
Die Verzweiflung ist Ronny Trumpf ins Gesicht geschrieben und lässt sich aus jedem seiner Sätze raushören. „Ich weiß nicht, was ich machen soll“, betont er. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern hängt er nun inzwischen seit mehr als einem Dreivierteljahr in Bassen fest. Gemeinsam betreibt die Familie den kleinen Wanderzirkus Minimax und als die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm und ein Auftrittsverbot ausgesprochen wurde, gastierte er gerade in der Ortschaft der Gemeinde Oyten. Und seitdem lebt die siebenköpfige Familie mit ihren Tieren dort gezwungenermaßen in einem Wohnwagenlager, zuerst auf dem Gelände der Grundschule, seit vielen Monaten nun schon auf einer Freifläche neben der Feuerwehr (wir berichteten).
Inzwischen hat sich die Lage weiter zugespitzt, nicht nur, weil das erhoffte Winterlager nicht gefunden werden konnte und das Lagerleben bei Temperaturen um den Gefrierpunkt natürlich alles andere als angenehm ist. „Es kam und kommt gar nichts rein“, erzählt Trumpf, dass es im gesamten vergangenen Sommer nur zwei Auftritte gegeben habe. Gleichzeitig sind die Kosten natürlich weitergelaufen, etwa für die Versorgung der Tiere. Insgesamt fünf Hunde, rund ein Dutzend Hühner und Enten sowie Ponys, ein Lama und Ziegen gehören zu dem Zirkus. Die größeren Tiere können zurzeit auf einer Weide eines Kollegen stehen, für die Versorgung muss die Familie aber auch selbst aufkommen. „Als erstes bei uns kommen immer die Tiere“, betont Trumpf, wie wichtig ihr die Versorgung dieser ist.
Doch die Finanzierung des Überlebens für alle Tiere, seine Familie und letztlich auch der beruflichen Existenz bereitet ihm große Sorgen, besonders da nun im Winter viel Geld für Gas zum Heizen nötig ist und immer zum Anfang des Jahres die Versicherungszahlungen für die Fahrzeuge oder das Zelt fällig sind. „Die Kinder haben schon angeboten, ihr Spielzeug zu verkaufen“, erzählt Trumpf und ergänzt mit traurigem Blick: „Das tut einem schon weh.“ Ohnehin hätten sie in den vergangenen Monaten viel entbehren müssen.
Seit dem coronabedingten Auftrittsstopp habe man natürlich versucht, durch eine andere Aushilfsarbeit Geld in die Kassen zu bekommen. Jedoch sei die Nachfrage nicht wirklich vorhanden gewesen, zumal eine Tätigkeit wenn nur stundenweise möglich gewesen wäre, da für den Zirkus ja dennoch weiter tägliche Arbeit anfällt. Die Tiere mussten versorgt und auch beschäftigt werden, etwa durch Training, welches die Familie trotz Lockdown weiter täglich absolviert hat. Schließlich soll es eines Tages ja weiter gehen mit dem Zirkus Minimax. Sonst gibt sich Trumpf auch gar nicht der Illusion hin, für viele andere Arbeiten gefragt zu sein. Für ihn habe es immer nur den Zirkus gegeben, schon als kleiner Junge habe er im Betrieb der Eltern mitgeholfen. Die Schule habe er nach der vierten Klassen verlassen. In seinem Leben gibt es sozusagen keinen Plan B.
Damit es seinen Kindern vielleicht mal anders geht, gehen sie ganz normal zur Schule. Häufig nur je nach Spielort für einige Tage. „Wo die Wohnwagen stehen, da ist unser Zuhause“, erklärt Trumpf, wie es bei einem Wanderzirkus nun einmal laufe. Dass sich dieses Zuhause in den nächsten Monaten ändern wird, glaubt er nicht. „Man ist hoffnungslos.“ Er und seine Familie stellen sich auf eine weitere Zeit in Bassen ein. Glücklicherweise lässt die Gemeinde Oyten den Zirkus dort vorerst auf unbestimmte Zeit weiter sein Lager mit den fünf Wohnwagen und den vier Packwagen aufschlagen.
„Man kann nicht sagen, wie und wann es weitergeht“, sagt Trumpf. Auf finanzielle Unterstützung durch Hilfsprogramme glaubt er nicht. „Unser kleiner Wanderzirkus fällt da einfach durchs Raster.“ Und so baut die Familie in diesen Zeiten vor allem weiter auf Unterstützung von Bürgern. „Ich hoffe, dass uns die Anwohner nicht vergessen – ohne sie geht es gar nicht“, sagt Trumpf fast entschuldigend, diese Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen und fügt an: „Wir freuen uns über alles.“ Wer die Familie unterstützen möchte, kann telefonisch unter 01 76 / 36 09 20 00 Kontakt aufnehmen.
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