
Es ist inzwischen 25 Jahre her, dass die Berliner Mauer gefallen ist und die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland geöffnet wurde. Zum Tag der deutschen Einheit morgen erinnern sich Bürger aus der Region an die Wiedervereinigung.
Der Delmenhorster Handball-Trainer Stefan Neitzel lebte bis zur Wende im Osten. Den Mauerfall bekam er allerdings gar nicht direkt mit. „Ich war damals gerade bei der Nationalen Volksarmee, den eigentlichen Mauerfall habe ich in der Kaserne erlebt“, erzählt der Handballtrainer aus Delmenhorst. „Wir waren etwas abgeschottet und haben das anfangs gar nicht mitbekommen.“ Erst später habe sich rumgesprochen, dass die Grenzen geöffnet wurden und als Neitzel für ein Handballspiel in Eberswalde freigestellt wurde, bemerkte er das ganze Ausmaß des Wandels, als alle seine Teamkollegen ihn fragten, ob er auch schon drüben gewesen sei.
Da seine berufliche Situation zu dem Zeitpunkt absolut unklar gewesen sei, entschied sich Neitzel schnell dazu, sein Glück im Westen zu versuchen. „Ich hatte ja nichts mehr zu verlieren“, sagt Neitzel. Über den Handball und die Städtepartnerschaft mit Eberswalde kam er nach Delmenhorst, wo er einen Job fand und 1990 direkt hinzog. Seine Frau kam ein Jahr später nach. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, berichtet der Sportler. Er habe sich nie beleidigt oder denunziert gefühlt. Von der Teilung bemerkt der 44-Jährige heute kaum noch etwas. „Für mich ist das Ganze im Grunde genommen abgeschlossen“, erklärt Neitzel. „Wir sind nicht mehr Osten oder Westen, sondern eine Einheit.“
Für Katrin Albertus-Hirschfeld aus Dötlingen ist die Wiedervereinigung auch heute noch ein sensibles Thema. Besonders die Zeit kurz vor dem Mauerfall ist der Frau aus Sachsen-Anhalt gut in Erinnerung geblieben. „Trotz der langen Zeit, die vergangen ist, ist das ein Thema, das immer noch mit vielen Emotionen verbunden ist“, sagt Katrin Albertus-Hirschfeld. Ihre Schwester sei damals Anfang September mit ihrem Mann und den Kindern in die Prager Botschaft geflüchtet. „Wir wussten nicht, ob überhaupt oder wann wir sie wiedersehen würden“, erzählt die Kämmerin, die damals noch keine 20 Jahre alt gewesen war. Ihre Eltern und sie hätten fast jeden Abend bei den Nachbarn gesessen und auf einen Anruf von der Schwester gehofft. Ein eigenes Telefon besaß die Familie damals nicht.
So kam es, dass sie auch die Rede von Schabowski bei den Nachbarn miterlebten und völlig überwältigt waren. „Man konnte das gar nicht wirklich glauben“, beschreibt sie das Gefühl von damals. Ihre Eltern seien zurück in die eigene Wohnung geeilt und hätten alles zusammengesucht, was für einen Neustart brauchbar war. Dann seien sie nach Bayern aufgebrochen, wo sich die Schwester wohlbehalten mitsamt Familie aufhielt. Auch Katrin Albertus-Hirschfeld zog es ein Jahr später in den Westen. Gemeinsam mit ihrem Mann ging sie nach Wildeshausen, wo sie zwei Jahre später bei der Stadt ihre Ausbildung anfing.
Jürgen Thölke war damals Oberbürgermeister in Delmenhorst und verfolgte den Mauerfall aus der Ferne. „Wir haben das abends am Fernseher miterlebt“, erinnert sich Thölke. Schon am nächsten Tag seien die ersten DDR-Bürger in Delmenhorst gewesen. „Das waren bestimmt Hunderte, die da ankamen“, beschreibt Thölke die Situation. „Ich weiß noch, wie die alle mit ihren Trabbis hier ankamen und froh waren, aus der DDR rauszukommen.“ Die Stimmung und das Freiheitsgefühl seien unglaublich gewesen. „Das war ein tolles Erlebnis.“
Schnell nutzte man die Gelegenheit, eine Partnerschaft zu der ostdeutschen Stadt Eberswalde aufzubauen. Viele Delmenhorster reisten dorthin, um direkt vor Ort den Aufbau voranzutreiben. „Es gab eine wirklich sehr große Hilfsbereitschaft“, erzählt Thölke. Die Partnerschaft zu Eberswalde besteht auch heute noch. Zum Tag der deutschen Einheit hat der Partnerschaftskreis, ebenso wie die Stadt, aber keine Feier geplant.
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