Weyhe/Bremen. „Last Christmas, I Gave You My Heart“ ist kaum wiederzuerkennen, als die vier Musiker und ihre Weyher Sängerin Sarah Stockhausen zum Song ansetzen. Aus dem weihnachtlichen Popklassiker wird eine Beinahe-Hard-Rock-Version. So passiert es immer wieder mittwochs im Proberaum, lange Zeit in der Hausnummer neun – zuerst in Gröpelingen in einem Kellerloch, dann in einem Gebäude in Huchting, das gerade abgerissen wird. So jedenfalls entstand der Name der Band, die inzwischen in Bremen-Walle probt. Gestatten: Wednesday Nine. Mit dem selbstvergebenen Untertitel „Coverband neu definiert“. Wie sehr sie Weihnachten rocken kann, will sie am Sonnabend, 7. Dezember, bei einem Benefiz-Konzert in Bremen zeigen.
„Wir versuchen moderne Stücke einzurocken“, sagt Frank Bösebeck, Gitarrist der Band. „Dadurch klingen auch poppige Stücke etwas härter.“ Mit voller Absicht. Die Coversongs sollen einen eigenen Schliff bekommen und diesen Anspruch erfüllen die fünf Mittwochsneuner. Und das nicht nur für sich. „Wir wollen gute Laune fürs Publikum“, sagt der Ebenfalls-Gitarrist Gerrit Winter. Die Bühnenerfahrung der Musiker zeigt: „Die Leute wollen Gassenhauer hören, wo sie die Texte kennen“, meint Schlagzeuger Jan-Philipp Martin. Jeder darf zwei Songs vorschlagen und jeder hat ein Veto-Recht, sagt Winter. Dabei kommt inzwischen eine Playlist heraus, auf der der Deep-Purple-Klassiker „Smoke On The Water“ oder das Golden-Earring-Stück „Radar Love“ ebenso dazu gehören wie das Traditional „Whiskey In The Jar“ oder „Superstition“ von Stevie Wonder, und zwar in einer entfunkten aber dafür eben gitarrenlastigen Version.
Auf rund 40 Songs bringt die Band ihr Repertoire inzwischen. Vor Leuten spielen sie es bei etwa zehn bis zwölf Auftritten pro Jahr. „Viel mehr darf es auch nicht sein“, sagt Martin. Zuletzt haben sie ein sehr kleines Konzert – „grandios“ – im Bremer Blockland gegeben, im Sommer spielten sie auf dem Oldenburger Stadtfest um 20 Uhr – zur „Prime-Time“ – und Ende August vor mehr als 3000 Menschen auf dem letzten Summer-In-The-City-Konzert auf dem Kirchweyher Marktplatz. Auch hinter Gittern landeten die vier Bremer und die Weyherin zwei Mal, als sie Konzerte in der Forensik gaben, wo plötzlich Männer, „schwere Jungs“ (Bösebeck) miteinander tanzten. In Sachen Gigs machen Wednesday Nine „Sachen für wenig Geld“ (Winter). „Jede Mark, die wir einnehmen, geht in die Band“, wird investiert in neue Kabel oder die Proberaummiete. Anders werden soll das am Sonnabend, 7. Dezember, ab 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr) auf der Bremer Waldbühne im Bürgerpark. Dann geben sie ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Syker Kinderhospizes Löwenherz. Stark weihnachtlich angehaucht einigte sich die Coverband auf das Motto „Jingle Bell Rock“.
Beim Motto wie beim Anspruch und überhaupt: Wednesday Nine stehen beieinander. Bei den Bandwochenenden im Harz, wo sie sich jedes Jahr seit 2016 ein Haus mieten, die Nächte durchrocken, sich die Fingernägel kaputtspielen, Familie gegen Bandkollegen eintauschen. Auch dann, wenn Partys und Geburtstage abseits der Probentreffen anstehen. Oder als Basser Sebastian Keller starb. Im Gedenken an ihn bleibt er auf der Website Teil der Band, aber auch bei den wöchentlichen Proben in Walle, wo zum Proberaum auch eine kleine Privatkneipe gehört, die sie geschoss- und erinnerungsgerecht in „Bastls Keller“ benannt haben.
Dass die Gruppe zueinander gefunden hat, ist wohl so etwas wie ein geplanter Zufall. Winter und Martin, beide sind Nachbarn, trafen in ihrer Straße aufeinander. Winter trug eine Gitarre bei sich und das Gespräch nahm seinen Lauf. Zum Zuwachs führte dann eine Anzeige im Internet. So kam Sängerin Stockhausen dazu, die seinerzeit ebenfalls per Inserat suchte. Bald gab ein erstes Treffen. Das war am 6. Januar 2016. Winter rekrutiert Bösebeck beim Sommerfest in der Krabbelgruppe ihrer Kinder. Am Bass nimmt nach Kellers Tod Peter Hinrichs Platz. Beide kannten sich bereits lange vorher.
Alle fünf belebten, was sie schon viele Jahre in ihrem Leben begleitet: Musik. Stockhausen sang bereits im Schulchor und zehn Jahre lang in einer Band. Bei Martin fing es mit zwölf Jahren an. Nach zehnjähriger Pause stieg er nach dem Treffen mit Winter wieder ein. Hinrichs nahm die Gitarre erstmals mit neun in die Hand. Winter hatte 30 Jahre lang pausiert, bis seine Tochter beim Krabbeln seine Gitarre umzuwerfen drohte. Er rettete das Instrument und sein Hobby. Bösebeck startete mit 14: „Die Gitarre war immer da.“
Karten für das Benefizkonzert in Bremen gibt es in der Waldbühne am Tresen, unter www.eventbrite.com sowie per E-Mail an loewenherz@wednesdaynine.de. Der Eintritt ist eine Zehn-Euro-Spende.