
Erst musste sie schließen, dann öffnete sie, dann wurde umgeräumt und jetzt ist wieder zu: Es hat lange gedauert, bis Claudia Meißner, Inhaberin des Second-Hand-Ladens „Annas Kinderstube“, Gewissheit hatte: Sie darf ihr Geschäft bis zum Ende des Lockdown nicht mehr öffnen.
Zu Beginn des zweiten Lockdown hatte Meißner ihren Kinder-Second-Hand-Laden geschlossen. „Daraufhin meldeten sich mehrere frisch gebackene Eltern bei mir, die mich darauf ansprachen, dass Babyfachmärkte trotz der Pandemie geöffnet bleiben dürften, weil Babys so schnell aus ihrer Kleidung herauswachsen, dass deren Eltern den Kauf neuer Kleidung nicht mehrere Wochen oder Monate hinauszögern könnten“, erzählt sie.
Daraufhin meldete sie sich beim zuständigen Ordnungsamt in Wildeshausen und fragte, ob das stimme. „Der Mann am anderen Ende konnte meine Frage nicht sofort beantworten, hatte am folgenden Tag allerdings eine Sitzung, bei der er das klären wollte“, erinnert sie sich. „Am nächsten Tag rief er an und informierte mich darüber, dass ich meinen Second-Hand-Laden öffnen dürfe.“ Daraufhin bereitete Meißner alles vor und schloss auf.
Einen Tag später standen dann zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Geschäft und stellten fest, dass Meißner dort nicht nur Baby-Sachen, sondern auch Bedarf für Klein- und Schulkinder verkauft. Daraufhin wurde ihr geraten, den Bedarf für Klein- und Schulkinder abzusperren, sodass nur der Bedarf für Säuglinge verkauft werden konnte. „Ich wollte noch wissen, wie genau Baby- vom Kleinkindbedarf unterschieden wird, also ab welcher Größe beispielsweise ein T-Shirt nicht mehr als Baby-, sondern als Kleinkind-T-Shirt durchgeht“, erzählt Meißner darüber hinaus. „Das konnten die Herren allerdings nicht beantworten.“ Die Geschäftsfrau räumte daraufhin die Babysachen nach vorne und alles andere in einen hinteren Teil des Ladens und sperrte diesen ab. Sie orientierte sich dabei an den Waren und Größen, die es auch bei einem Babyfachmarkt in Bremen gibt. „Die verkaufen die Größen 98 bis 104“, hatte sie herausgefunden. In Größe 104 passen allerdings auch schon Kleinkinder. Nach dem Wochenende kam dann die Ansage des Ordnungsamtes, dass sie komplett schließen müsse. „Es kamen Anfragen von anderen Geschäften, weswegen ‚Annas Kinderstube‘ öffnen durfte. Unser Team schaut aber ohnehin immer nach, wie die Lage vor Ort ist. Die Mitarbeiter stellten fest, dass Frau Meißner mehr Kinder- als Babysachen verkauft“, begründet Oliver Galeotti, Sprecher des Landkreises Oldenburg, auf Nachfrage die Entscheidung. „Sie verkauft auch Strampler, aber nicht in erster Linie. Sie muss schließen, weil sonst auch jeder Schuhladen, der Babyschuhe verkauft, geöffnet bleiben dürfte.“
Meißner machte in den Tagen, in denen sie ihren Laden geöffnet hatte, die Erfahrung, dass die Kunden tatsächlich nur Babybedarf kauften und dabei auch sehr zielgerichtet gewesen seien. Viele Eltern seien sehr froh gewesen, dass sie Second-Hand-Baby-Sachen kaufen konnten, denn der nächste Babyfachhandel sei wohl erst in Bremen. Doch das ist nicht der Hauptgrund, weswegen die Geschäftsfrau verärgert ist. Sie hatte gar nicht damit gerechnet, öffnen zu dürfen. Doch das Hin und Her der Behörden hat sie nun erheblich verstimmt.
„Dieses Hickhack ist auch für das Ordnungsamt ärgerlich“, räumt Galeotti ein. Wäre es da nicht ehrlicher gewesen, sich zuerst den Laden anzusehen und dann zu entscheiden, ob er öffnen darf oder nicht? „Das kann auch für Ärger sorgen“, befürchtet der Sprecher. „Wenn ein Händler sagt, dass er nur Babysachen verkauft und jemand vom Ordnungsamt vorbeikommt, um zu sehen, ob das stimmt, ärgert sich der Händler vielleicht, dass man ihm zuerst nicht geglaubt hat".
Ärgerlich war für Meißner auch, dass sie ihren Laden nun ganz umsonst umgeräumt hatte. Die Fehlinformation, dass das reichen würde, um das Geschäft öffnen zu dürfen, führt Galeotti darauf zurück, „dass die Verordnungen einer gewissen Dynamik unterliegen und sich fast alle vier Wochen ändern.“ Übrigens: Geschäfte, die aufgrund der Corona-Verordnung nicht gezwungen sind zu schließen, haben keinen Anspruch auf staatliche Hilfen, wenn sie es trotzdem tun.
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