
Ehrentanz für das Brautpaar oder unter dem Erntekranz, aber auch für die Majestäten eines Schützenvereins – das alles findet zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt und wohl auch nicht in den nächsten Monaten. Somit werden auch keine Party- und Festzelte oder Pagoden bei Märkten und Ausstellungen benötigt – sehr zum Leid der Zeltverleiher, die schwierige Zeiten meistern müssen. Nicht alle angefragten Zeltverleiher wollten sich dazu äußern.
„Umsatzausfälle konnten durch konsequentes Kostenmanagement und Erschließen neuer Ertragsfelder ganz gut ausgeglichen werden. Die Soforthilfen des Bundes waren da sehr unterstützend“, sagt Johann Warnke vom gleichnamigen Unternehmen für Zeltverleih und Holzbau aus Oyten. „Jeder dachte, das Ding ist im Mai vorbei. Von daher waren die Stornierungen kaum spürbar. Nachdem aber feststand, dass es sich um eine Pandemie handelt und nach dem Verbot von Großveranstaltungen war klar, wir müssen gegensteuern“, fügt er an. Und dennoch musste er Absagen hinnehmen: So hätte sein Unternehmen eigentlich diverse Zelte beim „Sommer in Lesmona“ aufstellen sollen. Ausgefallen sind auch die Großveranstaltungen Tarmstedter Ausstellung, „Teen Street“ in Oldenburg und der „Weihnachtsfeierzauber“ in Hamburg, wo die Oytener Zelte aufgestellt hätten.
Zurückhaltend präsentiert sich Warnke mit Blick in die Zukunft. „Für 2021 und auch darüber hinaus sehe ich kein Licht am Feier-Horizont. Es hat sich gezeigt, dass Kontaktbeschränkungen nötig sind, um der Pandemie Herr zu werden“, erklärt Johann Warnke. „Die Veranstalter sind absolut nicht zu beneiden“, bedauert er, „wenn da wieder etwas geht, dann sind auch wir wieder gefragt.“ Zum Oytener Unternehmen, das durch externe Montageteams unterstützt wird, gehört Montagehilfe mit Kran für das Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk. Die Mitarbeiter waren zu Beginn des ersten Lockdown noch in der Winterpause. Die Zeit danach wurde aber weitgehend gemeistert. „Sie sind dank unserer Unterstützung schnell wieder in systemrelevanten Jobs untergekommen“, freut sich Warnke für seine Mitstreiter auf dem Zeltbau-Sektor.
Zeltverleiher Jürgen Hustedt aus Martfeld, der in der Vergangenheit auch Veranstalter aus dem Kreis Verden beliefert hat, ist mit seiner Firma ausschließlich für das Zeltverleihen, die Ausstattung und Bestuhlung zuständig. Seit Februar 2020 musste er einen Ausfall nach dem anderen schlucken. „Es gab die Absage aller Feste, Familienfeiern und Gewerbeschauen. Nur ein paar kleinere Feiern mit 50 Gästen zu Corona-Bedingungen haben stattgefunden. Ausgefallen sind für uns aber neben Schützen- und Erntefesten sowie Hochzeiten auch das Maschsee-Fest, Reload Sulingen und der Brokser Heiratsmarkt. Die Ausfallquote liegt bei 100 Prozent“, erklärt er.
Es fließt die Unterstützung von Bund und Land. „Ein guter Steuerberater ist wichtig“, hat Hustedt festgestellt, für den die Umnutzung des Fuhrparks nicht möglich ist, weil Zeltverleih Werkverkehr ist und nicht Güterkraftverkehr. Eine Änderung wäre mit erheblichen Kosten verbunden und sei deshalb sinnlos. Beim Martfelder Zeltverleih befinden sich alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, bleiben aber dem Betrieb erhalten. Das Kurzarbeitergeld wurde zunächst betrieblich aufgestockt. Und wie sehen die Chancen für 2021 aus? Hustedt: „Eventuell gibt es kleine Familienfeiern unter Corona-Auflagen, sonst wird es nichts geben. Die Veranstalter sehen genauso wenig Chancen. Wer will das Risiko tragen? Wir alle aus der Branche sind auch im Dezember 2021 der Ziellinie noch so weit entfernt, dass man sie nicht sieht.“
Klein und fein – so präsentierte sich der Zeltverleih Fech aus der Thedinghauser Westerwisch vor Corona. „Bei uns sind 2020 alle Veranstaltungen ausgefallen. Wir hatten schon im Dezember 2019 und Anfang 2020 viele Zusagen für Geburtstage, Firmenfeiern, Hochzeiten, den Thänhuser Markt 2020 und für Gartenpartys“, bedauert Denis Fech, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau Katharina betreibt. Rund 70 Veranstaltungen sind ausgefallen. „Wir haben im März 2020 die erste Corona-Hilfe beantragt und auch etwas ausgezahlt bekommen. Leider war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und es schmerzt sehr. Bei den meisten Veranstaltungen hatten wir schon eine Anzahlung gehabt, alle mussten wir an unsere Kunden zurückzahlen. Uns ist der Umsatz für 2020 im fünfstelligen Gesamtbereich weggebrochen“, sagt Fech.
Sehr schmerzhaft sei es, dass ihm die Aufträge für den Thänhuser Markt, vier große Hochzeiten und die 300-jährige Feier der Kirche weggebrochen sind. Die Feier für die Kirche sollte eine Spende sein. "Mit Pastorin Schley habe ich abgesprochen, dass ich unser Zelt, Tische und Grill als Spende zur Verfügung stelle“, fügt er an. Aber auch diese Feier hat nicht stattgefunden. Nun hofft er, dass die Veranstaltung in diesem Jahr gefeiert werden kann. Denn: „Im Moment gibt es nur eine große Anfrage für eine Hochzeit im Juli“, sagt Fech. Die Chancen für 2021 beurteilt er so: „Sehr dünnes Eis. Ich denke nicht, dass wir Veranstaltungen haben werden.“
Andre Emigholz aus Dörverden-Stedorf, dem fünf Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis zur Verfügung stehen, erzählt: "Wir werden versuchen durchzuhalten und hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist“. Alle gebuchten Aufträge bei Emigholz-Zelte wurden abgesagt, dafür wurden aber Corona-bedingt Zelte benötigt – circa 20 Prozent. Ausgefallen sind für die Stedorfer Verleiher Osterfeuer, die Verdener Domweih, die Tarmstedter Ausstellung, der Langwedeler und der Thedinghauser Markt sowie jede Menge große Schützen- und Erntefeste. Durch Rücklagen und das Überbrückungsgeld für 80 Prozent der Fixkosten wurden die finanziellen Ausfälle aufgefangen. Andre Emigholz antwortet auf die Frage, wann es weitergehen kann: „Wenn überhaupt, erst im Herbst.“ Zumindest steht er mit möglichen Veranstaltern in Kontakt.
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