
Früher, als Kind und Jugendlicher, musste Uwe Nowotnik auf den Dachboden seines Elternhauses im Ottersberger Ortsteil Bahnhof krabbeln, um seinem Hobby zu frönen. Heute muss der passionierte Modellbahner nicht mehr ganz so hoch hinaus, wenngleich seine Werkstatt und die von ihm erschaffene Spielwiese in seinem Sottrumer Eigenheim ebenfalls nur über Treppenstufen zu erreichen sind. Wann immer sich zeitlich die Gelegenheit ergibt, taucht der Familienmensch und Hundebesitzer für ein paar Stunden in seine Miniatur-Wunderwelt ab.
„In Ottersberg haben wir auf dem Dachboden immer Eisenbahn gespielt“, erinnert sich der 53-Jährige an die schönen Momente, die er – inspiriert von seinem Vater, Großvater und Onkel, die ebenfalls ein Faible für Modelleisenbahnen hatten – dort oben verbracht hat. Es waren Zeiten, in denen sich die Jugend noch für dieses Hobby begeistern konnte. Dies ist heute ganz anders, wie Uwe Nowotnik ernüchtert festgestellt hat: „Es gibt kaum noch junge Leute in der Szene. Wir Modellbahner sind eine aussterbende Spezies“, sagt er und nennt seinen Sohn als Beispiel, der sich dem Angeln und Fliegenfischen verschrieben hat.
Doch auf Nowotniks Leidenschaft hat der Nachwuchsmangel keine Auswirkungen. Er sieht sich als Bastler und Tüftler. „Es ist ein sehr vielseitiges Hobby. Man muss handwerkliches Geschick haben und gut basteln können“, beschreibt Nowotnik die Anforderungen an einen Modellbahner, zu denen aber auch technisches Verständnis und längst auch Grundkenntnisse in der Digitalisierung zählen. Wer dazu noch beweglich ist und unter der Tischplatte an der Anlage werkeln kann, hat in den Augen von Uwe Nowotnik das Zeug zum Modellbahner.
Sein kleines Reich im Obergeschoss des Hauses, das er seit 1996 mit seiner Familie bewohnt, hat Nowotnik in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Mittlerweile sind es 34 Loks und über 100 Anhänger, die auf seiner Eisenbahnlandschaft verkehren. Dabei hat sich Nowotnik auf die sogenannte „Epoche 3“ spezialisiert, also Modelleisenbahnen aus der Zeit von 1945 bis 1970. „Es war die Dampflok- und Diesellok-Zeit“, erklärt der Modellbahner, der hauptberuflich als Ingenieur im IT-Bereich bei einem Oldenburger Telekommunikationsunternehmen angestellt ist. Sein Lieblingsstück sei das Modell V200, ergänzt er. Diese Baureihe war eine der ersten Diesel-Streckenlokomotiven der Deutschen Bundesbahn. Ihre markante Optik entspricht dem typischen Industriedesign der 1950er-Jahre und exakt der Eisenbahn-Faszination des Sottrumers.
Derzeit ist Uwe Nowotnik allerdings mit einer Spezialaufgabe beschäftigt, die seine ganze Fingerfertigkeit fordert und ihn wiederum an seine Kindheit erinnert. Für den Ottersberger Kulturverein im Rektorhaus, der jüngst seinen neuen historischen Bildkalender für 2020 mit dem Ottersberger Bahnhof als Titelbild vorgestellt hat, baut er eben dieses um 1875 erbaute Bahnhofsgebäude im Modell nach. Die feierliche Übergabe soll noch vor Weihnachten erfolgen, doch Nowotnik ist dem Zeitplan bereits weit voraus. Das Modell sei schon halb fertig. „Man könnte jetzt Richtfest feiern“, scherzt der Bastler, der mehrere Hundert Teile und Teilchen verbauen muss. Im Blick behalten muss der 53-Jährige jedoch auch seine eigene Eisenbahnanlage. „Ich muss mal wieder ein paar Landschaften basteln, sonst kriege ich keine Unterstützung von meiner Familie“, behauptet Nowotnik und lacht dabei. Also läuft derzeit parallel zum Modellbau die Operation „Gleise einschottern“.
Dass er sein Projekt „Ottersberger Bahnhofsmodell“ detailgetreu und in dem abgesteckten Zeitrahmen vollenden wird, steht für Uwe Nowotnik außer Frage. Vielmehr würde er sich wünschen, doch noch die junge Generation auf seine Fährte zu bringen. Wer Interesse am Hobby des Modellbahners hat, kann sich bei Uwe Nowotnik per E-Mail an uwe.nowotnik@ewetel.net melden und mit dem Experten den Austausch suchen.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.