
AHA – das steht für Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmaske tragen. Bei Ulrike Schafmeyer steht diese Abkürzung aber auch für Aussprechen, Hören, Anders. Denn so lautet der Titel und zugleich das Selbstverständnis ihrer Lebensberatung und Seelsorge in Harpstedt.
Aussprechen, das ist die Aufgabe ihrer Klienten: „Wer seine Gedanken mitteilt, kann aus seinem Gedankenkreis heraustreten“, sagt Schafmeyer. Denn die Menschen, die zu ihr kommen, haben oft ein Problem, um das sich ihr ganzes aktuelles Leben kreist. Dies können Krisen in der Ehe oder Familie sein, in Beziehungen zu anderen Personen, im beruflichen oder sozialen Umfeld. Aber auch persönliche Schwierigkeiten wie Selbstwertprobleme, Identitätskrisen, Ängste, Sorgen und Überforderungen.
Egal, was die Menschen bewegt, die Achtsamkeitstrainerin ist für das H zuständig: Hören. Sie hört zu, und dann versuchen beide gemeinsam das zweite A, das Anders aus dem Klienten herauszuholen. Was können die Klienten denn anders machen, um ihre Probleme erfolgreich zu bewältigen? „Ich kann niemandem Ratschläge geben“, weiß Ulrike Schafmeyer. „Die Lösung für ein Problem stecke immer in einem selbst. Hier fungiert sie wie eine Hebamme, die zwar kein Baby zaubern kann, aber dabei hilft, das neue Leben aus einer Mutter herauszuholen. Dabei profitiert Schafmeyer von ihrer Erfahrung als Heilpraktikerin für Psychotherapie. Als solche hat sie auch noch von 2008 bis 2019 in Sulingen gearbeitet. Doch seit 31. Oktober 2020 arbeitet sie in Harpstedt. Zu der Zeit hat die zertifizierte Kursleiterin für progressive Muskelentspannung auch noch verschiedene Kurse gegeben.
Jetzt arbeitet sie nur noch mit Einzelterminen und bietet jeden Freitag von 15 bis 16 Uhr eine offene Sprechstunde an. Dennoch versteht sie sich nicht als Coach. Und auch wenn sie sich mit Konflikten und Mobbing beschäftigt, so arbeitet sie nicht als Mediatorin. „Ich leite dazu an, Dinge zu erkennen und die entsprechenden Schritte zu unternehmen“, beschreibt sie ihre Arbeit. So bittet sie beispielsweise einen Klienten, einen Gegenstand im Raum als Stellvertreter für sein größtes Problem zu machen. Wenn derjenige diesen Gegenstand dann frontal anblickt, sagt sie: „Drehen Sie sich jetzt um 90 Grad zur Seite.“ Dann sieht der Klient automatisch auch in eine andere Richtung und erblickt etwas anderes als sein Problem.
Wer diese kleine Übung auf den Alltag übertragen kann, ist auf dem richtigen Weg. Menschen, die unter der Corona-Krise und dem Lockdown leiden, versucht sie, zu ermutigen und zum Durchhalten zu bewegen. „Man muss aber auch klug sein“, weiß sie. „Wenn jemand kürzlich eine Boutique oder ein Restaurant eröffnet hat, kann die Lösung auch sein, dass derjenige seine Neugründung wieder aufgeben muss. Auch wenn es weh tut“, meint sie. Wie sich das anfühlen kann, weiß sie ganz genau, schließlich konnte Schafmeyer ihre Lebensberatung noch nicht richtig bewerben: „Ich habe auch nicht immer nur Hoffnung. Im Moment hoffe ich auf das Frühjahr. Ausharren und Geduld zu haben – das kennen wir ja kaum noch.“
Ihre Kraftquelle ist dabei ihr christlicher Glaube. Den fragt sie auch bei ihren Klienten ab. Natürlich sind auch Menschen bei ihr willkommen, die andere Kraftquellen haben und nicht an Gott glauben. „Der Glaube war immer sehr wichtig für mich“, sagt sie. Ist es da ein Zufall, dass sie mit dem ehemaligen Pastor Jörg Schafmeyer verheiratet ist? „Ich habe Diplom-Modedesign an der Hochschule der Künste in Bremen studiert, und ich hatte es immer mit dem Glauben. Und mein Mann hat Theologie studiert und hatte es immer mit der Kunst“, erinnert sie sich schmunzelnd.
So sind die Räume der Lebensberatung auch teilweise identisch mit der Galerie ihres Mannes. Während die Künstlerin dort Seelsorge betreibt, stellt der Pastor dort seine Kunst aus. Die Galerie heißt Vertikale (wir berichteten). Diese Vertikale ist auch in einem der Räume zu entdecken: ein rotes Schiffstau, das von der Decke herabhängt und bis zum Boden reicht. „Das Tau symbolisiert die Verbindung von Himmel und Erde“, erläutert Jörg Schafmeyer.
In einer anderen Ecke liegt ein schwarzes, zusammengerolltes Tau. Das ist die Horizontale. Die Vertikale und die Horizontale nutzt Ulrike Schafmeyer auch für ihre seelsorgerische Arbeit: „Die Vertikale steht für vergeben, erkennen, retten, trösten, identifizieren, konditionieren, leben und einsichtig sein. Horizontale steht für hören, orientieren, reden, imaginieren, Zeit, orientieren, neuronal, teilen, assoziieren, lernen und entscheiden.“ Schafmeyer lässt ihre Klienten mit diesen beiden dicken Seilen oder auch mit anderen Seilen arbeiten. Sie können dann an ihnen ihren Lebensweg nachvollziehen. Wann gab es Knoten der Verwirrung? Wann lief das Leben in Kurven oder wann lief es immer ganz geradeaus?
Wichtig sei ihr, dass die Klienten Zusammenhänge erkennen und zu einer gewissen Einsicht gelangen: „Viele Menschen denken, sie tragen die Schuld. Aber das ist keine Schuld, das sind Schuldgefühle.“ Und wenn sie das merken, macht die Lebensberatung wieder ihrem Namen alle Ehre: Denn diese Menschen erleben dann einen Aha-Effekt.
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