
Lautes Lachen, wildes Toben, das Rufen nach dem besten Freund – die Lebensfreude eines Kindergartens ist oft kaum zu überhören. Doch in den Kitas ist es ruhig geworden. Die aktuell geltenden Corona-Regeln ermöglichen nur eine Notbetreuung. Jede Einrichtung darf maximal 50 Prozent der Kinder aufnehmen.
„Es gibt auch Eltern, die ihren Anspruch auf Notbetreuung nicht nutzen“, berichtet Tim Harders. Er leitet die Villa Kunterbunt am Schollendamm. Die Bereitschaft der Familien, selbst einen Beitrag im Kampf gegen Corona zu leisten, sei groß. „Trotzdem sind wir nah an der erlaubten Obergrenze von 50 Prozent“, sagt Harders. Er will mit seinem Team aber auch an die Kinder denken, die gerade nicht in die Kita kommen. Deshalb bringen die Erzieherinnen und Erzieher jede Woche ein Paket mit kleinen Überraschungen zu den Familien. In einem Pilotprojekt testet die Villa Kunterbunt zudem das Programm Iserv.
Für Erzieherin Vanessa Simon gehört seit Anfang Januar deshalb ein Tablet zu ihrer täglichen Arbeit. Die Lernplattform Iserv nutzen bisher insbesondere Schulen für den Fernunterricht. „Sie bietet aber auch für uns super Kommunikationsmöglichkeiten, um mit Eltern und Kindern in Kontakt zu bleiben“, berichtet Simon. Die Funktion, Dokumente und Dateien bereitzustellen, sei sehr hilfreich. Eltern könnten sich so nach Bedarf Bastelanleitungen oder Lernspiele aussuchen und ausdrucken. „Es sind auch nicht nur wir Erzieher, die Angebote machen. Die Eltern helfen sich auch untereinander“, sagt Simon. Als nächstes wolle sie die Videofunktion testen: „So können uns die Kinder endlich wieder sehen, und sie vergessen uns nicht.“
Die Villa Kunterbunt ist eine von zwei Kitas, die in Delmenhorst gerade das Programm ausprobieren. „Wir haben jetzt für jede Gruppe ein eigenes Tablet“, berichtet der Leiter Harders. In der Testphase fielen für das Programm selbst noch keine Kosten an. Und auch bei einer dauerhaften Nutzung seien die Lizenzgebühren niedrig. „Beim Papier sparen wir andererseits auch Geld“, betont Harders. Deshalb wünscht er sich, dass der Kita das „Technik-Update“ dauerhaft erhalten bleibt.
Doch auch abseits der Bits und Bytes hat die Kita durch Corona gelernt, neue Wege zu gehen. Einmal pro Woche stellen die Erzieherinnen und Erzieher kleine Pakete zusammen, mit denen sie allen Familien helfen, deren Kinder nicht zur Notbetreuung kommen. „Enthalten ist zum Beispiel ein persönlicher Brief, ein Liederzettel und ein Kochrezept“, sagt Erzieherin Simon. Es ginge auch darum, gewisse Elemente des Kita-Alltags in die Familien zu bringen. „Ein fester Tagesablauf und Strukturen sind wichtig“, erklärt sie.
Auch die Kita Sonneninsel in Bookholzberg nutzt diese Möglichkeit, um ein Minimum an Kontakt zu erhalten. Zwei Drittel der Kinder bleiben aktuell zu Hause, nur 20 kommen noch in die Einrichtung. „Wir bringen die Pakete zu den Familien, stecken sie aber nur in den Briefkasten“, sagt die stellvertretende Leiterin Ramona Stöver. In dieser Woche passe die Bastelidee zum Winter. Für Kinder, die in diesem Jahr eingeschult werden, gebe es auch ein paar Aufgaben als Vorbereitung. Diese Art des Kümmerns ist bei der Kita Sonneninsel schon im ersten Lockdown im Frühjahr entstanden, inzwischen ist sie Routine. „Es macht uns große Freude, regelmäßig persönliche Briefe zu schreiben“, sagt die Erzieherin.
Stöver ist sich mit ihrem Team auch der Gefahr bewusst, dass in den Familien nun wieder der Stress steigt, der im schlimmsten Fall in häuslicher Gewalt enden kann. „Wir besprechen immer wieder, über welche Familien wir uns Sorgen machen. Da rufen wir dann öfter an oder klingeln für die Übergabe des Wochenpakets an der Haustür“, berichtet die Erzieherin. Eine Erfahrung sei aber überall gleich: „Die Kinder wollen zurück in die Kita.“
Seitdem das Coronavirus mutiert ist und Varianten hervorgebracht hat, die noch ansteckender sind, wächst bei den Erziehern auch die Sorge um die eigene Gesundheit. „Viele Eltern lassen ihre Kinder auch zu Hause, um uns nicht zu gefährden“, sagt Stöver. In der Kita hätten sich die Kinder schon daran gewöhnt, öfter die Hände zu waschen und in die Armbeuge zu niesen. Seitdem wieder Notbetreuung gilt, kann auch beim Essen ein größerer Abstand eingehalten werden. Zudem ist es verboten, dass sich die Gruppen mischen. Es gelten fest zugewiesene Räume, und sogar der Spielplatz ist in einzelne Bereiche aufgeteilt.
Alle 27 Kindertagesstätten in Delmenhorst bieten aktuell eine Notbetreuung an. Nach Angaben der Stadt verteilen sich derzeit 985 Kinder auf 115 Notgruppen. „Die Einrichtungen sind bemüht, bei nachgewiesenem Bedarf für alle Anmeldungen Betreuungsplätze vorzuhalten“, erklärt Sprecher Timo Frers. Viele Gruppen seien aber bereits ausgelastet. Deshalb könne es vorkommen, dass einzelne Kinder nicht einen Platz in ihrer Stammgruppe erhalten. Derzeit gibt es für mehr Kita-Kinder eine Notbetreuung als während des ersten Lockdown im Frühjahr. Vor Einführung des eingeschränkten Regelbetriebs verteilten sich im Juni 853 Kinder auf 96 Notgruppen.
Fast 1000 Kinder in Notbetreuung
Alle 27 Kindertagesstätten in Delmenhorst bieten aktuell eine Notbetreuung an. Nach Angaben der Stadt verteilen sich derzeit 985 Kinder auf 115 Notgruppen. „Die Einrichtungen sind bemüht, bei nachgewiesenem Bedarf für alle Anmeldungen Betreuungsplätze vorzuhalten“, erklärt Sprecher Timo Frers. Viele Gruppen seien aber bereits ausgelastet. Deshalb könne es vorkommen, dass einzelne Kinder nicht einen Platz in ihrer Stammgruppe erhalten. Derzeit gibt es für mehr Kita-Kinder eine Notbetreuung als während des ersten Lockdown im Frühjahr. Vor Einführung des eingeschränkten Regelbetriebs verteilten sich im Juni 853 Kinder auf 96 Notgruppen.
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