
Die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport sichert jetzt die Quartierszentren finanziell ab, heißt es am Freitag in einer gesonderten Pressemitteilung des Senats. Mit 850.000 Euro aus dem Landesprogramm Lebendige Quartiere sichert demnach Sozialsenatorin Anja Stahmann eine Sockelfinanzierung für die Quartierszentren in Stadtgebieten mit hohen sozialen Belastungen zunächst bis zum Jahresende 2021 ab.
„Das ist eine ausgesprochen positive Nachricht“, sagt Heike Binne, Quartiersmanagerin aus Lüssum, auf Nachfrage unserer Zeitung. Finanzielle Unterstützung aus dem Landesprogramm Lebendige Quartiere habe es laut Heike Binne erstmals im vergangenen Jahr gegeben. „Wir haben uns sehr lange dafür eingesetzt, dass diese Mittel aufgelegt werden“, berichtet Binne von dem gemeinsamen Engagement in den verschiedenen Quartieren. Die setzen sich für die unterschiedlichsten Projekte ein, um den Menschen in den Quartieren das Leben zu erleichtern, um soziale Nachteile auszugleichen, um Bildungsdefizite aufzufangen. Das Quartier von Heike Binne, Lüssum-Bockhorn beispielsweise, wird seit Jahren mit Fördermitteln unterstützt, um die Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern und die vielen, hier ansässigen geflüchteten Menschen zu integrieren.
Integration, dazu gehört auch, dass in den einzelnen Quartieren über die Vergabe der WiN-Mittel (Wohnen in Nachbarschaft) gemeinsam gesprochen wird. Über die Verteilung der Win-Gelder entscheiden beispielsweise die Bewohner des Quartiers Grohner Düne nach dem Konsensprinzip. In Lüssum-Bockhorn ist das Haus der Zukunft Anlaufstelle, hier trifft sich regelmäßig die Stadtteilgruppe, um über diverse Projekte zu diskutieren. Das WiN-Quartier Altes Zentrum Blumenthal – es geht dabei um den Bereich George-Albrecht-Straße und Mühlenstraße – ist mit seinem Start in 2014 noch relativ jung. Marßel ist wie Blumenthal ein Sonderfall. Es ist seit einigen Jahren ein „Gebiet mit flankierendem WiN-Mittel-Einsatz“ mit reduzierten Programmmitteln. Dieser Sockelbetrag dient dem Betrieb des Nachbarschaftshauses Marßel. Außerdem trifft sich regelmäßig der Quartiersrat.
„Den Quartierszentren fehlte bislang eine verlässliche Grundfinanzierung, viel Zeit und Energie haben die Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanager damit verbracht, immer neue Fördermittel zu beantragen“, macht auch Senatorin Anja Stahmann deutlich. In der Mitteilung aus dem Sozialressort heißt es dazu weiter: „Ich bin froh, dass wir jetzt erstmals die Finanzierung verbindlich aus dem Haushalt abgesichert haben.“
Diese Nachricht am Freitagnachmittag hat auch Quartiersmanagerin Heike Binne das Wochenende versüßt: „Mittel zu generieren, um verschiedene Projekte aus verschiedenen Töpfen finanzieren zu können, ist immer ausgesprochen mühsam. Da ist es eine sehr gute Nachricht, wenn Win-Projekte aus dem Landesprogramm Lebendige Quartiere eine Grundfinanzierung bekommen.“
Auch die Bremer Senatorin weiß um die Probleme: „Quartierzentren bündeln Angebote aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen“, sagt Anja Stahmann. Dazu gehörten je nach den Bedarfen im Quartier: Erziehung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Prävention, Sicherheit, Integration, Beschäftigung, Umwelt und nachbarschaftliches Zusammenleben. „Mit der Vielfalt ihrer kostenfreien oder kostengünstigen Angebote fördern die Quartierszentren generationen- und kulturübergreifend den Zusammenhalt“, macht Anja Stahmann die Wichtigkeit der Quartierszentren nochmals deutlich.
Die für 2021 beschlossene Sockelfinanzierung aus dem Programm „Lebendige Quartiere“, so die Senatorin weiter, werde vorrangig den laufenden Betrieb der Quartierszentren mit zurzeit jeweils 60.000 Euro absichern, „damit möglichst viele Ressourcen für die praktische Arbeit zur Verfügung stehen und die Angebote bedarfsgerecht weiterentwickelt werden können“. Damit stünden nun für Projekte auch wieder mehr finanzielle Mittel aus dem Programm Wohnen in Nachbarschaften zur Verfügung, aus denen die Quartierszentren bislang finanziert wurden. „Dadurch war ein erheblicher Teil der WiN-Mittel bereits gebunden. Dieses Geld steht jetzt wieder für die eigentliche Projektarbeit zur Verfügung.“
Das Landesprogramm „Lebendige Quartiere“, aus dem die Sockelfinanzierung sichergestellt wird, haben Senat und Sozialdeputation im Übrigen im September 2020 beschlossen. Es soll dazu beitragen, den sozialen Zusammenhalt in Bremen und Bremerhaven weiter zu stärken und die Ungleichheit zwischen den Quartieren zu verringern. Von der Sockelfinanzierung profitieren laut Sozialbehörde neben weiteren Bremer Zentren die Quartiere in Bremen-Nord mit Blumenthal, Grohn, Lüssum-Bockhorn und Marßel.
Wie es in den kommenden Jahren weitergeht, steht allerdings noch nicht fest. Laut Mitteilung werden die Haushalte für 2022 und 2023 derzeit im Senat verhandelt. Wenn es nach den Wünschen der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport geht, müsse diese Finanzierung für die Quartiere allerdings fortgeschrieben werden.
WiN-Mittel für die Quartiere
Da die jetzt beschlossene Sockelfinanzierung den laufenden Betrieb der Quartiere sichert, was zuvor aus WiN-Mitteln finanziert wurde, bleibt in der Folge mehr Spielraum für einzelne Projekte in den Quartieren, die mit WiN-Mitteln gefördert werden. Im Juni 2020 hat die Sozialdeputation über die Frage entschieden, wie die Quartiere, die bislang über das Programm „Wohnen in Nachbarschaften“ gefördert worden sind, künftig ausgestattet werden. Lüssum bleibt bei einer Förderung von 100 Prozent, das bedeutet eine Basisausstattung von 150.000 Euro jährlich. Dazu können jeweils weitere Projektmittel und Gelder aus Sondertöpfen kommen. Grohn, Marßel und Blumenthal werden mit 50 Prozent ausgestattet (entsprechend 75.000 Euro). Marßel und Blumenthal waren bislang niedriger eingestuft. Die Kaspar-Ohm-Straße in Aumund-Hammersbeck und das Alwin-Lonke-Quartier in Burg-Grambke werden im Rahmen des Programms „Lebendige Quartiere“ zunächst weiter beobachtet.
Im Übrigen kam das Gutachterbüro Empirica bei der Bewertung des Programm „Wohnen in Nachbarschaften“ schon 2019 zu dem Ergebnis, dass das Programm „mit vergleichsweise wenig Geld einen großen Beitrag leisten konnte, um sozialen Zusammenhalt, Integration und Teilhabe in den Win-Quartieren zu fördern“. Die Experten haben auch Verbesserungsvorschläge gemacht. Sie regen unter anderem an, das Aufgabenprofil der Quartiersmanager zu schärfen. Die Experten legen aber auch nahe, die WiN-Förderperiode bis 2025 festzulegen.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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