
Es ist der 21. Juli 2019, der dem 16-jährigen Lilienthaler Yannick Sachs fast das Leben gekostet hätte. Der Jugendliche und sein Begleiter Jörg Rafalski aus Oyten sind an diesem Tag im Kreidesee in Hemmoor im Kreis Cuxhaven tauchen. Sie sind auf dem Weg zu einem beliebten Tauchspot. Die Taucher sind auf 12 Metern Tiefe, da signalisiert Yannick Sachs Rafalski, dass sein linkes Trommelfell geplatzt ist. Der 16-Jährige gerät in Panik, er drückt seinen Sauerstoffknopf und schnellt nach oben, an die Wasseroberfläche.
Rafalski versteht sofort, was das bedeutet, und eilt hinterher. Wenn ein Mensch aus dieser Tiefe zu schnell auftaucht, kann das zu schweren Schäden am Körper oder gar zum Tod führen. Rafalski schafft es, den orientierungslosen Jungen zu beruhigen und holt ihn wieder ein Stück unter Wasser, bevor er ihn ans Ufer begleitet, wo nach einiger Zeit auch die Rettungssanitäter zur Hilfe kommen.
Für diesen Akt hat Rafalski am Freitag die Rettungsmedaille des Landes Niedersachsen im Rathaus Lilienthal verliehen bekommen. Gleich zwei Bürgermeister sind zu diesem Anlass gekommen, Christian Tangermann aus Lilienthal und die Oytener Bürgermeisterin Sandra Röse. Auch die Familie des Retters und die des Geretteten sind anwesend. Rafalski geht die Vergabe sichtlich nah, er muss mit den Tränen kämpfen, als Tangermann ihm die Medaille und einen Blumenstrauß überreicht. Ein leises „Oha“ lässt er von sich, das mache man einfach, man überlege nicht lange, meint er. „Es ist mir eine wahnsinnig große Ehre."
"Das macht man einfach“ – das habe leider nicht jeder so gesehen. „Es sind bestimmt fünf Passanten an uns vorbei gelaufen, bevor jemand geholfen hat, als wir am Ufer waren“, sagt er. Auch Rafalski ist in diesem Moment zusammengebrochen und brauchte Hilfe. Erst nach einiger Zeit kam ein Helfer von der DLRG. „Die Rettungskette hat überhaupt nicht funktioniert“, beklagt Rafalski. Erst nach etwa 45 Minuten sei der Rettungswagen eingetroffen.
Um 18 Uhr hat sich der Unfall ereignet, erst um 2 Uhr nachts kommt Sachs in eine sogenannte Dekompressionskammer in Hamburg, die zur Behandlung notwendig ist. „Aber nur, weil ich darauf hingewiesen habe, dass ich ein Kribbeln spüre“, erzählt Sachs – ein Zeichen dafür, dass Gasbläschen in den Blutkreislauf gelangt sind. Das kann im schlimmsten Fall zum Absterben von Gewebe und im Zweifel zur Amputation von Gliedmaßen führen. Eigentlich müssen Taucher nach einem Unfall sofort in eine solche Kammer.
Es sei „unglaublich“, was Rafalski geschafft habe, ist Sachs dankbar. Er kennt seinen Retter seit fast zehn Jahren und vertraut ihm. Rafalski ist erfahrener Taucher, rund 100 Tauchgänge hat er schon hinter sich. Und trotzdem waren die ersten Tauchgänge nach dem Unfall für Rafalski eine Überwindung. „Diese aufgerissenen Augen habe ich nicht aus dem Kopf bekommen“, sagt er. Yannick Sachs selbst muss noch einen Lehrgang machen, bevor er wieder Tauchen kann. Aber: „Ich will auf jeden Fall wieder ins Wasser. Dort fühle ich mich frei.“
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