
Weihnachten – da kommt in diesem Jahr zum traditionellen Konsumtrubel noch die Beachtung einer Vielzahl von Vorschriften hinzu, betreffs der zu Weihnachten geltenden coronabedingten Kontaktbeschränkungen.
Dass Weihnachten aber noch etwas anderes ist, auch mit Nachdenklichkeit zu tun hat, daran erinnerte in ungewöhnlicher Form am frühen Montagabend eine sogenannte „Musikalische Andacht“ in der Apostelkirche. Sie beschäftigte sich mit der Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas-Evangelium erzählt wird. Dort geht es ausführlich auch um Elisabeth, die Cousine der Gottesmutter Maria, die mit ihrem Mann Zacharias in fortgeschrittenem Alter noch ein Kind bekam, was ebenso ungewöhnlich war, wie die unerklärliche Jungfrauenschwangerschaft der Maria.
Eigentlich ging es da auch einfach um „Frauengeschichten“. Anne Ziegler, Pastorin der Apostel-Gemeinde, und Stefanie Golisch, Sopranistin aus Bremen, haben diese biblischen „Frauengeschichten“ um die Geheimnisse von Vaterschaft, Empfängnis, Geburt und Mutterschaft in einen Dialog mit Musik geformt, der uns das in aller Menschlichkeit nahebringt. Das hat bei Pastorin Ziegler dann den belehrenden Predigt-Ton der Glaubensverkündigung. Stefanie Golisch hingegen vertritt die nachfragende, auch zweifelnde Rolle, das „ich kann das eigentlich nicht wirklich glauben…“. Geistlicher Rat weiß die Lösung: „Nein, musst Du nicht. Glaub doch einfach das, was Lukas schreibt: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Das reicht…..“
Dieser eher intellektuelle Dialog war auf erstaunlich dichte Weise mit der hier hochemotionalen Musik verbunden. Musik, die Stefanie Golisch mit einer wunderbar wandlungsfähigen Stimme gestaltete. Das einleitende „Tochter Zion“ (Georg Friedrich Händel) war von instrumentaler Beweglichkeit, verkörperte den barocken Weihnachtsjubel schlechthin und erhielt gleich großen Beifall.
Für Felix Mendelssohn-Bartholdys „Hark the angels herald sing“ hatte die Sopranistin einen feinen Volksliedton, den sie im „Maria durch ein Dornwald ging“ liebevoll ausformte bis hin zum bildhaften Aufblühen des „Da haben die Dornen Rosen getragen“. Die Klarheit ihrer fast vibratolosen Stimme war perfekt geeignet, den harmonischen Feinheiten des „Panis Angelicus“ von César Franck nachzuspüren. Folklore und Kunstgesang wurden eins in Stefanie Golischs Interpretation des irischen „Amazing grace“, und sogar das oft so unsäglich kitschige „Ava Maria“ von Bach/Gounod wurde hier mit virtuoser Nuancierung sängerisch gleichsam zelebriert und zum Kunstwerk geadelt. Der Weihnachts-Choral „Es kommt ein Schiff geladen“ wurde auf feinste melodische Wendungen hin ausgehorcht, Regers „Mariae Wiegenllied“ war wunderbar klangsinnlich gesungen und voll mütterlicher Zärtlichkeit. Händels „Joy to he world“ hatte festliches Pathos und das abschließende „Cantique de Noel“ nach Gebet und Segen entwickelte sich aus gespannter Verhaltenheit über dramatischer Bewegung hin zu atmender Ruhe. Stefanie Golisch begleitete sich selbst am Klavier, ist also nicht nur eine meisterhafte Sängerin, sondern auch eine überlegene Pianistin. Der Schlussbeifall war lang und begeistert.
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