aus Erfahrung. Insgesamt sechs Sonnenblumendamen sind aktuell im Achimer Krankenhaus aktiv. Drei neue Interessierte werden nach Angaben von Pitzner gerade angelernt. „Das Wichtigste ist, dass man gut zuhören kann und offen für andere Menschen ist“, sagt die 69-Jährige. Denn häufig sei den Patienten schon allein damit geholfen, dass man ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.
Und so hat Pitzner in den vielen Jahren ihres ehrenamtlichen Engagements schon viele verschiedene Lebensgeschichten und Anekdoten gehört – traurige, berührende aber auch lustige. Sprechen darf sie darüber allerdings nicht im Detail. „Genau wie die Ärzte sind wir auch an die Schweigepflicht gebunden“, erklärt sie. Nur so viel: „Es ist für mich eine sehr erfüllende Tätigkeit.“ Und das merkt man ihr auch an, wenn sie von ihren wöchentlichen Besuchen im Krankenhaus erzählt. „Es ist eine Tätigkeit, bei der man nie Routine bekommt, weil man immer wieder auf neue Menschen trifft.“ Wenn sie morgens das Krankenhaus betrete, wisse sie nicht, wer sie in den einzelnen Patientenzimmern erwartet.
„Es läuft in der Regel so ab, dass ich erst einmal im Schwesternzimmer nachfrage, welcher Patient vielleicht Gesprächsbedarf hat“, erklärt Pitzner den Ablauf. Darüber hinaus schaue sie auch danach, welche Patienten möglicherweise schon länger im Krankenhaus seien und deshalb etwas Ablenkung gebrauchen könnten. Etwa zwei Stunden ist sie in der Regel auf der Station. „Wie viele Patienten ich in der Zeit besuche, ist ganz unterschiedlich“, sagt Pitzner. Einige Gespräche seien bereits nach zehn Minuten beendet, bei anderen Patienten bleibe sie über eine halbe Stunde. „Es dauert allerdings meist nur einen kurzen Moment, bis sich eine gewisse Nähe zu den Patienten aufgebaut hat – und das, obwohl es völlig fremde Menschen sind.“
Zusätzlich zu den zwei Tagen in der Woche, an denen jeweils drei Sonnenblumendamen im Achimer Krankenhaus vorbeischauen, bieten die Ehrenamtlichen immer montags einen Bücherverleih an. Damit hat vor über 30 Jahren eigentlich auch die Geschichte der Sonnenblumendamen hier in der Region erst angefangen. „Anfangs ging es nur darum, Bücher und Zeitschriften an die Patienten zu verteilen“, weiß Pitzner. Bei diesen Besuchen ergaben sich jedoch immer wieder Gespräche mit den Patienten und so liegt heute der Fokus der Sonnenblumendamen auf dem Austausch mit den Patienten. „Wir sind zwar nicht für die medizinische Versorgung, aber für die Seele der Patienten da“, sagt Helga Pitzner.
Das ehrenamtliche Engagement im Landkreis Verden ist vielseitig. In unserer Serie „Ehrensache“ begleiten wir einige Menschen, die sich in ihrer Freizeit freiwillig für andere einsetzen.
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