
Ein Blick in die Zukunft wirft verschiedenste Fragen auf und regt zum Nachdenken an: Wie werden künftig die ländlichen Regionen aussehen und wie werden die Menschen in Europa leben? Welche Herausforderungen kommen auf die Menschen zu und welche Lösungsansätze sind effektiv?
Rund 40 Schüler der Erdkundeprüfungskurse des Delmenhorster Max-Planck-Gymnasiums (Maxe) haben sich in einer eintägigen Online-Zukunftswerkstatt der Denkfabrik „Eurosoc#digital“ mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Sie haben sich mit den langfristigen Entwicklungen in Europa, deren Auswirkungen und mit dem europäischen Zusammenhalt beschäftigt. Dabei haben die Zwölftklässler eigene Ideen für zukünftige Herausforderungen entwickelt. Wegen der coronabedingten Umstände wurde die Veranstaltung digital umgesetzt. „Erdkunde ist ein sehr zukunftsorientiertes Fach“, sagt Frauke Frese, Lehrerin am Maxe. An der Europaschule werden europäische Inhalte in Projekten und auch regelmäßig fächerübergreifend thematisiert.
Zu Beginn des Projekttags „CohesionLab#EU“ lernten die Schüler zentrale Entwicklungen, die in den nächsten Jahrzehnten stattfinden, kennen. Dazu gehört beispielsweise der fundamentale Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung. Darüber hinaus sprachen die Teilnehmenden über die sich verändernde Stellung Europas in der Welt. Auch über die Auswirkungen des Klimawandels wurde gesprochen.
Im anschließenden praktischen Teil haben die Heranwachsenden in Kleingruppen eigene Ideen für konkrete Fallbeispiele entwickelt. So wurden den Schülern von den Mitarbeitern der Denkwerkstatt Orte, wie etwa die Lausitz in Deutschland oder Kalabrien in Italien, zugeteilt. Ihr neu angeeignetes Wissen und ihre Vorkenntnisse aus dem Unterricht haben die Jugendlichen angewandt, um herauszufinden, welche Herausforderungen diese Standorte betreffen. Passend dazu überlegten sie sich, wie die Probleme gelöst werden könnten, beispielsweise wie die Städte an Attraktivität für die Menschen gewinnen könnten.
Dabei sollten die Gruppen ihre Ergebnisse so aufbereiten, dass diese in höchstens 60 Sekunden vorgetragen werden können. Die Schüler sollten so tun, als würden sie für die Umsetzung ihrer Vorschläge Förderungen erhalten wollen. Dafür haben die Zwölftklässler die Zuhörenden innerhalb einer Minute überzeugen müssen. Nach den Vorstellungen konnte jeder Teilnehmer der digitalen Runde abstimmen, ob die Gruppe Fördergelder erhalten würde oder nicht.
Obwohl die Lösungsvorschläge allesamt individuell und kreativ waren, ließen sich insgesamt deutliche Parallelen erkennen. Jede Gruppe hat Wege präsentiert, wie der jeweilige Standort nachhaltig die Lebensqualität verbessern könnte. Die einzelnen Schwerpunkte haben sich dabei unterschieden. So könnte die Lausitz mit einer Universität junge Menschen anziehen – etwa mit einem grasbewachsenen Dach und der Verwendung von erneuerbaren Energien. In der Region Severozapaden in Bulgarien hingegen würden die Schüler die schwache Wirtschaft und Besiedelung mittels einer sehr guten Internetverbindung verbessern wollen. Mit fairen Löhnen und Arbeitsplätzen könnten sich die Zwölftklässler vorstellen, der Arbeitslosigkeit in der italienischen Region Kalabrien entgegenzuwirken. Die Verkehrsinfrastruktur auszubauen sowie ökologischen Tourismus zu erzielen, halten sie ebenfalls für einen realen Lösungsansatz.
Diese und weitere Präsentationen stießen bei den Zuhörern überwiegend auf Zuspruch. Das zeigten die Ergebnisse der Umfragen. Denn jede Gruppe überzeugte 70 bis 85 Prozent der Abstimmenden. Bei der Präsentation der Ergebnisse waren zudem zwei besondere Gäste anwesend: Jens Gieseke, Abgeordneter des Europäischen Parlaments (CDU), und sein Mitarbeiter Lars Hagemann. Neben den Schülern und Lehrern haben auch sie sich an den Umfragen beteiligt. „Hut ab – Kompliment für diese starke Leistung“, sagte Gieseke. Auch im Plenum des Parlaments haben die Redner eine Zeitbegrenzung, erzählte er. Nicht nur, dass die Schüler ihre Vorschläge kurz und konkret formulieren konnten, sondern auch die Inhalte haben den Politiker beeindruckt. Er selbst war aus Brüssel zu der digitalen Veranstaltung zugeschaltet.
Zum Schluss stellte sich Gieseke den Fragen der Zwölftklässler. Einige der Schüler zeigten weiteres Interesse an vorigen besprochenen Inhalten, wie etwa der Nutzung von Drohnen in der Mobilität. Aber auch über andere Themen – von Impfterminen bis Transparenz bei Sitzungen – sprach der Europaabgeordnete. Lehrerin Julia Klossek freute sich über den regen Austausch und die Übungen anhand der Fallbeispiele: „Im Unterricht fehlt manchmal die Zeit, um gewisse Themen noch weiter zu vertiefen.“
Die Zukunftswerkstatt ist Teil einer bundesweiten Veranstaltungsreihe der gemeinnützigen Denkwerkstatt „Eurosoc#digital“. Die Veranstaltungen „verfolgen das Ziel, dass sich junge Menschen mit langfristigen Entwicklungen in Europa und deren Auswirkungen auseinandersetzen und eigene Ideen für zukünftige Herausforderungen entwickeln“, sagt Lisa Janßen, Projektkoordinatorin.
So sollen die Schüler den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Staaten und Regionen in der Europäischen Union kennenlernen. Das Projekt wird von der Generaldirektion für Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission sowie der Beisheim Stiftung gefördert. Die Denkwerkstatt bringt mit ihren Diskussionsveranstaltungen deutschlandweit Europaabgeordnete in die verschiedenen Schulen.
Das Delmenhorster Max-Planck-Gymnasium hat nun zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit „Eurosoc#digital“ das Thema der Zukunft in Europa behandelt. Schon einmal haben Schüler der Erdkundekurse des zwölften Jahrgangs teilgenommen. Coronabedingt ist die jüngste Zukunftswerkstatt über eine digitale Videokonferenz abgehalten worden.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.