
Seit Oktober blickt ganz Deutschland in einem Rhythmus von ein bis zwei Wochen wie gebannt nach Berlin, um zu verfolgen, mit welchen neuen Einschränkungen zu rechnen ist. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist immer noch zu hoch, deshalb geht es auch an diesem Dienstag um weitere Verschärfungen der Regeln. Doch die Delmenhorster Perspektive hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten gewandelt. Im Oktober – als sich die zweite Infektionswelle langsam aber sicher abzeichnete – war die Delmestadt mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 ein bundesweiter Hotspot. Inzwischen liegt dieser auf 100.000 Einwohner berechnete Wert den fünften Tag in Folge unter 100, aktuell bei 81,2. Die Zahl der Neuinfektionen liegt unter dem Schnitt in Niedersachsen. Noch größer ist der Unterschied zur bundesweiten Inzidenz, die am Montag bei 145,4 lag.
Die Politik benennt immer wieder die zwei wichtigsten Ziele der Corona-Regeln: ein Sinken der Inzidenz auf unter 50 und eine Entlastung des Gesundheitssystems, insbesondere der Intensivstationen. Bei der Inzidenz zeigt der Trend in Delmenhorst in den vergangenen zwei Wochen in die richtige Richtung, auch wenn die kritische Marke noch nicht unterschritten ist.
Und auch im städtischen Krankenhaus, dem Josef-Hospital Delmenhorst (JHD), zeichnet sich eine deutliche Entspannung der Lage ab. Mussten sich die Ärzte vor zwei Wochen noch um 24 Covid-19-Patienten kümmern, waren es am Montag nur noch neun (siehe Grafik). Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch auf der Intensivstation. Von sieben Patienten am 4. Januar ist die Zahl auf drei gesunken.
„Die Tendenz ist hoch erfreulich, der Lockdown wirkt“, sagt Krankenhausleiter Christian Peters im Gespräch mit dem DELMENHORSTER KURIER. Trotzdem warnt er vor zu frühem Optimismus: „Wir sind mitnichten über den Berg. Deshalb geht es bei den Beratungen in Berlin auch um schärfere Regeln.“ In der Beurteilung der Pandemie bestehe aktuell große Unsicherheit, weil Mutationen mit erhöhter Ansteckungsgefahr entstanden seien. „Niemand kann genau sagen, wie sich die Variante aus Großbritannien auf das Infektionsgeschehen in Deutschland auswirken wird“, erklärt Peters. In England stehe das Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps. „In Delmenhorst könnte es aktuell auch die trügerische Ruhe vor dem nächsten Sturm sein“, meint der Krankenhauschef.
Die aktuelle Situation auf der Intensivstation bezeichnet Peters als „Möglichkeit, um Luft zu holen“. Seitdem die zweite Viruswelle durch Delmenhorst rollt, müssen sich seine Mitarbeiter durchschnittlich um sechs bis sieben Intensivpatienten kümmern, zwischenzeitlich waren es auch neun. Derzeit sind es zum Glück nur drei. „Die Kapazität liegt bei 16 Intensivbetten. Für diese Zahl an Patienten müssen dann aber auch alle Mitarbeiter verfügbar sein“, erläutert Peters. Durch Infektionen und Quarantäne-Fälle war dies zuletzt aber praktisch nie der Fall. Der JHD-Leiter setzt nun seine Hoffnung in den Impfstoff: „20 Prozent des Personals sind schon geimpft.“
Neben einem Schutz des medizinischen Personals verspricht sich das JHD von den Impfungen auch, weniger Menschen mit lebensgefährlichen Krankheitsverläufen behandeln zu müssen. Die zweite Dosis werden mobile Teams in den Alten- und Pflegeheimen in Delmenhorst vom 25. Januar an verspritzen. Am Freitag, 22. Januar, erwartet das Impfzentrum dafür die nächste Lieferung mit Impfstoff. Eine Woche nach der zweiten Spritze besteht laut des Herstellerduos Biontech/Pfizer dann ein 90-prozentiger Schutz vor schweren Corona-Krankheitsverläufen.
Im Josef-Hospital wird die Arbeitsbelastung allerdings auch mit weniger Corona-Patienten insgesamt hoch bleiben. „Wenn möglich haben wir in den vergangenen Wochen Operationen verschoben. Eine neue Prothese kann zum Beispiel auch einen Monat später eingesetzt werden“, erklärt Peters. Aber derartige Behandlungen ließen sich auch nicht ewig verschieben, deshalb müssten sie bei einer Entspannung der Corona-Lage zügig nachgeholt werden.
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