
Achim. „Hier war vor dreißig Jahren eine große Freifläche“, sagt Wolfgang Heckel und deutet auf das Achimer Rathausgebäude. „Gegen den Bau des Rathauses haben wir gemeinsam protestiert.“ Mit „wir“ meint der gebürtige Verdener die Bürgerinitiative „Kein Rathaus auf dem Marktplatz“, die zwar die Errichtung des neuen Rathauses nicht verhindern konnte, dafür aber aus Heckels Sicht die politische Landschaft in Achim nachhaltig verändert habe.
Aus dieser Bürgerinitiative entstand die Wählergemeinschaft Achim (WGA), die 1991 erstmals zu den Kommunalwahlen antrat und auf Anhieb 16,1 Prozent der Stimmen erreichte. „Das hat der SPD die absolute Mehrheit im Stadtrat gekostet, wovon sie sich bis heute nicht erholt hat“, sagt Heckel nicht ohne Stolz. Er selbst trat kurz nach dem Wahlerfolg im November 1991 in die WGA ein, 1992 wurde er deren Vorstandsmitglied, das er bis 2001 bleiben sollte.
Ein streitbarer politischer Mensch sei er schon immer gewesen, erzählt der heute 69-Jährige, aber erst in der WGA habe er sein politisches Zuhause gefunden: „Hier werden alle Menschen gleich behandelt, egal, aus welcher Schicht sie kommen.“ Bei den Kommunalwahlen 1996 war Heckel Nachrücker und Ersatzmitglied, fünf Jahre später gelang ihm schließlich der Sprung in den Rat der Stadt Achim. Seither wurde er immer wieder in das Gremium gewählt, in dem er heute die dreiköpfige WGA-Fraktion führt. Mit Heckel sitzen sein Sohn Michael und der Maurermeister Heinz-Robert Bonin für die WGA im Stadtrat. „Auch in der Familie haben wir stets kontrovers diskutiert. Und auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, haben wir uns am Ende stets um einen Kompromiss bemüht – wie in der WGA.“ Dies habe seinen Sohn von der Wählergemeinschaft überzeugt, dessen Kandidatur zur Kommunalwahl 2016 sofort erfolgreich war.
Als Fraktionschef ist es Wolfgang Heckel wichtig, in den Beschlüssen des Stadtrats die Handschrift der WGA wiederzufinden. „Bei den Abstimmungen ist die WGA ja oftmals Zünglein an der Waage“, erklärt der Großhandelskaufmann im Ruhestand. Ansonsten sieht er in der Kommunalpolitik vor allem langfristige Arbeit: mit anderen politischen Gruppierungen zu streiten, Mehrheiten zu finden und Kompromisse zu schließen.
Bei den aktuellen Haushaltsberatungen im Herbst liegt dem WGA-Fraktionschef die Haushaltskonsolidierung am Herzen, neue Schulden mag er nur ungerne sehen. Eine Ausnahme macht er aber bei der Kinderbetreuung: Da in Achim im nächsten Jahr voraussichtlich bis zu 180 Kita- und Krippenplätze fehlen, spricht Heckel sich für den Bau neuer Kindergärten aus, wofür die Stadt notfalls auch Kredite aufnehmen dürfe. „Achim ist eine familienfreundliche Stadt und soll auch für junge Familien attraktiv bleiben“, sagt er.
Rückblickend hebt Heckel hervor, dass die WGA einiges für die Achimer erreicht habe, beispielsweise dass das hiesige Klärwerk keinen Verbund mit der Kläranlage in Bremen-Seehausen eingegangen ist. Dadurch würden die Einwohner Achims bares Geld sparen, betont Heckel. Leider habe das politische Wirken der WGA mit den Jahren etwas stagniert, räumt er ein: „Es hat öfters auch Fälle gegeben, bei denen Mitglieder zur CDU gewechselt sind, weil sie glaubten, dort mehr erreichen zu können.“ Neue und vor allem junge Mitglieder zu werben, sei für alle Parteien und politischen Organisationen schwierig, auch für die WGA.
Ob er selbst bei der Kommunalwahl 2021 noch einmal antreten wird, sei offen: „Das werde ich kurzfristig entscheiden, wie auch bei der Wahl 2016.“ Vital fühle sich der Ruheständler jedoch allemal; er gehe zwei Mal in der Woche ins Fitnessstudio, und auch die Gartenarbeit und das winterliche Skilaufen in Österreich würden seiner Gesundheit guttun.
Das Sommergespräch
In dieser Reihe trifft sich der ACHIMER KURIER bis zum Ende der politischen Sommerpause mit den Fraktionsvorsitzenden des Achimer Stadtrates auf einen Plausch über Persönliches und Politisches.
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