
Kalte Erde statt Motoröl, freier Himmel statt Produktionshalle: 23 Auszubildende tauschen in dieser Woche das Bremer Mercedes-Werk gegen einen Acker in Hagen-Grinden im Flecken Langwedel. Neben dem Deich des Schleusenkanals soll dort eine 600 Meter lange Hecke entstehen. Über 1000 Sträucher müssen einen Platz im Erdreich finden, sodass im Frühjahr für Bienen, Insekten und Vögel ein neuer Lebensraum entstehen kann. Die örtliche Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu) konnte Mercedes von der Idee überzeugen und bekam so kurzfristig reichlich helfende Hände.
„Im ersten Ausbildungsjahr unterstützen wir mit unseren Azubis immer eine gemeinnützige Organisation“, erklärt Sabine Oetting, Ausbildungsmeisterin bei Mercedes. In den vergangenen Jahren habe man zum Beispiel auch eine Werkstatt für Menschen mit einer Behinderung renoviert. Vorgesehen seien eigentlich drei Werktage, in diesen Fall habe ein „wohlwollender Chef“ sogar fünf ermöglicht. Montag um 8.30 Uhr ging es los, spätestens Freitag muss alles erledigt sein. Oetting sieht in der Aktion auch einen pädagogischen Nutzen: „Die Auszubildenden mussten zum Beispiel auch die gemeinsame Anfahrt organisieren.“ Zudem rückten die jungen Menschen durch diese gemeinsame Erfahrung noch einmal enger zusammen, lernten sich besser kennen.
Neben der tatkräftigen Unterstützung hilft Mercedes auch mit einigen Euro. Der Nabu kann sich über 4000 Euro freuen, die zur Hälfte auch direkt von den Mitarbeitern des Unternehmens kommen. Mit der Initiative „ProCent“ haben die Arbeitnehmer die Möglichkeit, den Centbetrag ihres Nettoeinkommens zu spenden. Mercedes verdoppelt diese Summe dann. Die Vorschläge, wohin dieses Geld gehen soll, kommen aus der Belegschaft. Weitere 8600 Euro bekommt der Nabu von der Bingo-Umweltstiftung. Dieses Geld nutzen die Naturschützer für einen Zaun, der die jungen Pflanzen in den ersten fünf Jahren vor hungrigen Tieren schützen soll.
Wichtigste Hilfe bleiben aber die vielen jungen Menschen. Denn die Nabu-Gruppe Langwedel zählt lediglich zehn Engagierte. „Da wäre schon Hilfe von der Verdener Gruppe nötig gewesen, oder wir hätten nur einen kleinen Teil geschafft. Aber so schnell wäre das niemals möglich gewesen“, sagt Herbert Feder, Leiter der Ortsgruppe. Für die Arbeit hat er fünf Tage veranschlagt. Doch die Azubis sind schneller, als gedacht – am Donnerstag wird wohl schon alles fertig sein.
Feder hilft auch mit seinem Wissen. Wie tief soll das Loch gegraben werden? Wie groß muss der Abstand sein? Wie geht man mit Wurzelwerk und Trieben um? Einige Azubis haben sich auch gewundert, warum sich ausgerechnet der späte Herbst zum Pflanzen eignet. Schließlich bringt manche Nacht schon Bodenfrost. „Die Kälte schadet den Büschen nicht“, erklärt Feder. Vor dem Herbst ginge die ganze Energie der Pflanze in die Blätter. „Jetzt bilden die Büsche ihr Wurzelwerk, davon profitieren sie im nächsten Jahr.“ Weil die Frühjahre immer trockener werden, pflanzt seine Nabu-Grupppe inzwischen fast nur noch im Herbst.
Die Nabu-Gruppe will pro Jahr eine neue Hecke anlegen. Sie hat inzwischen Erfahrung darin, Fördergelder zu beantragen. Oft ist es die Gemeinde oder der Landkreis, die Mittel bereitstellen. „Aber wir brauchen auch das Land. In Deutschland hat jedes Flecken Erde auch einen Eigentümer“, erklärt Feder. In diesem Fall war es Malte von Gierke, der die Pflanzaktion des Nabu ermöglichte.
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