
Zehn Tage nachdem die mobilen Impfteams in Delmenhorst ihre Arbeit aufgenommen haben (wir berichteten), steigt auch bei Senioren abseits der Heime die Hoffnung, bald an der Reihe zu sein. Denn die von der Ständigen Impfkommission definierte Gruppe mit höchster Priorität beinhaltet ab einer Altersgrenze von 80 Jahren auch Senioren, die in den eigenen vier Wänden leben. Nach Zahlen des statistischen Landesamts gibt es in Delmenhorst rund 5000 Menschen, die dieser Altersgruppe angehören. Nur eine Minderheit von ihnen lebt in einem Heim und hat bereits die Chance bekommen, sich mit einem Piks gegen das todbringende Virus zu schützen.
Die Frage, wie und wo die Senioren geimpft werden sollen, war schon am 15. Dezember beantwortet. Seit fast einem Monat ist das Delmenhorster Impfzentrum in der Wehrhahnhalle bereit, den Betrieb aufzunehmen. Nun dreht sich alles um die Frage nach dem Wann. Die Antwort der Niedersächsischen Landesregierung ist für viele ernüchternd: Am 28. Januar soll die Terminvergabe beginnen, im Februar sollen die Impfzentren dann ihre Arbeit aufnehmen. Die Gruppe mit der höchsten Priorität für den Impfstoff ist in ganz Deutschland gleich. Die Länder setzen ihre Logistik aber unterschiedlich ein. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen werden nach derzeitigem Stand die letzten Länder sein, die ihre Impfzentren in Betrieb nehmen.
Der 87-jährigen Frauke Maria Güthler setzt dieses Warten zunehmend zu. „Ich bin eigentlich kein ängstlicher Mensch, aber das geht an mein Nervenkostüm. Die psychische Belastung ist groß“, berichtet sie. In der Arbeitsgemeinschaft „60 plus“ engagiert sie sich bis heute in der SPD und verfolgt als politisch interessierter Mensch aufmerksam die Nachrichten. Trotzdem fühlt sie sich von der Landesregierung nicht gut informiert: „Man hört ja nichts und weiß nicht, wie es weiter geht. Gefühlt hängt man im luftleeren Raum.“ Güthler bemängelt, dass sie bislang noch keinerlei Informationen per Post erhalten hat. Die Ankündigung, auch per Brief zu informieren, hat die Landesregierung bisher noch nicht umgesetzt. „Das dauert alles so lang. Bis es endlich so weit ist, könnten wir längst hops sein“, kritisiert Güthler.
Anne Hage, Sprecherin des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums, verteidigt die Strategie: „In Niedersachsen haben wir die Entscheidung getroffen, zunächst denen eine Impfung anzubieten, die das höchste Risiko tragen. Und das sind ganz klar die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Die Hälfte der Todesopfer kommt aus diesen Einrichtungen.“ Während andere Länder mobile Teams und Impfzentren parallel einsetzen, sollen in Niedersachsen also erst alle Heime abgearbeitet werden. In Delmenhorst ist dies bereits geschafft, in anderen Landkreisen aber noch nicht. Laut Hage verteile das Land den Impfstoff im Verhältnis zur Einwohnerzahl, welche auch mit der Zahl der Heime zusammenhänge. „Das passt bisher gut, deshalb halten wir an diesem Verteilschlüssel fest“, betont sie.
Auch bei der Terminvergabe gehen die Bundesländer unterschiedliche Wege. Niedersachsen setzt auf individuell vereinbarte Termine, online oder per Telefon. „In anderen Bundesländern hingen die Senioren stundenlang in einer Warteschleife“, kritisiert Seniorin Güthler. Das Internet nutzten in ihrem Alter nur wenige Menschen. Deshalb wünscht sie sich einen Termin direkt per Post. Für Ministeriumssprecherin Hage könnte es dann aber zu unpassenden Impfterminen kommen, bei denen die Bürger nicht erscheinen. „Unser Terminportal ist direkt an die Logistik gekoppelt. Es geht um zwei Termine, die in den individuellen Kalender passen müssen“, erklärt sie.
Auch die Mobilität der Senioren könnte im Februar zum Problem werden. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer verträgt keine Erschütterungen, eine angebrochene Ampulle mit bis zu sechs Impfdosen muss an Ort und Stelle verspritzt werden. Deshalb sind Impfzentren die effizienteste Lösung, ein Besuch ist in hohem Alter aber oft nicht ohne Hilfe möglich. Deshalb will sich der Seniorenbeirat um Hilfsangebote bemühen. „Ich kann mir vorstellen, dass Organisationen wie die Johanniter oder Caritas Fahrdienste anbieten“, sagt der Vorsitzende Ulf Kors. Auch die Stadtverwaltung wolle er um Unterstützung bitten. Bei Verunsicherung oder Fragen ist er unter den Nummern 0 42 21 / 2 10 66 und 01 73 / 9 36 20 20 auch privat erreichbar.
Die Absprache von Impfterminen ist in Niedersachsen vom 28. Januar an unter der Nummer 08 00 / 99 88 66 5 möglich. Unter niedersachsen.de soll dann auch ein Online-Portal verfügbar sein.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.