
Abgasgeruch hängt in der Luft. Laura Gerberding quetscht sich auf dem Weg zu ihrem Kleiderhaken in der Wagenhalle an den beiden Löschfahrzeugen vorbei. Es gibt bei der Freiwilligen Feuerwehr Burgdamm keine Spinde, geschweige denn eine Umkleide. „Wir ziehen uns alle in der Wagenhalle um“, sagt die 23-jährige Feuerwehrfrau. Vor ein paar Wochen haben ihre Kollegen in Eigeninitiative eine Leichtbauwand gezogen. Nicht erst seit den Sexismusvorwürfen bei der Berufsfeuerwehr wird der Ruf nach gendersensibler Behandlung bei den Freiwilligen Wehren lauter.
Fast zehn Jahre ist es her, dass Feuerwehrfrau Kiko Taegeler aus Farge geklagt hat, dass sie sich zusammen mit den männlichen Kollegen im Feuerwehrhaus Farge umziehen muss. Die Hemmschwelle, in Unterwäsche zwischen den Kollegen zu stehen, sei besonders in der Anfangszeit bei der Wehr groß gewesen, sagte sie damals. Wenn’s brennt, fehle die Zeit, damit sich alle Frauen auf der Damentoilette im ersten Stock umziehen können. Eine Lösung des Problems werde es für die mittlerweile sechs Frauen der Wehr mit dem Neubau des Gerätehauses geben, sagt Wehrführer Holger Morisse. Ende des Monats soll dies bezogen werden.
Die Beispiele aus Bremen-Nord sind keine Einzelfälle. Während bei der Berufswehr Spinde und sanitäre Bereiche für Männer und Frauen selbstverständlich getrennt sind, stehen zahlreiche Freiwillige Feuerwehren bei der Frage der Geschlechtergerechtigkeit auf dem Schlauch. „Bei sieben von 19 Feuerwehrhäusern in Bremen sind die räumlichen Voraussetzungen für eine geschlechtergetrennte Umkleide mittlerweile geschaffen“, heißt es aus der Innenbehörde. Dass bei den zwölf übrigen Verbesserungsbedarf besteht, liegt auch für die Behörde auf der Hand. Zumal die Zahl der Frauen in den Feuerwehren stetig zugenommen hat.
Bei den Freiwilligen Wehren hat sich die Zahl der weiblichen Kräfte seit 2010 von 31 auf 64 aktive Feuerwehrfrauen mehr als verdoppelt. Bei der Berufswehr gibt es heute zwar ebenfalls mehr Frauen als 2010, aber die Zahl ist noch immer gering. Diese stieg im vergangenen Jahrzehnt von 18 auf 25 Frauen. „Erklärbar ist es unter anderem dadurch, dass die Arbeit der Feuerwehr im Hauptamt noch einmal körperlich belastender und anstrengender als im Ehrenamt ist“, heißt es bei der Bremer Feuerwehr.
Viele Frauen wünschen sich offenbar auch mehr Gendersensibilität. Die 23-jährige Laura Gerberding aus Burglesum zum Beispiel findet: „Das darf kein Egal-Thema sein.“ Gerade bei den ganz jungen Feuerwehrfrauen, die mit 18 Jahren von der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst wechselten, sei oft Unsicherheit zu spüren. „Vielen fällt es schwer, sich mit allen zusammen umzuziehen, und ich finde es nicht in Ordnung, wenn man sagt: ‚Stell dich nicht so an‘.“ Die Studentin und Schriftführerin der Wehr ist überzeugt, dass die baulichen Missstände eher abschreckend auf potenzielle weibliche Neumitglieder wirken. „Wir haben nur eine gemeinsame Dusche – und die befindet sich in der Damentoilette. Die benutzt natürlich niemand.“
Dass jetzt zumindest in der Fahrzeughalle eine Trennwand aufgebaut wurde, dafür haben die Männer in der Wehr gesorgt. „Das machen wir für unsere Frauen, das bezahlen wir aus eigener Tasche. Da unterstützt uns keiner“, so Wehrführer Andre Wenzig. Sein Stellvertreter Marcel Ekin würde gern auch für die Jugendlichen weitere Umkleidemöglichkeiten schaffen: „Die Mädels ziehen sich in der Küche um.“ Doch eine weitere Umgestaltung des Feuerwehrhauses sei aus Platz- und Kostengründen kaum darstellbar.
Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Silvia Neumeyer hatte bereits vor Jahren Mobilbauten als Provisorium für getrennte Umkleiden gefordert. Aus dem Plan wurde nichts. Nun fragt die Fraktion den Senat, wann Bremen denn Umkleidekabinen und Sanitäreinrichtungen für die Frauen der Freiwilligen Wehren im Stadtgebiet gewährleisten will. Die Frage soll noch zur nächsten Bürgerschaftssitzung eingebracht werden. Die Christdemokraten wollen auch wissen, ob bei der Planung auch die räumliche Trennung von weiblichen Mitgliedern der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr berücksichtigt werden.
Auf Anfrage unserer Zeitung berichtet Innenressortsprecherin Rose Gerdts-Schiffler, dass in den Feuerwehrhäusern Grambkermoor, Lesumbrok und Burgdamm getrennte Umkleiden geschaffen werden, sobald die drei Wehren zur Schwerpunktwehr West zusammengelegt werden. Eine Umrüstung der übrigen Feuerwehrhäuser erfolge innerhalb „der Verfügbarkeit der dafür erforderlichen Haushaltsmittel“. Bis dahin helfen sich die Brandschützer selbst: Im Feuerwehrhaus in Schönebeck zum Beispiel werde eine getrennte Umkleide „durch organisatorische Maßnahmen gewährleistet“, so Rose Gerdts-Schiffler.
Der Plan der Behörde, aus den Wehren Burgdamm, Lesumbrok und Grambkermoor eine Schwerpunktwehr zu machen, ist in Burgdamm bekannt. Er besteht schon länger. Auch der Landesfeuerwehrverband hat längst zugestimmt. Doch einen Zeitplan für die Fusion gibt es nicht. "Das steht in den Sternen“, sagt Feuerwehrchef Wenzig. Sorgenvoll schauen die Burgdammer in dieser Hinsicht nach Farge: Dort hat es 44 Jahre gedauert, bis die Pläne für das neue Gerätehaus umgesetzt waren.
Aktuell laufen Ermittlungen der Polizei wegen Verbreitung von rechtsextremistischem Gedankengut, Rassismus, Sexismus und Homophobie gegen Beschäftigte der Bremer Berufsfeuerwehr. Laut Staatsanwaltschaft dürfte eine Anzahl von 35 derzeit ermittelten Text- sowie Bilddateien als rassistisch, sexistisch, homophob oder frauenfeindlich einzustufen sein. Da die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, wollte sich die Berufsfeuerwehr nicht dazu äußern. Die Beschäftigten wünschen sich, dass das Thema Diversität insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Sexismus und Mobbing sachlich geführt wird, ohne einen Generalverdacht gegen alle Beschäftigte zu erheben.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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