
Nun haben sie ihrem Ärger auch öffentlich Luft gemacht. Dass sich die Landwirte, die im Gebiet wirtschaften, in dem das Projekt Achim-West realisiert werden soll, übergangen und zu wenig informiert fühlen, hatte Annameta Rippich, oberste Landfrau im Kreis Verden, bereits erklärt (wir berichteten). Nun gab es am Dienstagnachmittag ein Treffen betroffener Bauern mit Kreislandwirt Jörn Ehlers, der zugleich Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbands ist – im Anschluss fand ein Pressegespräch statt. „Wir verlieren unsere Flächen immer zwei Mal“, machte Ehlers deutlich. Denn zum einen werden den aktiven Landwirten Flächen etwa fürs Gewerbegebiet entzogen, zum anderen als Kompensationsflächen. Dieses Problem, das letztlich die Existenzen der Landwirte bedrohe, sei bisher viel zu kurz gekommen, die Stadt Achim habe nicht ausreichend informiert.
Mehr Klarheit, die die Landwirte und das Landvolk bisher vermisst haben, soll eine Betroffenheitsanalyse bringen, die die Achimer Stadtverwaltung den Landwirten zugesichert hat. „Sie ist erst jetzt auf die Idee gekommen, das Ganze untersuchen zu lassen“, monierte Ehlers im Namen der Landwirte. „Zeitnah“, so die Zusage aus dem Rathaus, soll dieses Fachgutachten laut Ehlers vorliegen und Aufschluss bringen. Bisher jedenfalls fühlen sich die Landwirte stiefmütterlich behandelt. Dass sie sich nicht eher öffentlich geäußert haben, hängt auch mit ihrer Belastung zusammen. „Ich habe ja kaum Zeit dafür, hierher zu kommen“, erklärte ein Landwirt.
Im Schnitt seien die aktiven Betriebe zu rund 30 Prozent vom Flächenverlust betroffen, am schlimmsten trifft es einen landwirtschaftlichen Betrieb, der rund 70 Prozent seiner Fläche verliert, skizzierte Ehlers. Das Problem aus Sicht der Landwirtschaft ist die hohe Anzahl vieler kleiner Flurstücke und in diesem Zusammenhang die hohe Anzahl der Verpachtungen. „Auf einen aktiven Betrieb kommen 20 bis 30 Pächter“, fasst Ehlers zusammen. Ein Landwirt gab an, über 40 verschiedene Verpächter zu haben. Wenn davon nur fünf Eigentümer ihre Grundstücke an die Stadt verkaufen, „kann ich gleich das Handtuch werfen“, sagte ein anderer. Denn er betreibe Viehwirtschaft und dürfe pro Hektar nur eine bestimmte Anzahl Vieh haben. „Weniger Fläche bedeutet weniger Vieh und weniger Einkommen“, erklärte er.
Allerdings sind den Pächtern die Hände gebunden: Wenn die Eigentümer, die meistens nicht mehr viel mit Landwirtschaft am Hut hätten, ihre Flächen verkaufen, schauen die aktiven Landwirte in die Röhre. „Das ist angesichts der Vielzahl von Pächtern gut für die Stadt und schlecht für die Landwirtschaft“, fasste Ehlers zusammen. Er setzt darauf, dass die Stimme der Landwirte mit dem Fachgutachten mehr Gewicht bekommt und die Projektverantwortlichen andere Wege finden, was die Kompensation angehe, damit Flächen weiter bewirtschaftet werden können. „Man muss daraus nicht unbedingt ein Biotop oder Feuchtwiesen werden lassen“, sagte er. Dafür gebe es Beispiele, etwa in Gnarrenburg, und die werde sich die Verwaltung nun ansehen.
Die Forderung der Landwirte: Die Verantwortlichen müssten anerkennen, dass das Projekt existenzbedrohend für die Landwirte sei – und genau das soll auch die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast erfahren, wenn sie am 25. August zu einer Veranstaltung nach Achim kommt. „Wir werden eine Radtour mit ihr machen und sie auf den Flächenfraß hinweisen“, kündigte Ehlers an.
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