
Mahagoni, Chrom und Leder, edles Design und starke Motoren: Die Boote des italienischen Herstellers Riva waren dem Jetset der 1950er- und 1960er-Jahre gerade gut genug. Brigitte Bardot und Sean Connery sollen Riva-Boote besessen haben, ebenso wie Tankerkönig Aristoteles Onassis und Verleger Axel Springer. Heute werden für eine gut erhaltene 1962er-Riva-Tritone 290 000 Euro aufgerufen, manchmal auch deutlich mehr. Eine mit sechseinhalb Metern Länge vergleichsweise kompakte Riva Olympic von 1969 kann schon mal 75 000 Euro kosten.
Liebhaber, die nicht ihr ganzes Erspartes in eine Riva investieren wollen, müssen darauf hoffen, ein günstiges Restaurationsprojekt zu ergattern, oder sie bauen sich ihre Riva selbst. So wie Björn Prößler aus dem Graureiherweg im Lemwerderaner Ortsteil Barschlüte.
Das Zuhause der Prößlers war eines der ersten Häuser in der Siedlung. Was wie eine Garage aussieht, ist eine ausgewachsene Werkstatt. Nebenan arbeitet Björn Prößler daran, sich seinen Traum von einer Riva zu erfüllen. „Die fand ich als Kind schon klasse.“
Aufgefallen waren ihm die vom italienischen Bootsbauer Carlo Riva entworfenen Holzmotorboote in einem James-Bond-Film. Die elegante Erscheinung in tiefrotem Mahagoni hat es ihm seitdem ebenso angetan wie ihre charakteristische Form mit dem leicht ausgestellten Bug und dem schlank auslaufenden Heck, die glänzenden Chromteile, die Panoramascheibe, das übersichtliche Instrumentenbrett und die gepolsterte Liegefläche für das Sonnenbad.
Vor acht Jahren hat Prößler begonnen, sich ein Boot nach dem Vorbild einer solchen Riva zu bauen. Umfangreiche Konstruktionsunterlagen sollen von keinem der Modelle existieren, ist einem der Berichte über den 1969 an amerikanische Investoren verkauften Familienbetrieb zu entnehmen. Doch Prößler fand eine kalifornische Firma, die mit Bootsbauplänen handelt. Darunter war auch der Bauplan für ein Riva-Boot. Die Beschreibung hat er nur teilweise gelesen. Was er zu tun hatte, verstand er auch so.
Schon als Kind verbrachte der inzwischen 43 Jahre alte Prößler die Ferien auf dem Segelboot der Eltern. „Das Bootfahren ist mir in die Wiege gelegt worden.“ Mit 18 oder 19 Jahren besaß er sein eigenes Boot. Erste Erfahrungen im Bootsbau machte er einige Jahre später. „Irgendwann kam mein Bruder um die Ecke und erzählte von einem Holzboot. Es gehörte einem Rentner, der es verkaufen wollte.“ Prößler wurde sich mit ihm einig und erwarb den 4,30 Meter langen Außenborder. „Das haben wir wieder fit gemacht, es neu aufgebaut und neue Sitze eingebaut.“ Beliebtes Ziel der Familie wurde die Ortschaft Intschede an der Weser. „Dort gibt es ein Stück Wasserfläche, auf der man Wasserski fahren darf.“ Auch im Urlaub in Kroatien wurde das Boot intensiv genutzt.
Die Arbeit an seinem Riva-Projekt begann mit dem Kopieren des Bootsbauplans, einer auf den ersten Blick verwirrenden Zeichnung, die einem Schnittmuster gleicht. Mithilfe der Kopien übertrug Prößler die Formen der einzelnen Teile auf Holzbohlen, Sperrholz und Leisten. Zusätzlich zu den im Bauplan aufgeführten Teilen benötigte er einige weitere, denn er wollte das laut Plan 5,50 Meter lange Boot auf 6,70 Meter verlängern.
In ungezählten Stunden an Säge, Feile und Hobel entstanden nach und nach die Teile für das Bootsskelett aus Kiel, Steven und Spanten. Nachdem alles zusammengeschraubt und verleimt war, folgten der Zuschnitt und der Einbau der Querverstrebung zwischen den Spanten, die Deckbalken und schließlich die Arbeit an der Beplankung. „Schraubzwingen kann man nie genug haben“, lautet eine seiner dabei gewonnenen Erkenntnisse.
Prößler streicht mit der flachen Hand über die fugenlosen Bordwände. Sie bestehen aus zwei Schichten Bootsbausperrholz sowie einem drei Millimeter starken Furnier, passgenau zugeschnitten und gebogen, mit Epoxidharz verklebt und mithilfe von Unterdruck aufeinandergepresst. Wie der italienische Bootsbauer Riva hat auch Prößler überwiegend Mahagoni-Holz verbaut. Dabei fanden unter anderem die Stufen ausgedienter Treppen eine neue Verwendung.
Charakteristisch für ein Riva-Boot ist neben der Form und dem dunklen Mahagoni auch der Innenbordmotor mit dem satten Klang eines Achtzylinder-Benziners. Prößler hat sich für eine 5,7-Liter-Maschine von General Motors mit 230 PS und einem einfachen Getriebe mit Vor- und Rückwärtsgang entschieden. „Das ist von der Technik her relativ simpel.“ Der Motor wiegt etwa eine halbe Tonne, soll für eine sichere Lage auf dem Wasser sorgen und das Boot 60 bis 70 Stundenkilometer schnell machen. „Das ist auf dem Wasser schon eine ganz anständige Geschwindigkeit.“
Bis Prößler mit seinem neuen Boot zum ersten Mal auf die Weser hinausfahren kann, gibt es allerdings noch viel zu tun. Abgesehen von Motor und Getriebe fehlen dem Boot noch das Armaturenbrett, die Sitze, das Deck und die Riva-typische Liegefläche. Allein die noch ausstehende Lackierung – die Riva-Originale sollen ihr glänzendes Aussehen 17 Lackschichten verdanken – dürfte viele Stunden Zeit in Anspruch nehmen. So wie zuvor schon die Holzarbeiten. Denn um das zugeschnittene Holz zu verkleben, musste es warm sein. Damit das Harz aushärtet, braucht es Prößler zufolge Temperaturen von mindestens zehn Grad.
„Wenigstens zwei Jahre, dann würde ich das Ding gerne im Wasser haben“, antwortet Prößler auf die Frage nach dem Zeitplan für die Fertigstellung. Anfangs hatte er gehofft, für das ganze Boot nicht länger zu benötigen. Doch neben dem Hobby gab es auch die Familie und seine Arbeit, das Haus wollte in Schuss gehalten werden. Für die Arbeit an seinem Boot blieb dem Telekommunikationstechniker daneben immer weniger Zeit. „Die letzten drei Jahre waren traurig, was den Fortschritt angeht“, gesteht Prößler.
Seinem Spaß an dem Bootsprojekt konnte die Verzögerung nichts anhaben. Zwischenzeitlich entwickelte er sogar ein neues Faible für Handhobel. Prößler nimmt einen der Hobel in die Hand, schmal, handlich, in die Jahre gekommen und komplett aus Metall. Entdeckt hatte er ihn in einer aufgegebenen Tischlerei. Mittlerweile zählt er den Hobel zu seinen wichtigsten Werkzeugen, wenn es darum geht, das Boot in Form zu bringen. Solche Entdeckungen und die handwerklichen Herausforderungen, wenn es wieder mal etwas zu tun gibt, was er noch nie gemacht hat, machen die Arbeit am Boot für ihn so attraktiv. Prößler: „Das ist das, was Spaß macht.“
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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