
Zufriedene Gesichter nach einem etwas missglückten Termin. Über eine Stunde zu spät kam Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) am Sonnabendmittag ins etwas abgelegene Ostrittrum, doch für das „Start-up“-Unternehmen „Hansefisch Aquakultur“ könnte sich das Warten gelohnt haben. Denn nun befindet sich sein Projekt zur Warmwasserzucht von Speisefischen auch im Fokus des ministerialen Interesses.
Die „Hansefisch“ baut seit Beginn dieses Jahres auf dem Hof der Eheleute Elke und Claus Coorßen die Pilotanlage in einem Stallgebäude auf. 250 000 Euro hat die Firma investiert, um nachzuweisen, dass nachhaltige und abwasserarme Zucht von Speisefischen möglich ist. Der Schlüssel dazu sei die Warmwasserzucht, die den bisherigen Wettbewerbsnachteil des Kaltwassers in Norddeutschland kompensieren könne, erläuterte Gesellschafter Jan Aschenbeck den Gästen. Warmwasserfische wüchsen vier Mal so schnell wie Kaltwasserfische. „Damit kann der Fisch in Norddeutschland zu globalen Wettbewerbsbedingungen hergestellt werden.“
Die Wärme dazu liefert Biogas-Abwärme aus der Nachbarschaft. Die Produktion des Speisefischs erfolge im Gegensatz zu dem Fisch aus Asien, mit dem derzeit etwa 90 Prozent des Bedarfs gedeckt wird, fast ohne Zugabe von Antibiotika. Ein geschlossener Wasserkreislauf, dem eine aufwendige Wiederaufbereitung zwischengeschaltet ist, sorge zudem für einen äußerst geringen Wasserverbrauch.
Nun aber gilt es, aus dem Prototyp eine wirtschaftliche und mithin entsprechend dimensionierte Anlage zu bauen. Denn an praxiserprobten Aquakulturanlagen, die bezahlbaren Fisch erzeugen, fehle es bislang in Niedersachsen, räumte Aschenbeck ein und stellte gleichzeitig fest, dass man da in anderen Bundesländern – vor allem in Mecklenburg-Vorpommern – schon sehr viel weiter sei. So rief er also als nächstes Etappenziel den Spatenstich für eine Verkaufsanlage aus.
Solch eine Zuchtanlage soll bis zu 300 000 Tonnen des „Oldenbarschs“ produzieren können. So soll der Tilapia heißen, der fortan im Oldenburger Land gezogen wird. Talipia ist eine Gattung afrikanischer Buntbarsche. Sehr schmackhaft und kann in verschiedenen Formen zubereitet werden, die Koch Michael Niebuhr aus dem benachbarten Nordenholzer Hof den Gästen servierte. 16 000 Menschen jährlich könnten so mit Fisch versorgt werden. 62 Meter lang soll die Anlage werden und zwölf Becken umfassen, um eine monatliche Ernte zu gewährleisten. Ein Millionenprojekt.
Hier kommt wieder Olaf Lies ins Spiel, der sich das Verfahren genau erklären ließ. Angespornt von der Kritik von Holger Ortel, die Fischereiproduktion sei in Niedersachsen bislang eher stiefmütterlich behandelt worden, lud Lies das Konsortium aus Forschung, Vertrieb und Technik zu Gesprächen ins Ministerium ein. Hier sollten, so regte Olaf Lies an, die Vertreter der Firma Meyer Technik und des für den Vertrieb bereitstehenden Unternehmens „Forellen Abel“ ebenso wie des Forschungsinstituts „Imare“ gleich auf Repräsentanten der N-Bank und anderer möglicher Förderungseinrichtungen treffen.
Aschenbeck war dafür, auch und gerade in Niedersachsen die Fördermittel des Europäischen Meeres- und Fischerei Fonds einzusetzen. Dem widersprach Lies nicht. Schließlich sei das Projekt nicht nur für die regionale Vertriebs- und Futterindustrie von Interesse, sondern könnte sich auch zu einem Exportschlager entwickeln, findet Lies. Gute Aussichten also für das Projekt in Ostrittrum.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.