Es sind nur wenige Szenen gespielt, da sind viele Kinder offenbar schon voll und ganz in die Welt der Flussprinzessin "abgetaucht". "Der Krebs hat die Perle! Der Krebs hat die Perle!", rufen sie den Schauspielern zu. Prinzessin Neva wurde die magische Perle gestohlen. Das bringt die Harmonie des Flusses in Gefahr. Eine Katastrophe! Die Kinder im Publikum wippen aufgeregt auf ihren Plätzen. Am liebsten würden sie auf die Bühne springen, um Neva zu helfen.
Für das große Team der Freilichtbühne Daverden kann es derweil kein schöneres Kompliment geben. Ihr neues Kindermärchen "Die Flussprinzessin" hat am Sonnabend seine Premiere bei bestem Wetter gefeiert. Exakt 307 Gäste animierte das zu einem Besuch der idyllisch gelegenen Bühne an der Alten Aller. Neben Eltern und Großeltern waren natürlich sehr viele Kinder unter den Zuschauern. Die angenehmen Temperaturen machten das kleine Wäldchen ringsum also auch zu einem perfekten Ziel für einen Familienausflug.
Die Hobbyschauspieler des TSV Daverden verließen sich wie auch in den vergangenen Jahren auf das bewährte Konzept, ein selbst geschriebenes Stück aufzuführen. Dieses Mal kam es aus der Feder von Xenia Ertel, die als Wasserschnecke auch selbst eine Rolle spielte. Insgesamt waren 23 Schauspieler beteiligt, darunter größtenteils Kinder und Jugendliche. Nimmt man die vielen Helfer im Hintergrund wie Techniker und Bühnenbauer hinzu, waren fast 50 Menschen direkt an dem Märchen mit der "Flussprinzessin" beteiligt – und dies natürlich ehrenamtlich.
Volker Penczek in wichtiger Rolle
Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Team ist Volker Penczek, der Vorsitzende der Freilichtbühne Daverden und in der Rolle des König Neptun selbst ein Teil des Märchens. "Es lief alles reibungslos", freute sich der 54-Jährige nach dem Ende des Stücks. Bei seinem Fazit trug er noch seinen mächtigen Bart und ein goldenes Gewand. Gerade hatte er noch den Kindern eifrig Autogramme gegeben. "Es braucht immer ein paar erfahrene Schauspieler, die ein Stück tragen", erklärte er. Den Wunsch, eine große Rolle zu spielen, gebe es aber bei allen. Penczek steckt viel Zeit in sein Hobby. Die Proben laufen schon seit Februar und auch bei den Aufführungen ist er immer schon zwei Stunden vor Beginn an der Bühne.
Trotzdem kommt die Familie dabei nicht zu kurz. "Das ist ein Familienhobby", verrät der Vater. Auch seine Frau und die Tochter haben Rollen übernommen, die ältere Tochter sei in den vergangenen Jahren dabei gewesen. "Das ist immer unser Wunsch, wenn Kinder bei uns mitspielen wollen. Die Eltern sollen sich auch beteiligen – und wenn es nur ein selbst gebackener Kuchen ist", sagt Penczek. So verteile sich der große Aufwand auf mehrere Schultern. Die Freilichtbühne als Familienprojekt – dafür sind auch Heike Ertel und ihre Tochter Xenia Ertel ein gutes Beispiel. Als sie in den Rollen der bösen Hexe und der Wasserschnecke gemeinsam auf der Bühne stehen, lässt das Kostüm den Altersunterschied verschwinden. Nach dem Stück will kaum ein Kind die Freilichtbühne ohne ein Autogramm von den beiden Schauspielerinnen verlassen. Und auch Freunde und Verwandte gratulieren zur gelungenen Premiere. Es ist ein großes Hallo.
Wichtig sind laut Penczek aber auch die vielen Familien auf den Zuschauerrängen. Nils Seinschedt hatte gemeinsam mit seiner Frau, den beiden Kindern und den Großeltern Plätze in den vorderen Reihen ergattert. Der achtjährige Sohn hat in der Schule schon begonnen, selbst etwas Theater zu spielen. "Ich denke, das ist eine gute Sache, um das Selbstbewusstsein zu fördern", meinte Seinschedt. Der 35-jährige kennt die Freilichtbühne und hat sich deshalb auch vorbereitet – mit Mückenspray. Bei der feuchten Luft in Flussnähe sei das durchaus nützlich. Neben der Premiere am Sonnabend ist die "Flussprinzessin" am Pfingstmontag ein zweites Mal gespielt worden. Weitere Vorstellungen folgen am kommenden Wochenende, 26. und 27. Mai, um jeweils 16 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene acht Euro, Kinder zahlen drei Euro.
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