
Das Coronavirus macht vielen Branchen zu schaffen. Die Bauwirtschaft im Landkreis Oldenburg scheint hingegen immun. Das zeigt sich in der Vielzahl an Baugenehmigungen, die das Bauordnungsamt im vergangenen Jahr erteilt hat: Es waren insgesamt 489 und damit 105 mehr als 2019. Laut Peter Nieslony, Leiter des Bauordnungsamtes, ist dies ein kreisweites Phänomen: „Die Gemeinden versuchen, dem Wunsch nach Baugrundstücken nachzukommen.“ Da bildet auch Dötlingen keine Ausnahme. Nachdem das Baugebiet Brettorf vollständig vermarktet und erschlossen ist, will die Gemeinde wegen der weiterhin großen Nachfrage nach Baugrundstücken in Neerstedts Westen ein neues Baugebiet entwickeln. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat mehrheitlich die Aufstellung des dafür benötigten Bebauungsplans 85 „Greveshauser Höhe“ beschlossen.
Grundlage für den Bebauungsplan ist ein städtebauliches Entwicklungskonzept. Dieses soll gewährleisten, „dass sich ein neues Wohnquartier für den Ort Neerstedt optimal an die vorhandene Bebauung anschließt“, erläuterte die Verwaltung in ihrer Beratungsvorlage. In drei Bauabschnitten soll nördlich der Straße Greveshauser Höhe ein Wohngebiet für bis zu 500 Einwohner entstehen. Auf einem Grünstreifen besteht noch Spielraum: Eine Kita, ein Spielplatz oder ein Seniorenwohnheim wären dort denkbar. Über das vom Planungsbüro Diekmann + Mosebach aus Rastede erstellte Konzept hatte zunächst der Arbeitskreis „Wohnen“ beraten. Im Bauausschuss Anfang März stellten es die Planer dann erstmals öffentlich vor. Dort stieß es trotz einiger Anmerkungen zunächst auf positive Resonanz.
Nur einige Wochen später – in der jüngsten Sitzung des Dötlinger Gemeinderates – sah dies dann etwas anders aus. Einige Fraktionen erklärten, dass das städtebauliche Entwicklungskonzept aus ihrer Sicht noch nicht rund sei. „Das Konzept sagt uns so nicht zu“, erklärte etwa Helge Vosteen (FDP). Seine Fraktion regte deshalb an, das Konzept zwar zur Kenntnis zu nehmen, es aber noch mal im Arbeitskreis beraten zu lassen. Diesem Vorschlag folgte die Mehrheit des Rates. Nur die SPD zeigte sich dem Entwurf weiterhin ohne Bedenken positiv gegenüber. „Wir finden das Konzept schlüssig – wir sollten es auf den Weg bringen“, sagte Rudi Zingler.
Die Idee der Liberalen ist es, in dem Arbeitskreis einen Ideenwettbewerb zu organisieren, um auch andere Unternehmen zu beteiligen. Bauamtsleiter Uwe Kläner erklärte dazu, dass ein Planer in der nächsten Sitzung des Arbeitskreises zu Gast sein werde, damit noch einmal diskutiert werden könne – danach werde man sehen, ob sich ein Ideenwettbewerb lohne.
Die deutlichste Kritik an den Plänen zu dem Baugebiet in Neerstedt kam aus den Reihen der Grünen. Ratsherr Dirk Orth fand, dass hier „der zweite vor dem ersten Schritt“ gemacht werde und wies darauf hin, dass die Folgen für die Infrastruktur mitbedacht werden müssten. „Die letzten Jahre haben besonders im Kindergartenbereich deutlich gezeigt, welche Folgen Zuzüge haben“, kritisierte Orth. Konfliktpotenzial sehen die Grünen außerdem bei der Anbindung an das Verkehrsnetz. Die derzeitige Planung sehe vor, den gesamten Verkehr von mehreren hundert Neubürgern über eine Wohn- und Spielstraße vorbei an einem Wohnheim für geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen zu führen. „Auch deshalb hätten wir uns gewünscht, dass den betroffenen Anliegern die Pläne vorgestellt werden und die Gelegenheit gegeben wird, ihre Bedenken zu äußern, ehe der Rat Beschlüsse fasst“, erklärte Gabriele Roggenthien, Fraktionsvorsitzende der Grünen, in einer Mitteilung im Nachgang der Ratssitzung.
Auch die Folgekosten eines neuen Baugebiets sind für die Grünen ein wichtiges Anliegen. So würden die Kosten der erstmaligen Erschließung von Infrastrukturen zwar im Rahmen der Erschließungsbeiträge refinanziert. „Jedoch tragen die mittel- und langfristigen Kosten für Betrieb, Unterhaltung, Instandsetzung und Erneuerung von technischen und sozialen Infrastrukturen eines Wohngebiets hauptsächlich die Kommunen und belasten damit den Ergebnishaushalt, der in der Gemeinde Dötlingen schon seit vielen Jahren in Schieflage ist und sich von Jahr zu Jahr zuspitzt“, erklärte Roggenthien. Ob Mehreinnahmen durch Einkommenssteuer und Grundsteuer die Folgekosten decken, sei zumindest fraglich.
Die Grünen bezeichnen die Ansätze der vorgelegten Planung grundsätzlich als gut. „Wir wollen einer strukturellen Entwicklung der Gemeinde auch nicht entgegenstehen“, betonte Orth. Die Kritik der Grünen bezieht sich vor allem auf die Eile bei diesem Projekt. Orths Appell lautete in der Ratssitzung deshalb: „Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen, um nicht über die gleichen Steine wie in den vergangenen Jahren zu stolpern.“ Diese Kritik wies Bürgermeister Ralf Spille zurück: Bei den letzten Baugebieten sei die Gemeinde nicht blauäugig vorgegangen. Dinge wie Folgekosten und Infrastruktur seien mitbedacht worden.
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wir wissen, man/frau lernt nie aus.
bei der belebung des walls ... schon vor jahren initiiert ... ist bislang noch ...