
Langwedel-Etelsen. Er blickt jedem Sänger und jeder Sängerin noch einmal tief in die Augen. "Laut singen. Und lächeln", sagt Falko Wermuth und klatscht aufmunternd und motivierend in die Hände. Unter dem Applaus der Zuschauer laufen dann die knapp 50 Chormitglieder in die Etelser Kirche "Zum Guten Hirten" ein. Chorleiter Falko Wermuth steht derweil an der Tür, bis jetzt sehen ihn nur seine Musiker. Gleich wird er nicht nur den Chor führen, auch eine Band und ein kleines Orchester warten auf seine Anweisungen.
Rund 70 Laienmusiker hat der 34-Jährige an diesem Abend in dem Etelser Gotteshaus vereint, um das Pop-Oratorium "Luther" vorzutragen. Am Sonntag ist dieses musikalische Projekt mit der Aufführung aber – zumindest vorerst – zu Ende gegangen. Der musikalische Abend war als eine Art Zugabe für das Luther-Jahr gedacht, das 2017 von der evangelischen Kirche bundesweit gefeiert wurde. Unter den zahllosen Veranstaltungen waren auch Aufführungen des von Dieter Falk (Komponist) und Michael Kunze (Libretto) geschriebenen Luther-Oratoriums. An mehr als zehn Orten sahen es landesweit bis zu 3000 Zuschauer. So auch in Bremen-Obervieland, wo die Musiker um Falko Wermuth das Stück im Oktober 2017 zweimal in ausverkauften Kirchen präsentierten.
"Da mussten viele Menschen vor der Kirche stehen bleiben, weil keine Plätze mehr frei waren", erinnert sich Falko Wermuth zurück. Er ist Musikkantor der Bremer Gemeinde Arsten-Habenhausen, aber auch Leiter des Gospelchores in Etelsen. Nicht nur der Erfolg des Pop-Oratoriums habe ihn dazu motiviert, zwei weitere Vorstellungen zu organisieren. "Wir haben einfach so viel Arbeit und Zeit in die Vorbereitungen gesteckt. Es wäre schade, wenn nach zwei Auftritten alles vorbei gewesen wäre", erklärt der engagierte Chorleiter. Auch die vielen Hobbymusiker konnte er schnell davon überzeugen, noch mehr Freizeit in das musikalische Projekt zu investieren. "Es sind so viele neue Bekanntschaften entstanden. Das ist inzwischen eine richtig starke Community", freut sich Wermuth über die Entwicklung.
Und dies spürten die Besucher am Sonntag auch in der Etelser Kirche. Das große Ensemble strahlte in jeder Facette große Begeisterung aus. Immer wieder stachen einige Solisten hervor. Manchmal singend, manchmal in einer kurzen Ansprache, mit der die Geschichte voran getrieben wird. Die Texte drehten sich wie eine Hommage um den Reformator Martin Luther. In Worms sollte er 1521 vor den deutschen Fürsten seine "ketzerischen" Thesen widerrufen. Der historische Hintergrund mochte zwar vielen Besuchern bekannt gewesen sein, hilfreich war das kleine Programmheft aber allemal. Darin werden die wichtigsten Aspekte kurz erklärt, wie zum Beispiel das Machtspiel um Kaiser Karl den V oder den für die Kirche hoch ertragreichen Ablasshandel. Der historische Hintergrund wurde derweil immer wieder von der gewaltigen Musik verdrängt.
Die Stärke des Pop-Oratoriums ist allerdings eine andere. Es transportiert Emotionen. Sei es nun die dramatische Forderung, Luther auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, oder die Botschaft: "Gott liebt dich auch, wenn du Sünder bist." Luther wird somit fühl- und erlebbar. Die insgesamt vierte Vorstellung des Ensembles rund um Falko Wermuth soll dann auch die vorerst letzte gewesen sein. Obwohl: "Wenn der Reformationstag ein Feiertag wird, treten wir noch einmal auf", verspricht der Vollblutmusiker. So wäre der gesetzliche Feiertag dann auch ein musikalischer.
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