
„Mich hat dieser Beitrag aus einem Grund sehr traurig und enttäuscht gemacht“, schreibt unser Leser Frank Saffari zu einem Bericht über die Sichtung eines Eisvogels am Mili-See. Nun sei der Schutz dieses kleinen Vogels dahin. „Warum mussten Sie denn eine Ortsangabe drucken?“ Der Eisvogel sei gerade eben aus dem „Gefährdet-Status“ heraus. Darum treffe man den kleinen Saphir jetzt in Gegenden an, „wo sie sich früher nie gezeigt hätten“. Der Mensch würde den Vogel schon allein durch den Umstand stören, weil die Ufer der Wasserflächen beschnitten werden und „er somit kaum Sitzplätze zum Fischen findet“. Und nach Ansicht von Saffari gibt es kaum Seen oder Flüsse, wo er in Ruhe gelassen wird: „Er ist verdammt scheu, aber zuverlässig, was seine Sitzplätze angeht.“
Unserer Leserin Rosemarie Kulhoff, die das Foto eingesandt hatte, hält er vor, sie habe den Vogel gehetzt. Der Eisvogel habe es durch zugefrorene Wasserflächen zusätzlich schwer, nicht zu verhungern. Wenn er dann beim Jagen gestört wird, reißt er aus und bricht die Jagd ab. Durch die Ortsangabe in unserer Zeitung würden sich auch andere auf die Suche machen. Saffari befürchtet, dass viele „Fotografen“ nun rücksichtslos mit „ihren Teleobjektiven durchs Dickicht kriechen, um ein noch schöneres Bild zu machen“. „Wir haben hier bei uns zu Hause auch einen Eisvogel“, berichtet Saffari. Die Familie habe es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu beschützen. „Dazu haben wir schon mit der Naturschutzbeauftragten der Stadt Kontakt aufgenommen und klären Unvernünftige am Wasser auf.“ Fotografiert wird der Eisvogel nur durch eine Tarnung, um ihn nicht zu stören. „Dadurch hat meine elfjährige Tochter mit 300-Millimeter schon schönere Bilder von ihm gemacht.“
Generell teilt Christoph Kulhoff, der zusammen mit seiner Ehefrau schon ähnliche Aufnahmen an die Redaktion weitergegeben hat, die Ansicht von Frank Saffari. Diesen Winter haben die beiden Neu-Delmenhorster fünf Exemplare des Eisvogels im Bereich der Graft beobachtet. „Jetzt ist aber auch Schluss damit“, sagt Kulhoff. Denn er stellte bei den gesichteten Eisvögeln auch fest, dass sie mit der Paarbildung beginnen. Was für ihn und seine Frau gar nicht infrage komme, wäre ein Stören während der Brutzeit. „Wir setzen uns sehr mit dem Thema auseinander, wie es richtig ist, sich gegenüber der Natur zu verhalten“, sagt er.
Auf die Seite des Ehepaars Kulhoff stellt sich Uwe Handke. Der Diplom-Biologe ist im Naturschutzbund aktiv. In Delmenhorst ist er vielen bekannt, weil er Führungen zu Plätzen organisiert, an denen Fledermäuse beobachtet werden können. Die im DELMENHORSTER KURIER beschriebene Beobachtung eines Eisvogels hält er nicht für problematisch. Keinen Hinweis auf die Örtlichkeit einer solchen Beobachtung sollte es allerdings geben, wenn dadurch der Standort für ein Nest bekannt werde. Das Winterbild habe den Eisvogel bei der Nahrungssuche gezeigt. Die Witterungsverhältnisse hätten dazu beigetragen, dass der Eisvogel sein Revier dafür vergrößern musste. „Es ist wichtig, dass wir wieder mehr über unsere Umwelt lernen“, meint Handke. Er kritisiert eine zunehmende Entfremdung und dass die Natur gar nicht mehr real, sondern immer stärker virtuell wahrgenommen wird. Dadurch verlören die Menschen ihren Bezug zu den Lebensgrundlagen. „Wer kann auf Anhieb eine Eiche erkennen, oder eine Kohlmeise?“, fragt er.
Sicher, wendet Handke ein, bei Naturerforschungen soll der Mensch auf seinen Wegen bleiben und sensible Bereiche meiden. Bei einem Spaziergang durch die Graftanlagen böten sich schon viele Möglichkeiten der Naturbeobachtung. Bei seinen Fledermaus-Touren sei die Gefahr, die Tiere zu stören, ohnehin ganz gering. Aber es gehe ihm dabei auch darum, Menschen zu sensibilisieren, die Quartiere der Fledermäuse zu schützen. Licht könne ein Störfaktor sein. Wer ein altes Haus umbaue, solle darauf achten, ob sich Fledermäuse eingenistet haben. Er macht in Bezug auf den Fledermausschutz auch auf die Bedeutung von Bäumen als Quartiere aufmerksam.
Rosemarie Kulhoff hat gerade einen anderen Vogel am Mili-See fotografiert, es handelt sich um den Kormoran, der besonders bei Fischern einen schlechten Ruf genießt.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.