
400 Jahre Museumshaven will Vegesack 2022 feiern. Nun fürchten Fachleute, dass die Geburtstagsgäste, darunter viele Schiffseigner von historischen Schiffen, nicht kommen können: „Wenn der Hafen nicht ausgebaggert wird, können wir keinen Havengeburtstag feiern“, sagt Rolf Noll vom Vegesacker Verein Kutter- und Museumshaven. Das Problem: Der Boden ist verseucht. Er enthält unter anderem PCB, Pestizide und Zinnverbindungen. Die Bagger- und Entsorgungskosten sollen nach Informationen unserer Zeitung bei drei Millionen Euro liegen.
Die Wirtschaftsförderung bestätigt auf Anfrage die hohen Kosten für Baggerarbeiten und Entsorgung. Der Betrag, teilt WFB-Sprecherin Andrea Bischoff mit, ergebe sich zum einen aus der Menge des Baggerguts, zum anderen aus der „hohen Schadstoffklassifizierung“. Die Wirtschaftsförderung verweist auf ein Gutachten aus dem Jahr 2014. Danach enthält der Hafenschlick PCB, Pestizide, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und organische Zinnverbindungen. Öffentlich machen möchte die Wirtschaftsförderung das Gutachten nicht. Dagegen würden „vergaberechtliche Gründe“ sprechen.
Laut Bischoff steht auch noch nicht fest, wo der Giftschlamm aus Vegesack entsorgt werden soll. Wegen der hohen Summen muss das Vorhaben ausgeschrieben werden. Einen endgültigen Fahrplan gibt es noch nicht, Andrea Bischoff sichert aber zu, dass die Baggerung vor dem Hafengeburtstag stattfinden solle. Der Senat soll sich vor der Sommerpause mit dem Thema befassen, die Deputation dann am 2. September.
Rund 30 Schiffseigner historischer Schiffe hat Rolf Noll für den Hafengeburtstag schon auf der Gästeliste. Der Verein gehört zusammen mit dem Schulschiffverein, dem MTV Nautilus, dem Stadtgartenverein, dem Geschichtenhaus und dem Vegesack Marketing zu den Organisatoren der Geburtstagsparty. Die Vegesacker wollen vom 3. bis 6. Juni 2022 richtig groß feiern, wie Noll sagt. „Es soll ein großes Beiprogramm geben.“
1622 legten die ersten Schiffe an: Der Hafen wurde laut Noll damals wegen der extremen Vesandung der Weser von Bremer Kaufleuten und dem Haus Seefahrt mit Hilfe niederländischer Wasserbauer errichtet. Der Hafen war ein Zentrum des deutschen Walfangs und gleichzeitig Urzelle des Boots– und Schiffsbaus in Bremen-Nord. Er beherbergte die größte Heringsfangflotte Europas. Erst nach der Gründung Bremerhavens verlor er seine überregionale Bedeutung.
Der Bauingenieur, Architekt und frühere Innendeputierte Rolf Noll hat 2006 geholfen, den Vegesacker Hafen in einen Museumshaven zu verwandeln. Seitdem wird nach alter Tradition das „v“ für den Museumshaven verwendet.
Die Mitglieder des Kuttervereins, darunter die Vegesack Logger BV 2 GmbH mit der „ BV 2 Vegesack“, der Verein Marine Tradition Vegesack Nautilus mit der Barkasse „Vegebüdel, dem Marinekutter „Vegevogel“ und dem Segelkutter „Vegefeuer“ und nicht zuletzt der Schifferverein Rekum mit dem „Feuerlöschboot 1“ haben sich der Traditionspflege verschrieben. Sie halten die historischen Schiffe in Stand und kümmern sich um die Aus- und Weiterbildung der Mitglieder.
Seit langem beklagen die Mitglieder das Schlick-Problem im Museumshaven. Schon vor Jahren hatte sich der heute 80-jährige Noll mit einem Antrag an das Bauamt Bremen-Nord gewandt und gefordert, dass die Schönebecker Aue umgeleitet wird, die in das Hafenbecken mündet. Durch die Aue versandet das Becken zunehmend. Laut Noll waren Hafen und Bach ursprünglich nicht verbunden. Doch die Idee der Umleitung der Aue konnte sich damals nicht durchsetzen. Rolf Noll glaubt, dass Angst vor Bauverzögerungen bei der Haven-Höövt-Umgestaltung eine Rolle spielten. „Aber es hätte sicher eine Lösung gegeben.“
Obgleich es zwischenzeitlich Teil-Baggerarbeiten gab, ist das Schlick-Problem im Hafenbecken größer denn je: „An einigen Stellen ist der Hafen bei Niedrigwasser nur noch einen Meter tief – insbesondere da, wo die Aue reinplätschert. Da hatte sich ein richtiger Berg gebildet.“ Rolf Noll sagt, dass mit der Versandung der komplette Hafengeburtstag in Gefahr ist: „So kommen die Schiffe nicht in den Hafen.“
Mindestens drei Meter tief müsste der Hafen ausgebaggert werden: „Sonst können wir irgendwann den Laden dichtmachen.“ Der Verein hat die notwendigen Arbeiten längst bei der Wirtschaftsförderung beantragt. Noll geht davon aus, dass der Schlick insbesondere durch Einträge von Düngemitteln in die Aue und durch die Entwässerung der anliegenden Straßen und des Bahnhofvorplatzes belastet ist. „Wir hatten auch schon Öl im Hafen. Da wurde dann festgestellt, dass es einen missglückten Ölwechsel auf dem Parkplatz des Baumarkts gab.“
Mitte des Monats steht ein Treffen mit Vertretern der Wirtschaftsförderung in Rolf Nolls Kalender. Bei der Besprechung um die Zukunft Deutschlands ersten künstlichen Hafens gehe es nicht nur um die Interessen eines Vereins, betont der Vorsitzende. „Wir sind ein wichtiges Mitglied der ganzen maritime Meile; bei uns sind die Schiffe der Eigner und der anderen befreundeten Organisationen Mitglied.“
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
...