
Achim. Bewaffnet mit einer Hellebarde sorgte er für Sicherheit und Ordnung, schützte die Bevölkerung vor Dieben und betrunkenem Gesindel. Die Rede ist vom Nachtwächter, der im Mittelalter auch in Achim allabendlich seine Runden drehte. Bei Anbruch der Dunkelheit und im Schein seiner Laterne wachte der Schwarzgewandete und verrichtete Nacht für Nacht die ihm übertragenen Aufgaben. Da habe es schon mal Rangeleien und Verletzte gegeben, ließ Stadtführer Manfred Drees die 15 Köpfe zählende Kinderschar wissen, die sich am Freitagabend zur gemeinsamen Stadtführung versammelt hatte.
„Im Dämmerlicht kommen die Geschichten natürlich gruseliger rüber, als bei Sonnenschein“, nahm er den überwiegend Fünfjährigen die Furcht vor seinen Erzählungen über Bösewichte und drakonische Strafen, mit denen deren Missetaten damals geahndet wurden. Historisch kostümiert startete Drees an dem vierteiligen Marmorrelief, das vor dem Rathaus an die ab 1833 in der Weserstadt florierende Zigarrenindustrie erinnern soll. Von der Arbeit Zweijähriger war da die Rede, die mit zarten Fingern grobe Blattadern erspüren und entfernen mussten und damit zur hohen Qualität des Luxusgutes beitrugen. Vorab interessierte ihn jedoch, inwieweit sich die Mädchen und Jungen schon selbst Gedanken über das Wesen des Nachtwächters gemacht hatten, der heute in der Form nicht mehr existiert.
Vom Gericht zum Restaurant
Falk Müller aus Langwedel hatte ziemlich konkrete Vorstellungen: „Der Nachtwächter sagt Bescheid, wenn es brennt. Außerdem macht er abends die Tore zu und ist so was wie die Polizei. Mehr weiß ich nicht“, schloss der Drittklässler. Was es mit dem umgehängten Horn auf sich habe, interessierte hingegen den vierjährigen Constantin Kaiser, der recht verwundert darüber schien, dass darin Getränke verwahrt wurden.
Weiter ging es an der Hand von Eltern und Geschwistern am Glockenspiel vorbei durch die sommerlich warme Innenstadt. Während des kurzen Fußweges bis zum nächsten Halt erzählte Manfred Drees die tragische Geschichte eines Soldaten, der seinerzeit Karl dem Großen diente und in Achim sein Leben ließ. „Ach, im Sande muss ich sterben“, seien die letzten Worte des vor langer Zeit verstorbenen Kämpfers gewesen.
Nächster Halt: Das Pforthaus, in dem zu früheren Zeiten gerichtet, gestraft und verwahrt wurde. Von Daumenschrauben, Nagel- und Streckbrettern war die Rede und vom Richter, der zu den Verhandlungen mit der Kutsche aus Clüversborstel anreiste. Während dieser mehr oder weniger humane Strafen verhängte, wurden Pferd und Wagen in der Remise versorgt, die dem Pforthaus gegenüber lag. Mittlerweile hat das Bauwerk zahlreiche Nutzungen überlebt und beherbergt nun seit Anfang des Jahres als Restaurant hungrige und durstige Bürger.
Vorbei an dem kleinen Eckhaus am Bibliotheksplatz, in dem einst Mehl verkauft wurde und heute Juwelen den Besitzer wechseln, erreichten die kleinen Stadtrundgänger den Brunnen mit dem optimistischen und dem pessimistischen Gesicht. „Dreht doch mal am Wasserrad“, forderte Drees die Kinder auf. „Dann seht ihr, weshalb der Brunnen seinen Namen trägt." Das ließen sich die Kleinen nicht zweimal sagen.
„Zu Fuß haben Bauern und Viehhändler früher den Alten Markt erreicht“, ließ Manfred Drees die Teilnehmer schließlich am nächsten Standort wissen und berichtete von tagelangen Märschen, die Mensch und Tier zur Erschöpfung führten. Und auch die kleinen Zuhörer selbst waren zum Schluss der abendlichen Führung mit dem Stadtwächter sichtlich erschöpft.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.