
Zu jedem Kauf gehört von nun an auch ein Kassenbon. Seit dem 1. Januar gilt für Einzelhändler in Deutschland die Bonpflicht, Kunden müssen den Beleg allerdings nicht mitnehmen. Insbesondere Mitarbeiter von Bäckereien und Kiosken, bei denen kleine Geldbeträge über die Ladentheke gehen, müssen sich daran gewöhnen. Die neue Pflicht soll die Steuerhinterziehung bekämpfen, weil Luftbuchungen oder andere Tricks nun kaum noch möglich sind. In der Achimer Fußgängerzone reagieren Betroffene jedoch bereits genervt.
„Unnötig“, meint etwa Dilan Kamaci, die bei der Bäckerei Baalk-Backbord gerade ihre Ausbildung absolviert und in der Marktpassage arbeitet. Um sieben Uhr hat sie die ersten Brötchen verkauft, den Bon hat sie den Kunden zunächst direkt mit der Tüte gegeben. „Aber die Menschen waren genervt, deshalb frage ich jetzt wieder“, berichtet sie. Bis zum Donnerstagmittag ließen sich die Fälle, bei denen der Bon nicht direkt weggeworfen wurde, an einer Hand abzählen. Auch im Backshop der Bäckerkette Garde berichten die Verkäuferinnen ähnliches.
Im Papierhaus Bengen nahe des Gieschen-Kreisels stellte der Chef die Kasse bereits ein paar Tage vor dem Jahreswechsel um. Bisher war hier ein Tastendruck nötig, um für den Kunden einen Bon zu drucken. Nun passiert dies bei jedem Kassieren automatisch. „Nur bei hochwertigeren Produkten haben die Kunden früher einen Bon verlangt. Da macht es ja auch Sinn, wenn ein Umtausch in Frage kommt“, sagt Matina Schönian, die in dem Geschäft arbeitet. Neben Füllern und Kugelschreibern verkauft das Schreibwarengeschäft auch Zeitungen und Zeitschriften. Auch wenn diese kaum mehr als einen Euro kosten, gilt die Bonpflicht auch hier. „Für eine Bild-Zeitung ist der Bon absolut sinnfrei“, meint Schönian. Viele Kunden hätten mit Unverständnis reagiert, als ihnen der Beleg gegeben wurde. „Zu 99 Prozent landete der Bon direkt im Müll“, denkt Schönian.
Für die Verkäuferin steht die Bonpflicht im Widerspruch zum Umweltschutz. „Wir gehen für das Klima auf die Straße und wollen international Vorreiter sein. Und dann werfen wir tonnenweise Thermopapier in den Müll“, kritisiert sie. Damit spielt sie auf einen Aspekt an, den Umweltverbände wie der BUND schon lange kritisieren. Die Kassenbons bestehen nicht aus gewöhnlichem Papier, das sich mit dem Altpapier recyceln ließe. Die Bonrollen sind mit Chemikalien behandelt, sodass sie sich dann lediglich durch den Einsatz von Hitze verfärben. Eine moderne Kasse braucht daher keine Tintenpatrone. Der Bon ist so aber auch ein Fall für den Restmüll.
Das neue Jahr hat aber nur in einem Teil des Geschäftes verändert. Denn das Papierhaus Bengen fungiert auch als Annahmestelle der Deutschen Post. Hier erhalten die Kunden schon seit einigen Jahren immer einen Beleg. „Im Weihnachtsgeschäft sind da Berge an Zetteln entstanden“, berichtet Schönian. Dieses Szenario könnte sich nun auch am zweiten Tresen des Geschäftes abspielen. Bis zum Donnerstagmittag blieb eine Bon-Flut aber aus. Die Verkäuferin ist aber nicht nur genervt. Sie findet es gut, dass der Staat etwas gegen Steuerhinterziehung unternimmt. „Das ist eine gute Sache. Aber wer Betrügen will, wird auch weiterhin einen Weg finden.“
Auch Ingo Freitag, Vorsitzender der Unternehmergemeinschaft Achim (UGA), steht der Regelung skeptisch gegenüber: „Ich glaube nicht, dass diese Gesetzesänderung viel bewirken wird.“ Mit dem Bon will das Finanzamt dafür sorgen, dass jeder Kauf verbucht wird. Doch ist die Rechnung auch korrekt? Freitag bezweifelt, dass die Kunden nach dem Brötchenkauf tatsächlich auf den Bon gucken. „Viel besser sind Displays, die zum Kunden zeigen und so die Kontrolle ermöglichen.“
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