
Delmenhorst. Das Deutschland-Puzzle, das kennt Astrid Grotelüschen. „Die werden auch vom Bundespräsidialamt verschenkt“, sagte die Bundestagsabgeordnete (CDU), als sie jüngst den Delmenhorster Holzspielzeug-Hersteller und -Großhändler Legler besuchte. Eigentlich ging es ja um etwas ganz anderes bei der Betriebsbesichtigung, nämlich um die Integration von jungen Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt. Da aber der große Besprechungsraum von Legler auch gleichzeitig ein bunter Showroom für die Eigenmarke Small Foot Design ist, muss man einfach gucken. Das bunte Holzspielzeug zieht einfach alle Blicke an, ganz automatisch.
Legler ist eine Delmenhorster Erfolgsgeschichte. Und wie so viele Erfolgsgeschichten in der Wirtschaft in diesen Tagen hat sie aktuell auch etwas damit zu tun, dass den Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter beziehungsweise Auszubildende fehlen. Das war auch der Grund, weshalb sich Legler an die Industrie- und Handelskammer wandte und der Kontakt zu Bettina Doneit vermittelt wurde. Sie ist eine Willkommenslotsin. Das heißt, sie berät deutsche Unternehmen, damit es ihnen besser gelingt, Geflüchtete in ihrem Unternehmen zu integrieren. Zum Beispiel Mariulla Faqiri und Mohammad Koulak, zwei junge Männer, die nun ihre Ausbildung in dem Spielzeug-Imperium machen, im Rahmen einer sogenannten Einstiegsqualifikation haben beide bei Legler angefangen. Faqiri lernt nun Groß- und Außenhandelskaufmann, Koulak Fremdsprachenassistent. Eine Zeitung schrieb deswegen einmal treffend: „Bunt ist nicht nur das Spielzeug, bunt ist auch die Belegschaft.“ Zumal mit Bassel Al Daham und Irene Namihana noch zwei Mitarbeiter eine eigene Fluchtgeschichte erzählen können. Aber auch ab davon: Integration werde bei Legler schon lange gelebt, erklärt Birgit Heidenreich, Assistentin der Geschäftsführung. So gebe es zum Beispiel eine taubstumme Kollegin. Damit die Kommunikation reibungslos funktioniere, hätten gleich mehrere Kollegen Gebärdensprache gelernt. „Und wir arbeiten auch mit einer Behindertwerkstatt zusammen, die dann auch zu uns ins Haus kommt und direkt bei uns tätig ist.“
150 bis 160 Mitarbeiter sind mittlerweile bei Legler beschäftigt, im Weihnachtsgeschäft sind es auch mal gut doppelt so viele. Und die Waren kommen nicht nur aus China nach Delmenhorst, sondern sie werden in ganz Europa wieder verschickt. Dabei ging es, man kann es wohl so sagen, mit einer kleinen Garagenfirma einmal los. 1988 haben die Brüder Holger und Ingo Legler ihr Handelshaus gegründet. Holger Legler hatte eigentlich ein eigenes Marketingunternehmen. Er hatte für seine damalige Firma Holzspielzeug aus Litauen als Werbeartikel eingekauft. Bloß blieb dabei immer etwas übrig. Das Material wurde in der Garage der Eltern eingelagert, im ehemaligen Kinderzimmer wurde für den nachträglichen Abverkauf ein Büro eingerichtet. Doch schnell entwickelte sich ein stetig wachsender Handel. Die Wachstumsraten waren so gut, dass Ingo Legler eine Beamtenstelle als Polizist aufgab, um mit in das Geschäft des Bruders einzusteigen.
1995 wurde der Schwerpunkt auf Holzspielzeug gelegt, ein eigener Firmensitz an der Achimer Straße bezogen. Zehn Mitarbeiter hatten die Leglers damals. Das Wachstum hielt unvermindert an. An der Achimer Straße bauten sie selbst und kauften auch die Immobilien anderer Firmen dazu. Man sieht es heute noch, weil sich das Legler-Reich links und rechts der Straße befindet, ganz unterschiedliche Gebäudetypen sind es. Man sieht, dass es in gewisser Weise ein wildes Wachstum gab, es gibt keine exakt auf die Bedürfnisse der Firma zugeschnittene Architektur. Zumal es noch denzentrale Lager gibt. 2004 kaufte Legler eine 9000 Quadratmeter große Halle am Brendelweg, in der zuvor die Firma Gehe mit Arzneimitteln gehandelt hatte. In dem Gebäude gibt es auch ein Musterzimmer, in dem Kunden – übrigens nur gewerbliche und keine privaten – alle der rund 3000 Artikel genau unter die Lupe und in die Hand nehmen können. Und seit 2005 gibt es an der Twistringer Straße ein weiteres Lager.
Doch nicht nur das: Mit Small Foot World haben die Delmenhorster sogar eine eigene Produktlinie. Die Spielwelten entstehen auch an der Achimer Straße, Anika Heß, Lisa Kästner und Judith Südkamp entwickeln sie. Wie alles sonst auch bei Legler geht es natürlich um Holz. „Die Entwürfe entstehen im Computer, dann werden sie von unseren Tischlern gebaut oder am 3D-Drucker als Prototyp hergestellt“, sagt Birgit Heidenreich. Klassiker aus der eigenen Produktion sind Lauflernhilfen und natürlich Kaufmannsläden. Die gehen immer. Ganz frisch reingekommen ist eine Parkgarage, die Welt rund um die eigen Holzeisenbahnlinie ist ziemlich groß. „Probespielen fällt natürlich auch in unseren Bereich“, erzählt Anika Heß. Beziehungsweise gehört das zu den Aufgaben des eigenen Nachwuchses.
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