
In dem von Konrad Hansen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschriebenen Stück „Bett un Fröhstück“ überzeugten die Amateurschauspieler mit gut herausgearbeiteten Charakteren, bei deren Darstellung auch die kleinen Details stimmten.
Da machte es sich bemerkbar, dass Berufsregisseur René Schack selbst als Pantomime auftritt. Keine Mimik wurde dem Zufall überlassen. In anderen Punkten traf die Genauigkeit leider nicht zu, da gab es einige Ungereimtheiten. Die Geräusche anfahrender Fahrzeuge hörte man, abfahrende nicht. Personen, die aus dem Regen kamen, erschienen ohne Schirm und vollkommen trocken. Ebenso verwunderte ein Abgang von Dagmar Albers alias Kitty, die auf ihr Zimmer wollte. Albers ging nach rechts ab, wo sich die Zimmer der Freunde von Hinnerks Töchtern befanden. Kittys Zimmer, in das Hinnerk gerade seine zweite Gespielin verfrachtet hatte, lag aber auf der linken Seite.
Verwirrend war auch die Ankündigung im Programmflyer, dass es sich bei „Bett un Fröhstück“ um einen Schwank handelt. Davon war Schacks Inszenierung weit entfernt. Ihr fehlte das Tempo, das man bei diesem Genre erwartet. Einen Schenkelklopfer hat der Profi nicht inszeniert, er setzte andere Akzente. Das begann schon beim weitläufigen Bühnenbild, wo der Oldenburger auf Minimalismus und Stilbrüche setzte. Der Mittelpunkt der Wohnstube einer Pension auf einem Bauernhof war ein herausstechendes rotes Sofa. Während ein Geweih an der Wand und ein Stoffbullenkopf über einer Tür noch ins Bild passten, waren die Big Ben-Nachbildung, der Getränkeglobus und der kleine grüne Glitzerhirsch gezielte Gegenakzente. Im spielerischen Bereich hat René Schack mit den Amateuren echte Typen herausgearbeitet.
Petershagen entwickelte sich im Laufe des Stückes immer mehr zum Lügenbaron und Wendehals, der nur noch mithilfe seiner plietschen Töchter aus seinem Schlamassel herauskommt. Sein anfangs großspurig vorgetragenes Selbstvertrauen geriet immer mehr ins Wanken bis hin zur Kapitulation. Der geschiedene Bauer, der die Idee einer Frühstückspension aus England mitgebracht hat, ist amourösen Abenteuern nicht abgeneigt. Gern heitert er Elke (Elga Eilers als liebesuchende Klette), die frustrierte Ehefrau seines Freundes Werner hinter dessen Rücken mit Schäferstündchen auf. Was er für sich in Anspruch nimmt, gesteht Hinnerk seinen Töchtern Rieke und Dörte nicht zu. Ihnen gegenüber mimt er den sittenstrengen Vater. Die Mädchen aber haben eigene Strategien, ihre Freunde Holger und Klaus beim Vater durchzusetzen.
Pia Korona feierte als Rieke einen erfolgreichen Einstand bei den Erwachsenen. Die aus der NTD-Jugendgruppe „Jungs un Deers“ hervorgegangene Korona setzte sich mit jugendlicher Frische zusammen mit ihrer Schwester Dörte gegen den Vater zur Wehr. Auch Jana Oetjen, die zum zweiten Mal bei den „Großen“ mitspielte, überzeugte als Dörte durch Ausdruckskraft und Natürlichkeit.
Tammo Albers als Schornsteinfegermeister und Politiker Werner Sinjen, Markus Weise als Feuerlöschvertreter Klaus Hader und Niklas Müller als Kunstmaler Holger waren nicht nur aufgrund ihrer den Typen sehr gut angepassten Kostüme Hingucker. In diesem Bereich schoss Weise den Vogel ab. Sein erster Auftritt ganz in feuerlöscherrot – wobei die roten Lackschuhe dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzten – war so herrlich schrill, dass die Zuschauer spontan lachten. Außerdem sorgte Weise im Zusammenspiel mit Petershagen für eine der eindrucksvollsten Szenen des Stückes. Seine Darstellung des von Hinnerk betrunken gemachten Klaus hatte großen Unterhaltungswert. Das traf auch auf Albers als rasend eifersüchtigen Ehemann zu. Müller überzeugte als realitätsfremder Maler in der Findungsphase. Weiteren Schwung ins Geschehen, und Hinnerk mit ihrem unerwarteten Erscheinen in arge Bedrängnis, brachte Dagmar Albers, die in der Rolle der Kitty Levermann ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte.
Am Ende gab es verdienten Applaus für ein Amateurtheater auf hohem Niveau.
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