
„Setzt du bitte deine Maske auf, bist du so lieb?“, fragt Stephan Wegner einen kleinen Jungen. Der Schüler hat seine Maske in der Jackentasche und holt sie eilig hervor, setzt sie auf und läuft weiter. Keine Minute später ist Wegner wieder gefragt: „Setzt du bitte deine Maske auf, bist du so lieb?“, sagt er erneut. Er könnte diesen Satz auch von einem Tonband abspielen, denn bei jeder Wiederholung klingt seine Stimme gleich: freundlich, aber bestimmt. Etwa 30 Mal wird der Schulleiter der Oberschule In den Sandwehen diesen Satz an diesem Morgen sagen.
Wegner und zwei weitere Lehrer haben sich entlang der Straße vor der Schule postiert, um die eintrudelnden Schüler zu empfangen. „Wir machen das zum einen, damit die Regeln eingehalten werden und zum anderen, damit die Eltern die Kinder nicht bis ins Klassenzimmer fahren“, sagt Wegner. Er ist Schulleiter im vierten Jahr, hatte immer wieder mit den bekannten Elterntaxis zu kämpfen. Mittlerweile klappt es besser. Doch der 58-Jährige weiß: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Das gilt auch für die Maskenpflicht. Die Schüler müssten den Stoff eigentlich erst auf dem Schulgelände tragen, doch Stephan Wegner und die Schulleitung haben kommuniziert, dass die Maske bereits auf der Straße aufgezogen werden soll. Aus gutem Grund, wie um Viertel nach Acht deutlich wird: Ein Extra-Bus der BSAG fährt vor und liefert rund 40 Schüler an der Haltestelle ab. Eng aneinander stapfen sie in Richtung Schule, haben dabei aber die Maske auf. Die meisten zumindest. „Setzt du bitte deine Maske auf, bist du so lieb?“, heißt es ein weiteres Mal.
Im Schnitt würden etwa zwei Schüler pro Tag ihre Masken vergessen, sagt Wegner. Dass es an diesem Morgen Fünf sind, ist damit ein klassischer Fall des Vorführeffekts. Dennoch lautet die primäre Devise des Schulleiters: Ballungen vermeiden. Das ist bei 768 Schülern gar nicht so leicht. Die Ankunftszeit wurde deshalb aufgeteilt, die Jahrgänge sollen möglichst im Abstand von zehn Minuten an der Schule ankommen.
An diesem September-Morgen klappt das, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, ganz gut. Auch in der Schule gehen sich die Schüler weitestgehend aus dem Weg. „Wir haben drei Eingänge, die wir auf die sechs Jahrgänge aufgeteilt haben“, sagt Wegner. Jeweils zwei Jahrgängen wurde ein Stockwerk zugewiesen, nach Möglichkeit sollen die Lehrkräfte nicht die Gruppen wechseln. Kommt es zu einer Corona-Infektion, müsste so nicht die gesamte Schule geschlossen werden.
Bevor die Schule im September wieder beginnen konnte, hatten sich die Verantwortlichen an der Oberschule In den Sandwehen ein Konzept überlegt. Für jeden Jahrgang gibt es in der Pause ein festgelegtes Areal, dazu haben die Fünft- und Sechstklässler klar definierte Zeiten in der Mensa. Desinfektionsmittel steht ohnehin an jedem Eingang. Das Einbahnstraßensystem, das bei der Wiederöffnung im Juni eingeführt wurde, inzwischen aber nicht mehr gilt, ist noch vorhanden. „Wir entfernen die Pfeile, Schilder und Markierungen auch nicht“, sagt Stephan Wegner. Drei Tage habe er mit dem Hausmeister und weiteren Helfern gebraucht, um die Schule zu präparieren. „Wir wissen ja nicht, ob wir das alles nicht nochmal brauchen“, sagt Wegner mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen.
Beim Gang durch die Schule fällt auf: Wann immer ein Schüler aus einem Klassenzimmer kommt, hat er eine Maske auf. „Die Regeln werden im Großen und Ganzen super eingehalten“, sagt Stephan Wegner. Einen großen Anteil daran hätten auch die Lehrkräfte: „Meine Kollegen ziehen super mit. Vor der Corona-Pandemie hatten sie ein oder zwei Mal in der Woche Aufsicht, jetzt ist es ein bis zwei Mal am Tag. Dazu bringt jede Lehrkraft seine Schüler in die Pause und holt sie auch wieder ab. Trotz der Mehrarbeit gibt es keine Beschwerden. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“ Bislang habe es weder unter den Schülern noch im Kollegium einen Corona-Fall gegeben.
Nach anderthalb Stunden Unterricht steht schließlich die erste halbstündige Pause des Tages an. Das Schulgelände ist mit Markierungen auf dem Boden und Absperrbändern in sechs Areale eingeteilt worden. Den Fünftklässlern steht neben mehreren Spielgeräten auch ein Beachvolleyballfeld zur Verfügung, auch die Sechstklässler haben viel Platz zum Spielen. „Die müssen sich auch bewegen“, sagt Wegner. Die Siebtklässler haben ein Areal inklusive des Fußballplatzes bekommen, die Achtklässler eine Mischung aus Grün und Beton. „Die Neunt- und Zehntklässler wurden zwei reine Betonareale zugewiesen. Aber das ist kein Problem, weil sie sich in der Regel auch nicht so viel bewegen.“
Ein Blick in die Zonen zeigt: Stimmt. In Grüppchen stehen die Neunt- und Zehntklässler herum, viel Bewegung gibt es nicht. „Theoretisch könnten sie ihre Masken jetzt abnehmen, weil sie in ihrem Jahrgang sind und sich nicht bewegen. Aber selbst hier tragen die Schüler ihre Maske, das ist vorbildlich“, sagt Stephan Wegner. Er selbst trägt die gesamte Zeit über eine FFP-2-Maske und findet das auch notwendig. „Ich muss ja mit gutem Beispiel vorangehen. Sonst wäre ich unglaubwürdig.“ Auf dem Weg durch die Areale fällt auf, dass es auf dem Schulhof deutlich ruhiger zugeht als sonst. „Durch Corona und die Regeln ist bei den Schülern etwas Spaß verloren gegangen, aber es darf nicht zu geordnet sein. Schule lebt auch von Spaß und Freude“, sagt Wegner.
Ist es in den Arealen der Siebt- bis Zehntklässler noch relativ ereignislos zugegangen, geht es im Areal der Sechstklässler richtig zur Sache. Ein Mädchen, dem die Ärmel verknotet wurden, stürmt lachend auf den Schulleiter zu: „Herr Wegner, Herr Wegner, schauen Sie mal.“ Weil sie von ebenfalls begeisterten Mitschülern verfolgt wird, ist ihr Besuch jäh beendet. Auf dem feuchten Rasen haben ein paar Jungs ihre Mitschüler huckepack genommen. Jetzt laufen und rangeln sie, bis sie herunterfallen und lachen.
Bei den Fünftklässlern wird noch mehr getobt: manche Kinder spielen Fangen, andere klettern auf den Spielgerüsten herum. Dann muss Stephan Wegner plötzlich ernst werden: Drei Mädchen haben mit Tannenzapfen nach zwei Jungs geworfen. Der Schulleiter stellt sie zur Rede – und bekommt eine bekannte Antwort: „Die haben angefangen.“ Der 58-Jährige macht eine klare Ansage und verweist auf die Null-Toleranz-Strategie bei Gewalt. Eine absolute Ausnahme sei das, sagt er kurz danach, bevor er angesichts der unterschiedlichen Areale festhält: „Zum Glück haben wir so ein weitläufiges Gelände. Ansonsten könnten wir bei der Vollauslastung, die eine große Herausforderung ist, die Regeln überhaupt nicht einhalten.“
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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