Ganderkesee-Falkenburg/Wildeshausen/Dötlingen. Die Wochen zwischen Ostern und Pfingsten gehören für die Campingplätze in der Region normalerweise zu den umsatzstärksten Zeiten des Jahres. Um so schmerzhafter trifft die Betriebe jetzt die Corona-Krise. Zwar ist auf der Webseite des Campingplatzes am Falkensteinsees noch zu lesen, dass der Platz am 6. Mai wieder öffnet, aber Betreiber Rik Geiger weiß, dass daraus nichts werden wird. „Frühestens Pfingsten“, also Ende Mai/Anfang Juni, werde der Betrieb wieder anlaufen, schätzt er, wobei er selbst dieses Szenario für ausgesprochen optimisitsch hält.
„Jeder Tag, den wir früher aufmachen dürfen, hilft. Aber mir fehlt der Glaube“, gibt sich der Platz-Betreiber realistisch. Inzwischen stellt er sich gedanklich auch schon auf das Worst-Case-Szenario ein, „dass in diesem Jahr gar nichts mehr geht“. Camper würden zwar normalerweise im Familienverbund anreisen und dann auf dem Platz eine eigene Parzelle bewohnen. „Aber spätestens im Sanitärbereich sind die Abstandsregeln nicht mehr einzuhalten“, weiß Geiger.
Vielleicht gebe es eines Tages Ausnahmen für die Dauergäste. „Aber wir brauchen auch die Durchgangscamper, damit der Betrieb langfristig überleben kann“, betont er. So seien in den vergangenen Jahren nicht nur viele Gäste aus Nordrhein-Westfalen gekommen, auch als Treffpunkt für bestimmte Szenekreise und Hobbygruppen – von Eigentümern historischer Wohnmobile bis zur Monkey-Bike-Familie – verfügt der Falkensteinsee über eine große Anziehungskraft.
Gerade die erzwungene Schließung im Frühjahr bezeichnet Geiger als „absolute Katastrophe. Ostern und Pfingsten waren wir in den vergangenen Jahren regelmäßig ausgebucht.“ Nun seien nicht nur die Wohnwagen verwaist, sondern auch Hütten und Pods. Und auch die Gastronomie, zu deren Gästen nicht nur die Gäste des Campingsplatzes zählen, ist natürlich geschlossen. Dauercamper dürften zwar kommen, um ihren Platz in Ordnung zu halten. Übernachtungen seien aber auch ihnen nicht gestattet. „Denn das ist ja dann ja eindeutig ein touristischer Zweck“, erklärt Geiger die Vorgabe.
Auf Investitionen haben Geiger und seine Frau Rieke Meiners dennoch nicht verzichtet. So habe man gerade die Küche umgebaut, eine neue Zapfanlage und eine neue Eismaschine installiert sowie für 40 000 Euro die Kühlhäuser vergrößert. Auch die letzten abgelegenen Stellplätze seien nunmehr an das Wasser- und Abwassernetz angeschlossen. Schließlich stehe auch das neue Sanitärhaus nunmehr kurz vor der Fertigstellung. Um das zu bewerkstelligen, arbeite auch eine Kernmannschaft weiter. Für das Reinigungspersonal habe man dagegen Kurzarbeit angemeldet.
Strom-Monteure statt Wohnmobile
Kein Betrieb herrscht derzeit auch auf dem Campingplatz Aue-Camp in Wildeshausen: „Wir haben keinen Umsatz und volle Kosten“, sagt Achim Breuer, Mitarbeiter des Aue-Camps in Wildeshausen. “Es sind lediglich ein paar Monteure auf dem Platz, die an den Stromleitungen in der Umgebung arbeiten.“ Normalerweise stehe der Platz um diese Zeit voller Wohnmobile. 64 Dauergäste und 45 Durchgangscamper könnten in Aumühle ihren Urlaub verbringen.

Standortleiter Achim Breuer vom Aue-Camp in Wildeshausen.
Auch die Gastronomie ruht komplett. „Im vergangenen Jahr hatten wir einen Biergarten, den haben wir in diesem Jahr gar nicht erst eröffnet“, sagt Breuer. Saisonkräfte seien angesichts der Corona-Krise gar nicht erst eingestellt worden. Um über die Runden zu kommen, nimmt der Betrieb Soforthilfen vom Bund in Anspruch. „Sollten diese nicht reichen, müssen wir an die Rücklagen gehen.“ Die Gefahr einer Insolvenz besteht aus Sicht von Breuer aber nicht. Dennoch tun die Verluste weh: „Das ist ein Saisongeschäft. Wir verdienen unser Geld von Ostern bis Oktober. Und diese Umsatzeinbußen können wir im nächsten Jahr nicht nachholen.“
Um die Zeit zu überbrücken, werden derzeit einige Arbeiten an Außenanlagen und Gastronomie erledigt, „die eigentlich erst Ende des Jahres angestanden hätten. Ob der Platz in dieser Saison noch einmal öffnet, bezweifelt Breuer. „Wenn man den gesunden Menschenverstand walten lässt, dann ist klar, dass wir es mit einem hoch ansteckenden Virus zu tun haben, der Stand heute nicht bekämpfbar ist. Und als Touristikunternehmen stehen wir ganz hinten auf der Liste. Schließlich kommen hier viele Menschen aus unterschiedlichsten Regionen zusammen und nutzen Gemeinschaftseinrichtungen. Da wird es mit den Abstandsregeln schwierig.“
Reiner Neiter vom Campingplatz Aschenbeck in Dötlingen hofft derzeit immer noch, dass es zumindest Ende Mai erste Lockerungen für Dauercamper geben wird. Für sie hält der Betrieb 175 Plätze bereit, hinzu kommen noch einmal 300 Plätze für touristische Durchgangscamper. Auch Neiter nutzt die Zeit, um die Infrastruktur des Platzes auf Vordermann zu bringen. Dennoch sei die Situation trostlos: „An Ostern oder über das verlängerte Mai-Wochenende wäre hier richtig was los gewesen“, bedauert er.