
Das Windrad-Projekt am Bultensee ist um ein trauriges Kapitel reicher – und das wohlbemerkt, obwohl die geplante Anlage in dem Grenzgebiet der Gemeinde Oyten und der Stadt Bremen noch gar nicht steht. Am Wochenende haben Mitglieder der Bürgerinitiative „Kein Windrad am Bultensee“ selbst Müll im Zufahrtsbereich in Oyten gesammelt, nachdem sich zuvor trotz Meldungen an die entsprechenden Stellen monatelang nichts getan hatte. „Es ist einfach nur unfassbar und ekelhaft“, fasste Anwohner Werner Martin zusammen, was in dem Bereich in den vergangenen Monaten alles mutwillig für Müll abgelassen oder hinterlassen wurde. So sind auf der Zufahrt unter anderem Bauschutt, Restmüll aller Art, Teerpappe, Gartenabfälle oder Autoreifen entsorgt worden.
Schockiert zeigte sich Martin unter anderem darüber, dass die Gruppe mehr als ein Dutzend benutzte Kondome fand. Der Oytener vermutet, dass der Zufahrtsbereich als Ort für illegale Prostitutionstreffen genutzt wird. Das würde auch zu dem vermehrten Fahrzeugaufkommen passen, in einer Gegend, in die sich kein Autofahrer zufällig verirrt. Dadurch werde das Wild mehrfach am Tag gestört. Hinzu komme natürlich die Umweltverschmutzung durch all den Müll im Allgemeinen. Immerhin hatte der Landkreis nach Stellen eines Ultimatums einen Tag vor der Sammelaktion größeren Unrat wie den Schutt, Autoreifen oder Stacheldraht abgeholt, wie die Bürgerinitiative berichtete. Den restlichen Abfall sammelten deren Mitglieder am Sonnabend, trennten ihn sortenrein und stellten ihn zur Abholung durch den Landkreis bereit.
Doch der aufgeräumte Zustand war laut Martin nur von sehr kurzer Dauer. „Es ist schon wieder reichlich vermüllt“, erklärte er am Montag nur zwei Tage nach der Aktion und betonte: „Es muss was passieren, so kann es nicht weitergehen.“ Der Investor, Energiekontor aus Bremen, müsse zwingend dazu verpflichtet werden, einen vernünftigen Zaun in dem Bereich zu installieren, damit niemand mehr auf das seit nunmehr eineinhalb Jahren verwaiste Zufahrtsgelände kommt.
Das Gesamtprojekt Windrad am Bultensee ist von Anfang an höchst umstritten. Das liegt unter anderem daran, dass die Anlage in einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft entstehen soll und bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes in Bremen Fehler gemacht worden waren. Bereits im Sommer 2016 war die Planung angeschoben worden, auf Bremer Fläche eine insgesamt rund 180 Meter hohe Windenergieanlage zu errichten.
Was folgte, waren kontroverse Diskussionen, eine gescheiterte Petition der Windradgegner, eine Resolution des Oytener Gemeinderates gegen die Anlage, noch mehr Diskussionen und immer wieder Verzögerungen. 2018 folgte schließlich trotz aller Bedenken die Genehmigung des Gewerbeaufsichtsamtes in Bremen und Anfang 2019 schien alles seinen Gang zu gehen. Die Erschließung über die Oytener Straße Zum Behlingsee wurde vorangetrieben, doch dann hieß es plötzlich: Baustopp. Der Windanlagenbauer hatte Insolvenz angemeldet. Energiekontor musste sich für das Vorhaben nun ein neues Unternehmen suchen, was jedoch auch ein anderes – etwas höheres und leistungsstärkeres – Windrad für die Planung zur Folge hatte und einer erneuten Genehmigung bedarf.
Und obwohl dieser Änderungsantrag bereits im März 2020 gestellt worden war, liegt die Genehmigung für die neue Windkraftanlage noch immer nicht vor. „Es gibt noch Kleinigkeiten, wo wir gebeten worden sind, zu spezifizieren“, erklärt Energiekontor-Projektkoordinator Markus Straeten auf Nachfrage den aktuellen Sachstand. Warum dies in den vergangenen Monaten nicht erfolgt sei, erklärt er damit, dass das Windrad-Projekt am Bultensee auch aufgrund der Corona-Pandemie zuletzt „ein bisschen runtergefallen“ sei. Bis Ende des Monats wolle Energiekontor aber die überarbeiteten Unterlagen einreichen. Auf die Genehmigung hofft das Unternehmen für Ende des ersten Quartals. Die Bürgerinitiative hofft dagegen weiter, das Windrad verhindern zu können und kurzfristig nun erst einmal auf eine Einzäunung des Gebiets. Die Hoffnung stirbt bei diesem Projekt allem Anschein nach zum Schluss – bei allen Beteiligten.
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