
Vegesack. Seit Mitte März ist das Vegesacker Geschichtenhaus geöffnet. Besucher werden von Akteuren in historischen Gewändern in stilechter Kulisse empfangen und erfahren Details über den Walfang und die Werften im Vegesack des 19. Jahrhunderts. Das sorgsam restaurierte, lichtdurchflutete Obergeschoss des ehemaligen Spicariums dient derweil dem Forum „Foto Kunst Bremen“ als Veranstaltungsraum. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsnehmerkammer Bremen ist hier noch bis zum 20. Dezember die außergewöhnliche Fotoausstellung „Exactitudes“ mit Werken der niederländischen Fotokünstler Ari Versluis und Ellie Uyttenbroek zu sehen.
„Der Bras-Chef Uwe Möhlmeyer hat uns gefragt, ob wir eine Idee für die Bespielung der Galerie haben“, erklärt Peter Schenk, Kulturreferent der Arbeitnehmerkammer. Es entstand das Konzept, Fotoausstellungen mit einem vielfältigen Begleitprogramm zu kombinieren, um möglichst viele Besucher ins Haus zu locken. Im Dezember endet diese auf ein Jahr terminierte Kooperation mit dem Beschäftigungsträger Bras, der sich für Langzeitarbeitslose stark macht.
Die Fotoausstellung im Geschichtenhaus erfährt bis dato aber nicht die gewünschte Aufmerksamkeit. Der Kulturreferent Peter Schenk, der die Schau im Auftrag der Arbeitnehmerkammer kuratiert hat, sucht nach einer Erklärung. „Wir bewerben die Ausstellung ziemlich heftig, aber das ist sehr unberechenbar.“ Bremen Nord sei offenkundig ein schwieriges Pflaster für zeitgenössische Fotografie und Kunst. „Aber wir können ja nicht nur Sonnenuntergänge und Meereslandschaften zeigen.“Gern engagiere sich die Arbeitnehmerkammer in Bremen-Nord, sagt Schenk, aber dass es hier eine Galerie im Geschichtenhaus gibt, muss viel besser kommuniziert werden.“ Ideal wären beispielsweise großformatige Transparente an der Fassade, meint der Kulturreferent und kreiert ein zynisches Motto für den Ist-Zustand: „Wir machen hier was, aber niemand soll es wissen.“
Die Fotoausstellung habe mehr Besucher verdient. „Knipsende Ärzte und Metzger gibt es überall, aber wir präsentieren hier die Fotografie als Kunst. Das ist auch eine handwerkliche Tätigkeit.“ Der Titel „Exactitudes“ sei womöglich etwas sperrig, begleite das Projekt der Fotografen aber schon seit mehr als 20 Jahren.
Seit 1994 präsentieren Ari Versluis und Ellie Uyttenbroek jeweils zwölf einander fremde, etwa gleichaltrige Menschen gleichen Geschlechtes aus derselben Stadt in derselben Pose vor weißem Grund. Rein zufällig tragen diese Männer, Frauen und Jugendlichen nahezu identische Kleidung und darüber hinaus ähnliche Frisuren, Tattoos, Kopfbedeckungen oder Handtaschen. Die Protagonisten werden von Scouts im Auftrag der Fotografen in Straßen, Clubs, Cafés, Kirchen oder Einkaufszentren gesichtet, angesprochen und ins Studio gebeten.
Da gibt es auf einem Blatt zwölf kahlköpfige Männer in beigefarbenen Multifunktionswesten, auf einem anderen posieren zwölf langhaarige, ähnlich gestylte Mädchen mit riesigen Handtaschen über dem angewinkelten Arm. Es gibt zwölf biedere Herren in unifarbenen Wollpullovern, zwölf tätowierte junge Männer mit Schirmkäppis und Boxershorts, die aus der Hose ragen – sowie zwölf ähnlich frisierte Frauen in quasi identischen Funktionsjacken.
Verblüffend ist dabei, wie diese scheinbar individuell zurechtgemachten Menschen einander ähneln, obwohl sie sich wohl nie begegnet sind. Daher rührt auch der Titel „Exactitude“ – von exact attitude. Will heißen: Gleiche Einstellung, Haltung, Pose und Gebärde. Ob gewollt oder ungewollt, lässt sich nahezu jeder Mensch einer Gruppe zuordnen. Individualität, so lautet die Botschaft an den Betrachter, scheint eine Illusion zu sein.
Nach dem Ende der Ausstellung „Exactitudes“ soll die Galerie im Obergeschoss des alten Speichers weiterhin für Ausstellungen genutzt werden. „Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht“, sagt André van Waegeningh, Leiter des Geschichtenhauses. Klar sei aber, dass sich der langgestreckte Raum nicht für Spielszenen eigne, da sich die Akteure im Erd- und Obergeschoss gegebenenfalls gegenseitig stören würden.
Auch als Konzertraum sei er nicht besser geeignet als die unteren Räumlichkeiten. Das Geschichtenhaus stehe aber mit anderen Kulturschaffenden in Bremen-Nord in Kontakt. Denkbar seien Kooperationen mit dem Overbeck-Museum, dem Schulschiff, dem Schloss Schönebeck und anderen Institutionen.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.