
Achim. Fahrradschläuche lassen sich bei den meisten Menschen für gewöhnlich in der Garage finden. Eben da, wo sie hingehören, am Rad der Drahtesel. Nicht jedoch bei Marion Kienzle zu Hause. Dort finden sie sich im Flur, auf dem Dachboden und teilweise auch im Schlafzimmer. Überall da, wo gerade noch Platz ist. Denn die Achimerin haucht alten Fahrradschläuchen neues Leben ein und macht aus ihnen Taschen, Gürtel und Portemonnaies.
In ihrem heimischen Schlafzimmer hat Kienzle derzeit ihr kleines Atelier eingerichtet. Neben einem Tisch mit einer Nähmaschine gehört dazu auch eine Ecke, in der sie Stoffe und die Fahrradschläuche sammelt und zurechtschneidet. Dort lagert sie auch einen weiteren Bestandteil ihrer Taschen, den sie zweckentfremdet hat: Sicherheitsgurte aus Autos. Sie dienen später als Trageriemen für ihre Taschen. Upcycling, also das Umwandeln von Abfallprodukten und scheinbar nutzlosen Stoffen in neue Produkte, ist Kienzles Steckenpferd.
"Bereits vor zehn Jahren habe ich angefangen, mit verschiedenen Stoffen zu experimentieren", erzählt die gelernte Modedesignerin. "Upcycling ist für mich einfach eine Herzenssache, weil es aus meiner Sicht wichtig ist, mit den Dingen, die uns zur Verfügung stehen, lange hauszuhalten." Mehr durch Zufall sei sie irgendwann auch auf die Fahrradschläuche gestoßen und habe darin das für sie perfekte Material gefunden. "Mich begeistert einfach sowohl die Optik als auch die Haptik", sagt Marion Kienzle. "Ich hatte schon immer eher ein Faible für gröbere und toughe Materialien." Zwar sei die Arbeit mit den alten Schläuchen durchaus anspruchsvoll, weil das Material etwas klebrig und widerspenstig sei, aber das hat Kienzle bisher noch nicht aufgehalten, immer wieder neue Taschenkreationen zu entwerfen. Vor rund fünf Jahren hat sie sich dann auch selbstständig gemacht.
"Als ich das erste Mal hier bei uns im Fahrradgeschäft nach gebrauchten Fahrradschläuchen gefragt habe, wurde ich schon mit großen Augen angeguckt", erinnert sie sich. Zum Glück sei sie jedoch auf einen Verkäufer gestoßen, der selbst im Upcycling-Bereich aktiv war und sei daher offene Türen eingerannt. "Die Fahrradhändler sind im Grunde froh, wenn ich ihnen die Schläuche abnehme, weil sie sonst für das Entsorgen bezahlen müssten", weiß Kienzle. Doch bis aus den Schläuchen, die sie aus den Geschäften mitnimmt, am Ende eine Tasche entsteht, ist noch einiges an Arbeit nötig.
"Ich muss sie natürlich zunächst einmal aufschneiden, reinigen und danach trocknen lassen", erklärt die Designerin den Ablauf. Danach würden die einzelnen Schläuche sortiert – nach Breite, Dicke und anderen Merkmalen wie beispielsweise dem Aufdruck eines Firmennamens oder einem Flicken. "Gerade die Fahrradschläuche, die schon einmal geflickt wurden, sind bei vielen meiner Kunden besonders beliebt." Die Schläuche hätten bereits eine Geschichte hinter sich und diese markanten Gebrauchsspuren würden etwas davon erzählen. Danach werden die einzelnen Schlauchstücke Schritt für Schritt aneinandergenäht. "Das ist eine Menge Arbeit und braucht meist schon einige Stunden." Um ihre Kreationen etwas farbenfroher zu gestalten, setzt Marion Kienzle bei ihren Taschen, Gürteln und Portemonnaies beispielsweise noch mit Vintagestoff, recycelten Werbebannern oder anderen Stickereien Akzente. Wichtig ist ihr auch die Nachhaltigkeit der Materialien.
Ihre Taschen verkauft die Achimerin hauptsächlich in Deutschland. Eine ging jedoch auch schon nach Amerika, eine andere nach Schweden. "Upcycling ist gerade ein großer Trend", weiß Marion Kienzle. Zum Glück, denn das Thema Nachhaltigkeit sei ein brennendes, das mehr Aufmerksamkeit benötige. Aus diesem Grund bietet sie selbst neben ihrer Tätigkeit als Designerin auch Workshops für Kinder an, die sich auch ums Upcycling drehen. "Mir geht es darum, auch Kinder schon für das Thema zu sensibilisieren", erklärt sie.
Das nächste Mal präsentiert Marion Kienzle ihre Kreationen vom 8. bis zum 10. Juni beim Etelser Schlossgartenfest.
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