
Die Entscheidung für Achim fiel im Auto. Auf dem Parkplatz von Daisy‘s Diner in Oyten, im Oktober 2006. Wenige Minuten zuvor hatte Veit Hoffmann einen Anruf erhalten, dass die Buchhandlung Götze in Achim Mitte des Monats Insolvenz anmelden wird und seine Frau Iris Hunscheid und er die Chance hätten, das Geschäft zu übernehmen. Eigentlich waren die beiden da schon wieder auf dem Weg zurück nach Köln, wo sie als Angestellte in einer Buchhandlung arbeiteten. „Wir fuhren also schnell von der Autobahn ab, stellten uns auf den Parkplatz und machten eine Pro-und Contra-Liste“, erinnert sich der Buchhändler.
Die Pro-Argumente haben damals ganz offensichtlich überwogen. Denn am 1. Dezember 2006 eröffneten er und seine Frau die Buchhandlung Hoffmann an der Obernstraße in Achim. Und heute, gut zwölf Jahre später, erhielt Veit Hoffmann erneut einen Anruf, mit dem er zuvor nicht gerechnet hatte. Es war jener, der ihn darüber informierte, dass er in diesem Jahr beim Wirtschaftsforum in Achim als „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet werden soll. Am Mittwochabend konnte er den Preis nun offiziell entgegennehmen. Und das als Unternehmer in einer Branche, die viele bereits seit einigen Jahren als „sterbende Branche“ bezeichnen.
Hoffmann kann bei diesen Unterstellungen allerdings nur müde lächeln. „Mir ist definitiv nicht bange um die Branche und erst recht nicht um das Produkt ,Buch‘“, sagt der 46-Jährige aus voller Überzeugung. „Den Abgesang auf das Buch gibt es schließlich schon seit über hundert Jahren und trotzdem gibt es noch immer über 4500 Buchhandlungen in Deutschland.“
Und so sehr Hoffmann mittlerweile für Bücher brennt, so abseitig war eigentlich sein beruflicher Werdegang. „Zum Buchhandel bin ich eher auf Umwegen gekommen“, gibt er zu. Denn Hoffmann wollte nach dem Abitur eigentlich Chemiker werden. Schnell habe er an der Uni dann aber gemerkt, dass ihm das viel zu theoretisch war. Er wechselte kurzerhand das Fach und studierte fortan technischen Umweltschutz. „Aber auch das war für mich eigentlich nicht das Richtige.“ Den Wendepunkt brachte dann schließlich einer seiner Kommilitonen. „Er war selbst gelernter Buchhändler und erzählte mir bei einem gemeinsamen Besuch in der Mensa, dass er wieder zurück in seinen alten Beruf wechseln wolle“, erinnert sich Hoffmann. Parallel bot er ihm dann auch ein Praktikum bei ihm in der Buchhandlung an.
„Ich habe dort zwei Wochen gearbeitet und wusste ziemlich schnell, dass das genau das ist, was ich immer gesucht habe.“ In einer Kölner Buchhandlung machte er dann im Anschluss eine Ausbildung und arbeitete noch sieben Jahre dort als Angestellter, bevor es ihn schließlich nach Achim verschlug. Und diese anfängliche Begeisterung für den Beruf hat auch bis heute nicht nachgelassen. „Für mich ist immer noch jeder Tag neu und jeder Tag spannend“, sagt Hoffmann. „Das mag ich so sehr an meinem Beruf.“ Einen typischen Arbeitstag gebe es für ihn nicht. Und damit es auch ganz sicher nicht langweilig wird, hat Hoffmann gemeinsam mit seiner Frau im November 2014 als weiteren Standort auch gleich noch eine zweite Buchhandlung in Bonn übernommen. Alle zwei Wochen ist er dort vor Ort.
Verwurzelt sind Veit Hoffmann und Iris Hunscheid allerdings hier, in Achim. Und das gilt eben nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die beiden Buchhändler selbst. „Wir sind beispielsweise Mitglied im Förderverein der Stadtbibliothek und des Kasch“, zählt Hoffmann auf. Die Buchhandlung lade außerdem jedes Jahr rund 200 Achimer Kinder zu sich ein, um ihnen etwas über den Buchhandel zu erzählen. Darüber hinaus gehe Hoffmann auch selbst in Schulen und Kindergärten und stelle Bücher vor. Er selbst ist privat außerdem im Lions-Club aktiv. „Sich in dem Ort, wo man arbeitet zu engagieren, gehört auch mit dazu, wenn man erfolgreich sein will“, sagt er mit Blick darauf, warum sich die Buchhandlung an der Obernstraße, in der neben Hoffmann und Hunscheid noch drei weitere Mitarbeiterinnen arbeiten, in der Stadt so erfolgreich etabliert hat. „Man muss sich dem Ort auch verbunden fühlen, in dem man arbeitet“, ist sich der Geschäftsführer sicher. „Vermutlich ist auch das etwas, was uns kleine Buchhandlungen von den großen Filialisten unterscheidet, die vor Ort nur Geld verdienen wollen."
Hoffmann selbst kennt seine Kunden und ihre Lesewünsche mittlerweile schon recht gut. „Die Achimer lesen gerne Krimis, aber auch mal den ein oder anderen guten Roman“, weiß er, der nach eigenen Angaben kein großer Krimi-Leser ist. Hoffmann selbst liebt eher historische Romane. Es komme allerdings häufig vor, dass er bei Neuerscheinungen verschiedenster Genres schon direkt einen Kunden im Kopf habe, dem das Buch besonders gefallen könnte. Über all die Jahre pflege er schließlich mittlerweile ein enges Verhältnis zu vielen seiner Kunden. „Es haben sich im Laufe der Zeit auch viele Freundschaften daraus entwickelt“, sagt er.
Die Entscheidung für die Stadt Achim haben er und seine Frau daher auch nie bereut. Auch wenn insbesondere die Anfangszeit natürlich zunächst stressig war. „Wir mussten immerhin innerhalb von sechs Wochen in einer neuen Stadt eine eigene Buchhandlung auf die Beine stellen“, erinnert er sich. Doch die Achimer hätten sie von Anfang an sehr gut aufgenommen. „Manchmal sind spontane Ideen eben einfach die besten“, sagt Hoffmann mit Blick zurück.
Das Gefühl, das er und seine Frau vor gut zwölf Jahren im Auto auf dem Parkplatz in Oyten hatten, hat sie also nicht getäuscht. „Wir wussten, dass das Projekt Selbstständigkeit hier in der Theorie funktioniert und haben deshalb auch daran geglaubt, dass es in der Praxis klappt“, sagt Hoffmann. Die Auszeichnung als Unternehmer des Jahres stand damals sicherlich noch nicht mit auf ihrer Pro- und Contra-Liste. Aber sie hätte die Entscheidung für Achim vermutlich ohnehin nur noch beschleunigt.
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