
Während der Landkreis Wesermarsch mit seinen 90.000 Einwohnern ein eigenes Impfzentrum bekommt, müssen Menschen aus dem mehr als 100.000 Einwohner zählenden Bremen-Nord nach derzeitigen Plänen des Gesundheitsressorts zum Impfen in die City fahren. CDU und FDP stellen diese Pläne jetzt infrage und fordern ein Impfzentrum für Nord. Doch eine „breite Verteilung des Impfstoffs“ sieht das Ressort zunächst nicht vor.
In einem Interview mit unserer Zeitung hatte sich der Nordbremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bensch Mitte November für den Aufbau eines eigenen Impfzentrums für den Norden ausgesprochen. Diese Woche erneuert er seine Forderung: „Der Bremer Norden und der Bremer Westen dürfen nicht vergessen werden. Für unsere lang gestreckte Region von Farge-Rekum bis nach Gröpelingen brauchen wir idealerweise ein eigenes Impf-Center, denn es ist vielen Menschen insbesondere den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern kaum zumutbar, in Pandemiezeiten bis zu eineinhalb Stunden im oftmals unzuverlässigen öffentlichen Personennahverkehr zur Messehalle nach Bremen zu fahren und sich damit einer erhöhten Infektionsgefahr auszusetzen.“
Nach den Worten des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Magnus Buhlert haben auch die Freidemokraten ein Impfzentrum für Nord gefordert. „Warum sich Senat und Gesundheitsressort letztlich dagegen entschieden haben, entzieht sich meiner Kenntnis.“
Die FDP im Beirat Burglesum hat einen Dringlichkeitsantrag für die Beiratssitzung am 24. November vorgelegt. Demzufolge soll die Senatorin aufgefordert werden, zeitgleich mit dem Impfzentrum in der Innenstadt ein eigenständiges Impfzentrum für die Menschen in Bremen-Nord einzurichten. Fraktionssprecher Pius Heereman fürchtet anderenfalls eine geringere Akzeptanz des Impfangebotes. Er will das Thema zudem während des nächsten Regionalausschusses ansprechen: „Die Senatorin wird erklären müssen, warum man den Menschen in Bremen-Nord einen so langen Anreiseweg zumuten will.“
Während das Gesundheitsressort im Land Bremen mit den Messehallen und Bremerhaven zwei Standorte vorsieht, werden in Niedersachsen 60 Impfzentren entstehen. Das Konzept des Landes lege eine Berechnungsgröße von durchschnittlich 150.000 Einwohnern je Impfzentrum zugrunde. Es solle aber für alle Kreise mindestens ein Impfzentrum geben, so Jana Lindemann, Sprecherin des Kreises Osterholz, wo aktuell 114.409 Personen leben.
Der Landkreis Wesermarsch hat mit dem Gymnasium am Sankt-Bernhard-Hospital in Brake bereits einen Standort für sein Impfzentrum gefunden. Laut Landrat Thomas Brückmann war das Zentrum zunächst vakant, da der Kreis mit 90.000 Einwohnern unter der 150.000-Einwohner-Richtlinie liegt. „Da aber auch für die Bürgerinnen und Bürger der Wesermarsch eine Impflösung gefunden werden musste, haben wir uns bereits im Vorfeld mit dem Szenario eines eigenen Impfzentrums auseinandergesetzt.“
Für ein Impfcenter im Bremer Norden gibt es voraussichtlich auch nicht genug Impfdosen. „Wir stellen uns in der ersten Phase der Impfung darauf ein, dass wir nur ein sehr geringes Kontingent an Impfdosen zur Verfügung haben werden“, antwortet Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke), auf die Frage, warum für Bremen-Nord kein Impfzentrum geplant ist. Es gehe „noch nicht darum, dass die 'breite Bevölkerung' geimpft wird, sondern dass die vorhandenen Impfdosen gezielt eingesetzt werden“, erläutert er.
Ein großer Teil der Impfungen werde voraussichtlich nicht auf dem Messegelände, sondern direkt in Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen erfolgen: „Das trifft selbstverständlich auch auf Bremen-Nord zu.“ In den weiteren Phasen der Impfungen ginge es um eine breitere Verteilung des Impfstoffs. Fuhrmann: „Dabei ist geplant, dass beispielsweise auch niedergelassene Ärzte impfen werden.“
Es werde sich erweisen, ob lokale Dependancen sinnvoll sind, meint der Nord-Beauftragte des Senats, Martin Prange. Die SPD-Abgeordnete Ute Reimers-Bruns sagt, sie sei „nicht glücklich“, dass es kein Nordbremer Impfzentrum gebe. „Aber ich akzeptiere die Gründe dafür.“ Als „unbefriedigend, aber nachvollziehbar“ bezeichnet der Grünen-Abgeordnete Thomas Pörschke die Entscheidung, im Bundesland lediglich zwei Impfzentren einzurichten. Er spricht sich für den Einsatz mobiler Teams aus. „Gerade alten, behinderten und kranken Menschen sind lange Wege oft nicht zumutbar. Auch hoffe ich, dass bald Impfstoffvarianten verfügbar sein werden, die dezentral über Praxen und Apotheken verteilt werden können.“
Geht es nach der Linksfraktion im Beirat Vegesack, ist keine Kurskorrektur der links geführten Gesundheitsbehörde notwendig. Karl Brönnle: „Auch wenn es in Bremen-Nord gern geübte Praxis ist, sich von Bremen vernachlässigt zu fühlen: Die Erreichbarkeit des Bremer Impfzentrums auf der Bürgerweide ist mit circa einer halben Stunde von Vegesack aus alles andere als unzumutbar oder singulär für Bremer Verhältnisse.“ Karl Brönnle schlägt allerdings die Ausgabe von Taxenscheinen für Risikogruppen vor, die den Weg zum Impfzentrum mit dem ÖPNV nicht machen können.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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