
Die engagierte Breitenarbeit der Musikschule Delmenhorst (MSD) umfasst auch die Angebote für Erwachsene. Die prägen auch das Erscheinungsbild des „N.N.Orchester“, das am Sonnabend wieder einmal ein Konzert gab. Und zwar in der Markthalle, die gut zur Hälfte besucht war. Das N.N. Orchester, das seit mehr als fünfundzwanzig Jahren unter der Leitung von Patrick Giron spielt, gehört zu den „Aushängeschildern“ der MSD, klagt aber derzeit über Nachwuchssorgen.
Man erinnert sich sicher an Zeiten, als in diesem Orchester auch jüngere MSD-Schüler saßen, deren Anwesenheit auch für den viel zitierten „frischen Wind“ im Orchester sorgten – wenngleich es ihnen womöglich an Orchestererfahrung mangelte. Die jugendlichen Musiker fehlen heute im Orchester. Gründe sind ohne Zweifel auch die gestiegenen schulischen Belastungen durch die Ganztagschule, über die ja auch Sportvereine klagen. Wie dem auch sei, das „N.N. Orchester“ sucht dringend und ganz besonders Holzbläser, Klarinetten und Querflöten. Interessierte können sich an die Musikschule an der Schulstraße wenden.
Das „N.N. Orchester“ spielt seine Konzerte seit jeher unter der Überschrift „Music just for Fun“. Wobei das Vergnügen nicht nur beim Zuhörer liegt, sondern spürbar auch bei den Musikern. Diese Ausstrahlung durchzog die gut siebzig Minuten Musik und war am nachdrücklichsten zu erleben in William C. Handys „St. Louis Blues“, mit blitzblankem Trompetensatz über dunklem Tubaklang. Die Posaunen hatten ihr launiges Solo, effektvolle Tempowechsel kamen punktgenau, und es herrschte fröhliche Streetband-Stimmung pur.
Schön getroffen waren auch die Naturstimmungen im von norwegischer Folklore geprägten „You raise me up“, das auch schon von Helene Fischer gecovert wurde. Das Solo blies Luis Pinzon-Assis mit weichem Trompetenton und beredter Ausdruckshaftigkeit. Er sang auch drei eigene, nachdenkliche Liebeslieder, die er in aktueller Liedermacher-Manier getextet und komponiert hat. Er begleitete sich selbst am Klavier, wobei dieses digitale, grauslich klingende Etwas den Namen Klavier eigentlich nicht verdient. Die Markthalle braucht dringend ein akzeptables Instrument, ist sie doch eine der wichtigen Musikspielstätten in unserer Stadt.
Ein richtiges Klavier hätte man auch dem jungen Klavierspieler Tobias Klaus gewünscht, der vier eigene Transkriptionen von großen Pop-Songs spielte. Das perfekt zum Tag der Maueröffnung vor dreißig Jahren passende „Wind of Change“ geriet ihm etwas holprig im Timing. Für Rod Stewards „Sailing“ und Michael Jacksons „Earth Song“ (der beim Schlagwort „Fridays for Future“ wieder hochaktuell ist) könnten ihm noch Ideen für mehr Abwechslung in den Strophen kommen.
Als Tobias Klaus sich für den Chuck Berry-Song Bassist und Schlagzeuger dazu holte, wurde es ganz schön rockig – da ging endlich die Post ab. Das „N.N Orchester“ war früher einmal auch mit Klavier besetzt. Wäre das nicht eine schöne Aufgabe für Tobias Klaus? Das Klavier hätte sich etwa gut gemacht als Klangfarbe im Orchester in Leonard Cohens „Hallelujah“, das mit seinem warmen Tenorhorn-Solo eindrucksvoll geriet.
Die Swing-Nummern, als da waren Neal Heftis „Li‘l Darling“ oder Klaus Achs ganz entspannt gespielte „Memory Jive“, hätten vielleicht mehr Druck vertragen können – manchmal plätscherte die Musik etwas vor sich hin. Posaunist Axel Schwirtz moderierte den Abend wie gewohnt plaudernd mit Geschichtchen und Geschichte um die Songs herum. Etwas weniger wäre auch hier wieder einmal mehr gewesen.
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