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„Die Landärzte“ steht in großen Lettern auf einem Schild vor der Gemeinschaftspraxis in Riede an der Bremer Straße. Zahlreiche Autos parken in der Nähe der Praxis und lassen bereits erahnen, was im Inneren des Gebäudes los ist: Es ist voll. Zumindest deutet man dies als Laie so. Der Arzt Detlef Kayser aber relativiert sofort: „Das ist heute eigentlich eher wenig“, sagt er und seine Kollegen Martin Göstemeyer und Cirstin Blumenau nicken zustimmend. Das Ärzteteam der 1981 eröffneten Gemeinschaftspraxis besteht mittlerweile aber nicht mehr nur aus drei, sondern aus vier Ärzten. Mit dem in Achim lebenden Mediziner Joachim Wagner kümmert sich seit Kurzem noch ein weiterer Hausarzt um die Patienten der Praxis.
„Ein wahrer Glücksfall“, weiß Detlef Kayser. „Denn Ärzte zu finden, die aufs Land wollen, um dort zu arbeiten, das ist gar nicht so einfach“, verrät der 70-jährige Mediziner. Ein Beispiel dafür ist die Gemeinde Thedinghausen. Dort hat zum Ende des Jahres 2018 der Hausarzt Konrad Wulst altersbedingt aufgehört. Ein Nachfolger? Der konnte bisher nicht gefunden werden.
Im Fall von Riede aber hat es geklappt. Die Ärzte Detlef Kayser und Martin Göstemeyer (68 Jahre) haben ihre Arbeitszeit bereits reduziert, 2020 wird für die Beiden wohl ganz Schluss sein. Den Großteil der Patienten übernehmen nun Cirstin Blumenau, die seit neun Jahren in der Rieder Praxis ist, und eben Joachim Wagner. Langweilig wird es wohl kaum werden, kümmern sich die Ärzte der Gemeinschaftspraxis insgesamt doch um knapp 3000 Patienten.
Dem in Achim lebenden Wagner ist die Entscheidung, ein Teil der Gemeinschaftspraxis in der Gemeinde Riede zu werden, nicht schwergefallen. „Es kam der Zeitpunkt in meinem Leben, da wollte ich einfach Hausarzt werden“, sagt der 55-Jährige. „Der enge Kontakt mit den Patienten, immer neue Herausforderungen, das ist doch spannend. Ich habe große Lust auf diesen Beruf.“
In der Vita des 55-Jährigen ist Riede aber freilich nur ein Aspekt von vielen. Er kann bereits auf eine große Berufserfahrung zurückblicken. Der gebürtige Schwabe wurde in Stuttgart geboren und hat in Homburg studiert. Der Liebe wegen, wie er sagt, zog es ihn dann nach Hessen. Für seine erste Stelle als Arzt verschlug es ihn schließlich in den Norden, genauer gesagt in eine orthopädische Praxis in Achim. Es folgten Stationen in Bremen sowie im Krankenhaus Achim und Verden.
In Verden lernte er schließlich auch Cirstin Blumenau kennen. „Irgendwann kam der Anruf von ihr und die Frage, ob ich nicht in der Praxis in Riede arbeiten wolle. So kam eines zum anderen und nun sitze ich hier“, sagt der 55-Jährige und scheint mit der jetzigen Situation mehr als zufrieden.
Dass die Arbeit als Hausarzt auf dem Land etwas ganz Besonderes ist, das weiß Cirstin Blumenau nur zu gut. „Auf diesen Beruf muss man einfach Bock haben. Man kennt ja meist nicht nur einen Patienten, sondern gleich die ganze Familie. Und Joachim, das merke ich einfach jeden Tag, der hat diese Lust, die man für diesen Beruf braucht“, sagt die Ärztin und kriegt direkt ein zustimmendes Nicken vom 55-Jährigen. „Das kann ich nur bestätigen. Ich fühle mich sehr wohl und werde auch von den Patienten wohlwollend aufgenommen“, verrät Joachim Wagner und seine Kollegin ergänzt: „Es muss nicht nur fachlich passen, sondern auch menschlich.“
Lebensmittelpunkt bleibt für den 55-jährigen Vater von zwei erwachsenen Söhnen aber weiterhin die Stadt Achim. „Dort lebe ich mit meiner Frau, und das wird auch so bleiben“, sagt der leidenschaftliche Segler und Radfahrer.
Bleibt die Frage, wie es in der Gemeinschaftspraxis in Riede ab dem kommenden Jahr, wenn Detlef Kayser und Martin Göstemeyer aufhören, personell weitergeht. „Damit beschäftigen wir uns natürlich“, sagt Cirstin Blumenau. „Eine Lösung gibt es aber noch nicht.“
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