Mit dem Fund eines verendeten Wildschweins in Uenzen geriet die Sache ins Rollen. Denn die Todesursache gab Anlass zur Sorge: Afrikanische Schweinepest. Die gilt für Menschen als unbedenklich, für Schweine hingegen gibt es gegen das hoch ansteckende Virus keinen Impfstoff, die Krankheit ist bei ihnen nicht heilbar. „Die Todesrate liegt bei annährend 100 Prozent“, lässt sich Amtstierarzt Dr. Nils Roloff zitieren.
Umgehend wurde vom Kreisveterinäramt in Diepholz ein sogenannter gefährdeter Bezirk mit einem Radius von 15 Kilometern eingerichtet. Einen Tag später aber die nächste schlechte Nachricht: Eine Infektion wurde auch bei einem Hausschwein festgestellt. Im Umkreis von drei Kilometern um das betroffene Gehöft wurde alles zum Sperrbezirk erklärt, der umgehend zu räumen war. Etwa 44 000 Schweine sollten gekeult werden.
Dass von diesen Ereignissen Mitte September nichts in der Zeitung zu lesen war, hat einen einfachen Grund: Bei dem beschriebenen Szenario handelte es sich nur um ein rein theoretisches – eine landesweite Tierseuchenübung. Kein Tier musste also getötet werden. Die einzelnen Schritte, um die weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern, wurden nur durchgespielt.
Was aber nicht bedeuten soll, dass eine solche Krise den Landkreis Diepholz nicht doch ereilen könnte. „Die Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest ist sehr real“, sagt Dr. Karljosef Graf, Leiter des Fachdienstes Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Kreishaus. An der Ostgrenze der EU, im Baltikum und Polen, gebe es derzeit rund 140 Ausbruchsfälle. Es müsse befürchtet werden, dass das Virus irgendwann auch auf Wild- und Hausschweinbestände in Deutschland übergreift. Das würde, so Graf, natürlich insbesondere für Region mit einer hohen „Schweinedichte“ – wie den Landkreis Diepholz mit etwa 780 000 Schweinen in 1100 Betrieben – eine „wirtschaftliche Dramatik“ darstellen. Das Thema sei folglich sehr aktuell und vor allem „praxisrelevant“. Auch das Ausgangsszenario für die Übung habe das Land Niedersachsen gut gewählt, meint der Fachbereichsleiter, schließlich seien in Osteuropa in erster Linie Wildschweine die ersten Überträger gewesen.
Bei der Probe des Ernstfalls sei es insbesondere um die schnelle Information aller betroffenen Gruppen gegangen: Jägerschaft, Landvolk, Landwirtschaftskammer sowie Krisenreaktionskräfte wie die Feuerwehr. „Es sind tatsächlich Pressemitteilungen angefertigt, nur eben nicht verschickt worden“, erzählt Thorsten Abeling, Teamkoordinator beim Veterinäramt des Landkreises Diepholz. Von diesem waren zwölf Mitarbeiter an der Übung beteiligt. „In der Realität hätten wir einen Katastrophenstab gebraucht, das wäre nur mit dem eigenen Personal nicht zu wuppen gewesen“, erklärt Abeling.
Aber wie gut gerüstet ist denn nun der Landkreis für Fälle der Afrikanischen Schweinepest? Seit Anfang dieser Woche kennt Karljosef Graf die Ergebnisse der Übung. Und er kann stolz berichten: „100 Prozent der Aufgaben haben wir erfüllt – besser geht es nicht.“