
Und dass hinter dieser Aussage mehr als nur Pathos steckt, davon konnten sich Besucher des Gasthauses Klenke am Sonntag selbst überzeugen. Dort traf die bunte Leinwandkunst der Inklusions-Malgruppe auf das musikalische Repertoire des Jugendblasorchesters der Verdener Kreismusikschule.
Liebetruth formuliert das Ziel ihrer selbst gegründeten AG des Arbeitskreises Down-Syndrom so: „Dass es eine Selbstverständlichkeit wird, wenn Menschen mit und ohne Down-Syndrom gemeinsam Kunst machen“. In ihrer Malgruppe ist das schon Realität, von außen würden Menschen mit Trisomie 21 jedoch oft belächelt, kritisiert sie. Daher sei die wöchentliche AG auch als Plattform für Down-Syndrom-Künstler gedacht – um den Fokus der Öffentlichkeit mehr auf die Talente und Fähigkeiten von Menschen mit Trisomie 21 und nicht nur auf ihr Handicap zu lenken.
Knallige, lebensfrohe Farben und eine breite Palette an Motiven – in den Bildern der jungen Künstler lässt sich viel Lebensmut und Optimismus wiederfinden. Auf der Leinwand von Nadine Liebetruth erleuchten Sonne und Mond eine farbenfrohe kubistisch anmutende Landschaft mit Strand und Wiese. „Meine Zukunft soll so bunt sein wie das Bild. Ich will nach vorne schauen und nicht so viel nach hinten sehen“, kommentiert die Tochter von Jutta Liebetruth ihr Werk „Die Sonne und das Weltall“.
Märchenfiguren und Filmmusik
Nachdenklicher ist das Bild „Zwischenwelt“ von Maria Höhne – es zeigt den Himmel als eine Art Heimat für die Seele, die in einem Haus in den Wolken logiert, wenn das irdische Leben vorübergeht. Thematisch lassen sich die jungen Künstler gerne von Märchen leiten, die ihnen Leiterin Liebetruth vorliest: So finden sich Bilder zu verschiedenen Seefahrer-Legenden wie Sindbad und Störtebecker, aber auch von Däumelinchen und Frau Holle. Daneben erhalten auch abstraktere Themen Raum. Aktuell stellt die Gruppe ein Büchlein mit dem Titel „Gott und die Welt“ zusammen, das unter anderem die Themen „Freiheit“ und „Grenzen“ erforscht. Auch in Projekten und Ausstellungen ist die Gruppe aktiv, demnächst als Teil der Ausstellung „Touchdown“ in der Bremer Kulturambulanz.
Bindeglied zwischen der Inklusions-Malgruppe und dem anfangs erwähnten Blasorchester sind mehrere Teilnehmer, die beiden Gruppen angehören – und den ersten Stein ins Rollen brachten mit der Idee, sich für ein Benefizkonzert zusammenzutun. Gesagt, getan: In bordeauxfarbenen Shirts steht die etwa 25 Mann, beziehungsweise Frau starke Musiker-Truppe auf der Bühne und gibt eine genreübergreifende Kostprobe ihres Könnens. Unter Leitung von Andreas Brune, der mit energischen Handbewegungen und Fingerzeigen Einsätze und Feinabstimmung dirigiert, startet das Ensemble mit Klassikern von Charpentier und Vivaldi und geht dann zu zeitgenössischer Filmmusik sowie Pop und Jazz über.
„Filmmusik nimmt mit auf Reisen, man hat sofort Bilder im Kopf“, erklärt Brune in einer Spielpause. Seine Schüler haben bei der Songauswahl ein Mitspracherecht, und so präsentiert die junge Gruppe auch neue und experimentelle Melodien, zum Beispiel aus den Filmen „Shrek“ und „Tribute von Panem“. Da die Songs meist für eine andere Art von Besetzung komponiert wurden, passt Leiter Brune sie behutsam an das Orchester an.
Das klingt in der Umsetzung ganz unterschiedlich. Mal mischen sich schwere Trommelschläge mit leichtem Flötenklang und Klarinettenstimmen. Getragene Trompeten, Posaunen und Saxofone verleihen derweil einem Titelsong der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ eine würdevolle Tiefe. Aber auch die neckende, spielerische Melodie des Gospeltitels „Joshua fit the Battle of Jericho“ wird von dem Jugendblasorchester virtuos umgesetzt.
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