
Ein Feuerwerk der Satire brannte das Trio Liederjan beim Jahresabschluss-Konzert des Kulturvereins Langwedel ab. Dieses Mal hatte es „Lieder aus der Lästerhöhle“ mitgebracht und sorgte mit einem bunten Programm für Farbe im vom Grau dominierten Bürgersaal des Rathauses – so ganz nach dem Geschmack des begeisterten Publikums.
Das Ensemble um Liederjan-Urgestein Jörg Ermisch – Mitbegründer der Truppe - tritt häufig in der Region auf und war dabei bereits drei Mal in Langwedel zu Gast. Der Kulturverein feierte mit der aktuellen Veranstaltung einen runden Geburtstag. „Seit zehn Jahren schließen wir das Jahr mit einem Konzert ab“, berichtete Schriftführerin Sigrid Ernst. An diesem Trio möge sie besonders die Art, wie das Trio Gesellschaftskritik übe.
Es kam die Frage auf, welche Stilrichtung die drei Interpreten eigentlich verfolgen. Chanson, Kabarett, Folk oder Comedy? „Eigentlich alles, was akustische Instrumente hergeben“, erklärte Ermisch, der zusammen mit Hanne Balzer und seit jüngstem mit Philip Omlor das Trio bildet. Die beiden Nordlichter und der neue Mann aus Dortmund sind sehr variabel, spielen unter anderem Gitarre, Waldzitter, Ukulele, Akkordeon, Tuba und Flöte. Jörg Ermisch brachte sogar eine Säge per Geigenbogen zum Klingen – so schaurig und heulend, als ziehe in einem Hitchcock-Klassiker eine kräftige Brise ums Haus.
Angefangen hatte das Trio in anderer Besetzung vor 43 Jahren mit Volksliedern. Ermisch sagte: „Das war Mitte der 1970er-Jahre und wirklich interessant. Als der Fundus versiegt war, haben wir angefangen, selbst zu schreiben. Weiter zurück in der Zeit waren wir ursprünglich eine irisch-schottische Band und haben uns dann gesagt, es muss solche Musik auch in deutscher Sprache geben.“
„Heute haben wir die Stücke zu 99 Prozent selbst geschrieben. Die Zwischenmoderation geht schon ins musikalisch-kabarettistische“, versicherte Hanne Balzer. „Es sind spöttische, satirische und ein paar ernste Lieder dabei“, umfasste der Mitbegründer die große Palette der Darbietungen an diesem Abend.
Imposant und etwas Besonderes war bereits der Einzug des musikalischen und vielseitigen Trios, das mit Zugposaunen in den deutschen Nationalfarben Schwarz, Rot und Gelb-Gold in den Bürgersaal einzog. „Das ist Kleinkunst, wie sie im Buche steht“, fand Sigrid Ernst.
Mit dem ersten Song sprach das Trio das Alter der Gruppe an und zählte musikalisch mehrere Stationen der Auftritte von den ost- und nordfriesischen Inseln bis hin zu Engagements in Mexiko auf. „Wir war’n noch niemals in New York, noch niemals auf Hawaii“, klang auch der bekannte Udo-Jürgens-Hit etwas wehmütig kurz an.
In einem weiteren Lied ging es an der Elbe los und endete in einer der besonderen „Seebestattung“. Ein Werk, das vom Trio auf 40 Strophen aufgeblasen wurde. „Was soll das?“ bildete den Einstieg in ein anderes Stück, in dem den Bezeichnungen Flüchtling, Geflohener und Schutzsuchender auf den Grund gegangen wurde. Beim ständigen Instrumentenwechsel mussten die drei Musiker höllisch aufpassen, dass sie nicht durcheinandergerieten. Doch der Tausch funktionierte vorzüglich, auch wenn sich plötzlich ein Notenständer selbstständig machte.
„Locker bleiben“, war leicht zu sagen, klappte aber bei einem Werk. „Ein kleiner Frieden mitten im Krieg“ mit Sequenzen aus einem Weihnachtslied stimmte in schwerer Atmosphäre nachdenklich. Mit einem von Hanne Balzer geschriebenen Instrumentalstück wurden die Zuhörer wieder aus der Umklammerung gelöst.
Das abwechslungsreiche Liederjan-Programm stimmte nachdenklich, befreite und begeisterte die Langwedeler Liebhaber dieser Art von Musik, so dass es im Bürgersaal viel Applaus für die drei Interpreten gab. Da konnten die Zuhörer und Zuhörerinnen nicht „Einfach locker bleiben“, so wie der Titel der CD empfiehlt.
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