Der Wollepark gilt gemeinhin als Problemstadtviertel. Doch die Bewohner der Hochhäuser zwischen Bahnlinie und Thüringer Straße sind bemüht, etwas an diesem Image zu ändern. Um dem Müll in den Straßen Herr zu werden veranstalteten sie gestern einen Müll-Aktions-Tag.
Bei einer Umfrage unter den Bewohnern des Wolleparks im März wurde vor allem der herumliegende Müll bemängelt. Dieses Problem gingen das Nachbarschaftsbüro, der Fachdienst für Umwelt, die Bewohnervertreter und eine der Hausverwaltungen gestern mit einem Müll-Aktions-Tag im Nachbarschaftsbüro an.
An verschiedenen Stationen erhielten Kinder und Erwachsene Informationen zum Thema Umweltschutz und Mülltrennung. „Wir haben uns überlegt, wie man diese Themen ansprechend gestalten könnte“, sagte Natascha Wiemann vom Nachbarschaftsbüro, „und dann Spielaktionen entwickelt“.
Besonders die kleinen Bewohner des Viertels sollen so praktisch nebenher lernen, was es mit dem Umweltschutz auf sich hat. Die achtjährige Lisa Maria weiß schon ganz genau, was sie von Leuten hält, die ihren Müll einfach auf der Straße entsorgen: „Das finde ich richtig schlecht von ihnen.“ Bei Lisa Maria zuhause wird der Müll getrennt, solange sie sich erinnern kann. „Nur das mit dem Biomüll verstehe ich noch nicht so ganz“, gibt sie zu. Dafür gibt’s jetzt ja den Aktionstag – zum ersten Mal übrigens. Bei einem Müll-Sortier-Wettlauf müssen Kinder den Abfall möglichst schnell und natürlich möglichst richtig den unterschiedlichen Tonnen zuordnen. So versuchen die Veranstalter vor allem Präventionsarbeit für die Zukunft zu leisten.
Bewohnervertreter Peter Ledwoin informiert derweil direkt neben der Wettlaufstrecke die älteren Besucher der Aktion. „Wir wollen die Bewohner für ein umweltfreundlicheres und nachhaltigeres Verhalten sensibilisieren“, erklärt er. Zusammen mit seiner ebenfalls ehrenamtlich tätigen Kollegin Ingrid Klattenhoff stellt er die Probleme im Wollepark dar und zeigt zugleich auf, was man dagegen tun kann. „Da gibt es Bewohner, die ihren Müll einfach aus dem Fenster werfen oder Leute, die ins Treppenhaus urinieren“, berichtet Klattenhoff. Weitere Probleme im Viertel seien der Leerstand vieler Wohnungen und sogenannte Mülltouristen. „Da kommen Leute von außerhalb und stellen säckeweise alte Windeln oder Essensreste aus Restaurants neben unsere Mülltonnen“, sagt Natascha Wiemann vom Nachbarschaftsbüro. Um diese Art der Müllentsorgung etwas einzudämmen, schlagen die Bewohnervertreter vor, die Tonnen einzuzäunen oder Lampen mit Bewegungsmeldern an dunklen Ecken aufzuhängen. Doch die Vermieter lehnten dies aus finanziellen Gründen ab, so Ledwoin.
Hausverwalter Albrecht Edzard hingegen berichtet, dass die Hausmeister auf die Mülltouristen achten würden und das Problem ganz gut im Griff hätten. Seiner Meinung nach sind die oft wechselnden Mieter das Problem, „deshalb ist der Lernprozess leider sehr schleppend“, erklärt er. Der Migrationshintergrund vieler Bewohner verlangsame ihn noch zusätzlich. „Das können Schule und Kindergarten einfach nicht leisten, deshalb unterstützt diese wunderbare Aktion diese Institutionen aktiv“, merkt Edzard an.
Nach Angaben der Veranstalter sind weitere Aktionen geplant, und auch der Müll-Aktions-Tag soll nicht zum letzten Mal stattgefunden haben. Lisa Maria kann sich die Sache mit dem Biomüll also noch mal ganz genau erklären lassen.
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