
Die Spatzen schimpfen lautstark vom Stalldach. Ansonsten ist es ruhig, als Claudia Wagner die Feile ansetzt. Das rotbraune Dressurpferd Nelly hält die Füße still, nur die Ohren zucken. Lautlos segeln Hornspäne zur Erde. Pediküre fürs Pferd sei für die Haltung und damit die Gelenke wichtig, sagt die Frau in der braunen Lederschürze. Sie ist eine Art Hufschmiedin ohne Eisen: Als Barhufbearbeiterin verzichtet Claudia Wagner bewusst auf Metallbeschläge. Bei ihr gibt's Hufpflege nur nach dem Vorbild der Natur. Barhuf laufen ist schließlich gesund.
Claudia Wagner aus Worpswede steht an diesem Vormittag im Pferdestall der Familie Scharffetter in Schwanewede und begutachtet fachmännisch Nellys Gang. Besitzerin Conny Mertens aus Ihlpohl führt das Tier am Strick einmal den Gang zwischen den Boxen hoch und wieder herunter. Die Hufe der 13-jährigen Stute klappern auf den regelmäßigen Betonsteinen, auch, wenn Nelly keine Eisen trägt.
„Sie hatte mal welche, aber sie läuft damit nicht gut“, berichtet Besitzerin Conny Mertens. Beschläge seien erfunden worden, um Pferde über möglichst weite Strecken nutzen zu können, erklärt Claudia Wagner. Bei Kutschpferden zum Beispiel seien sie heute noch sinnvoll. Bei Freizeitpferden hingegen sei ein Eisenbeschlag oft unnötig. Von Springpferden einmal abgesehen: „Viele Pferdebesitzer machen sich darum aber keine Gedanken“, so die Fachfrau.
Während Wagner schaut, wie Nellys Hufe beim Laufen auf dem Boden auftreffen, erzählt sie von einem amerikanischer Hufschmied, der in den 90er-Jahren Mustangs in Nevada in freier Wildbahn beobachtet habe. Und sie redet über Pete Ramey, der aus den Erkenntnissen dieses Hufschmieds eine individuelle Hufpflege nach dem Vorbild der Natur weiterentwickelt habe. Natural Hoofcare, zu Deutsch: natürliche Hufpflege, habe zum Ziel, Pferden zu gesunden Barhufen zu verhelfen. Dabei orientiert sich die Hufpflege nicht an Schablonen, die die richtige Hufform beschreiben, sondern am jeweiligen Huf, erklärt Wagner.
Die Hufbearbeiterin war früher Mediendesignerin. Als Pferdebesitzerin sattelte sie aus Überzeugung um. Sie habe sich weitergebildet und 2018 ihre eigene Firma gegründet. Statt Visitenkarten zu gestalten, kümmert sie sich jetzt ausschließlich um Pferdefüße. „Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles tue, wenn ich Pferden helfe. Pferde sind wunderbare, intelligente und sensible Geschöpfe." Nelly schaut treuherzig herüber. "Sie läuft nach innen", stellt Claudia Wagner mit einem Blick fest. Grund dafür ist ein alter Reitunfall: Pferd und Reiterin waren bei einem Ausritt am Strand schwer gestürzt, nachdem Nelly in ein Loch getreten war. Nach einer mehrjährigen Reitpause geht es nun aber auch wieder ins Gelände, erzählt Conny Mertens.
Um Nellys Hufe bei den Ausflügen vor Schottersteinen zu schützen, zieht sie ihrem Pferd Hufschuhe an. Es gibt sie in verschiedenen Größen. „Das Eisen des 21. Jahrhunderts ist das hier“, sagt Claudia Wagner und hält ein Kunststoffteil aus dem Drei-D-Drucker hoch, individuell angepasst. Der Hufschutz wird in dem Fall nicht genagelt, sondern geklebt.
Gute Hufbearbeitung fängt für Claudia Wagner im Kopf an. Deshalb bekommt Nelly jetzt erst mal ein Leckerli, bevor sie ihren Huf heben muss. Das kleine Stück Futter verschwindet im Sekundenbruchteil im weichen Pferdemaul. Dann rückt die Hufbearbeiterin ihren Hufbock in Position, was ein kratzendes Geräusch auf dem Boden verursacht. Nelly legt die Ohren an. Die Hufbearbeiterin schiebt den Bock beiseite. Sie kniet sich neben das Pferd und nimmt den Huf stattdessen auf den Schoss. „Das ist Nelly angenehmer.“ Dann setzt Wagner eins ihrer Messer am Strahl an, das weiße Horn in der Mitte des Hufs. „Der Strahl wächst und erzeugt Druck, wenn er nicht geschnitten wird“, erklärt sie und schält ein wenig Horn ab.
Im Hintergrund rauscht jetzt Wasser aus einem Schlauch. Eine weitere Reiterin spült Schlamm von den Hufen ihres Pferdes. Wagner knipst indes Stücke vom dicken Wandhorn mit der Hufzange ab. Dann kommt die große Raspel zum Einsatz, mit der die Kanten abgerundet werden.
In circa drei Wochen wird das Horn nachgewachsen sein, dann wird Frau Wagner bei Nelly wieder Huf halten.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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